1808 - Landung auf Lafayette
einer Stunde begann sie zuerst zu delirieren, dann fiel sie ins Koma. Ich habe euch nicht geholt, weil mir klar war, daß sie nie mehr erwachen würde. Vor ein paar Minuten hat sie aufgehört zu atmen; die entsprechenden Zentren in ihrem Gehirn müssen ausgefallen sein, und ihre Organe haben die Arbeit eingestellt. Mit den hier verfügbaren Mitteln konnte ich nichts mehr für sie tun."
Michael Doucet hieb mit der Hand auf die Erde und sprang auf.
„Es reicht!" rief er. „Wir müssen etwas unternehmen!"
„Reiß dich am Riemen, Junge", knurrte Fran Duret. „Genau das sollt ihr eben nicht tun. Wir sollten machen, daß wir hier wegkommen. Den Autopiloten einstellen und mit Höchstgeschwindigkeit ab nach Swamp City Wir haben sonst keine Chance."
„Leider haben wir die auch so nicht", meldete sich ein Techniker zu Wort. „Wir haben die Shifts untersucht. Der eine Liga-Shift ist völlig im Eimer, der andere und unser eigener Shift haben bei der Landung einiges abbekommen und müssen zuerst repariert werden, bevor wir weiterfliegen können. Und das dauert, weil wir nur Notwerkzeug haben und außerdem geistig nicht besonders rege sind."
„Wie lange?" fragte Aaron Cremer knapp.
„Ein, zwei Tage. Wir haben schon angefangen, aber jede körperliche Anstrengung .kostet mindestens eine Viertelstunde Pause. Wir haben den Eindruck, als ob uns der Kopf platzen würde. Und wir müssen die Shifts in Ordnung bringen, einen zweiten Absturz dürfen wir nicht riskieren."
Der LFT-Kommandant nickte. „Dann werden wir uns inzwischen bei den Fremden umsehen."
Er musterte Fran Duret, die fast direkt vor ihm stand und ihm an Körpervolumen vollkommen ebenbürtig war.
„Ich denke dabei auch an die anderen auf Lafayette. Wenn es das einzige Schiff ist, können wir vielleicht etwas bewirken."
Fran Duret maß ihn von oben bis unten. „Ein Opfer also."
„Wenn es sein muß."
Einen Moment starrten. sie sich stumm in die Augen, dann nickte die alte Lafayetterin. „Leider muß es wohl sein."
„Wir werden dich begleiten, Aaron", sagte Anja Shriver.
Sie deutete auf sich, Michael Doucet, Dewey Balfa und fünf Wissenschaftler. Die Menschen hatten sich alle bewaffnet und Antigravaggregate umgeschnallt.
Das brachte Fran Duret aus der Fassung. „Hast du nicht gehört, was er gesagt hat?"
Die Xeno-Biologin nickte. „Trotzdem muß ich mitgehen, Fran. Kannst du das nicht verstehen?"
Fran Duret brummte widerwillig. „Ich hoffe, daß es nicht zum Äußersten kommt."
„Wir werden sehr vorsichtig sein, ich verspreche es dir. Ich lege keinen Wert auf eine kriegerische Auseinandersetzung, und ich werde das Kommando haben. Aaron wird sich nach uns richten müssen, nicht umgekehrt." Sie sah den Kommandanten an. „Einverstanden?"
„Einverstanden. Trotzdem werden wir für alle Eventualitäten gerüstet sein."
Aaron Cremer ließ das schwere Geschütz aus dem Wrack des Shifts ausbauen und auf einer Antigravplattform befestigen.
Während sie sich auf den Aufbruch vorbereiteten, lachte Michael Doucet plötzlich los. Es war ein schmerzvolles, hysterisches, verzweifeltes Lachen.
„Freunde", sagte er, „wenn ich euch so anschaue, wird mir schlecht. Wie habt ihr euch das eigentlich vorgestellt, daß wir dort ankommen sollen? Kennt ihr den Weg? Bringt ihr eure fünf Sinne soweit zusammen, das zu schaffen?"
Betretenes Schweigen trat ein.
„Ich folge einfach meinem Gefühl", behauptete Aaron Cremer.
„Und landest im erstbesten Sumpfloch", erwiderte Dewey Balfa. Dann deutete er auf Pepe und Joseph Broussard. „Ohne die beiden schaffen wir es nicht."
Pepes Adamsapfel begann aufgeregt zu hüpfen. Ersah Joseph an. „Was meint er damit?"
„Er meint, daß wir beide die Truppe führen sollten", antwortete der Cajun ruhig.
„Immerhin kennt ihr den Sumpf wie kein anderer."
„Und ich bin immun. Pepe ist nicht ganz so betroffen wie ihr."
„Was für eine Ironie", murmelte Aaron Cremer.
Der ehemalige Beausoleil wandte sich ihm zu und lachte rauh. „Das kannst du laut sagen, Freund."
Er nickte Pepe zu. „Hol Bunny! Er soll uns ebenfalls begleiten. Wenn schon, dann das gesamte Team."
Fran Duret stand ruhig da, ohne einen Ton von sich zu geben. Sie rührte sich auch nicht, als Pepe sie zutraulich umarmte und ihr versprach, alles wiedergutzumachen.
Joseph lächelte ihr nur kurz zu, und sie nickte. Dann wandte sie sich ab, um sich um Ira Roussots Beisetzung zu kümmern. Niemand sah die Tränen, die dabei über ihre Wangen liefen.
Kurz
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