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1808 - Landung auf Lafayette

Titel: 1808 - Landung auf Lafayette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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darauf brach die Gruppe auf.
     
    *
     
    Joseph Broussard hatte keine Orientierungsschwierigkeiten. Er hielt sich an die vorhandenen Informationen und suchte wie ein Pfadfinder seinen Weg durch die Sümpfe.
    Pepe, der anfangs eifrig mit dabei war, fiel bald aus. Ihm machte die Strahlung, je näher sie den Fremden kamen, immer mehr zu schaffen.
    Die anderen hielten sich gut, soweit es ging, trotz der Schmerzen. Joseph mußte etwa alle zwei Kilometer eine Pause einlegen, in der er betäubende Medikamente verabreichte und ein kurzes Nickerchen gestattete. Je weiter sie vorankamen, desto verwirrter und unaufmerksamer wurden seine Gefährten, einschließlich Pepe.
    Nur er und Bunny blieben völlig unbeeindruckt. Der Roboter hopste voraus, um die Lage zu erkunden und eventuelle Stachler zu orten, und Joseph achtete ängstlich auf jeden Laut. Der Weg an sich war nicht schwierig, da alle flogen; trotzdem gab es noch genügend Gefahren.
    Doch alles blieb ruhig. Die Tiere schienen sich verborgen zu halten oder geflohen zu sein.
    Was für eine befremdliche, unheimliche Situation!
    Joseph war vor Jahren nach seinem Unfall nach Lafayette gekommen, weil ihm hier alles vertraut war.
    Es war sein Geburtsort, seine Heimat, die er kannte wie sich selbst.
    Niemals hatte es hier eine Form von Bedrohung gegeben. Es war der richtige Ort für einen alternden Mann, um das Leben und die Natur zu genießen.
    Und von einem Moment zum anderen war alles anders geworden. Er verstand nicht, was um ihn herum vorging, er begriff nur, daß seine Welt bedroht war und er als einziger noch in der Lage war, sich zurechtzufinden.
    Seine Freunde und Gefährten, die normalerweise viel vernünftiger waren als er, ohne närrische Gedanken, Träume und Erinnerungen an eine längst vergangene Zeit; diese Menschen, zu denen er in gewisser Weise stets aufgeschaut hatte, waren völlig verändert. Die einfachsten Handlungen waren zum Problem geworden, sie redeten umständlich, wirkten so schwach und sogar ängstlich.
    Wenn er nur wüßte, was er tun konnte, um ihnen zu helfen. Sie durch den Dschungel zu führen war nicht genug. Das konnte jeder, der auf Lafayette geboren war. Aber es schmerzte den Cajun, daß sie so litten und immer mehr zu seelischen und körperlichen Wracks wurden. Drei Opfer des Wahnsinns hatte es bereits gegeben.
    Was waren das nur für Wesen, denen der Schmerz anderer völlig gleichgültig war, ja, die ihn sogar selbst absichtlich verursachten?
    Sollte er, als einziger Immuner, versuchen mit ihnen zu reden? Aber würden sie ihm überhaupt zuhören, einem närrischen alten Mann, der nicht mehr alle Sinne beisammen hatte?
    Joseph wußte genau, daß etwas mit ihm geschehen war, seit seinem Unfall. Diese Erinnerungslücken, die seltsamen Träume.
    Manchmal, wenn er ein Gespräch zwischen Michael und Dewey mitbekam, begriff er nur zu deutlich, daß er nicht mehr derselbe war. Daß er früher zwar große Dinge geleistet hatte, daß das jetzt jedoch für immer vorbei war. Da half es auch nicht, den Schmerz der Gedanken in die Alpträume der Nacht zu verdrängen.
    Seine heitere Wesensart ließ es jedoch nicht zu, daß er sich allzulange mit diesen Dingen befaßte. Er vergaß sie wieder und wandte sich den für ihn wichtigeren Dingen zu.
    Joseph ging über vieles mit einer Leichtigkeit hinweg, über die andere ihre gebildeten Köpfe schüttelten.
    Sie konnten nicht wissen, daß das der einzige Weg für ihn war, zu überleben.
    Der alte Beausoleil liebte das Leben, und er war glücklich, am Leben zu sein. Dankbar für jeden Tag.
    Er wußte, daß er vieles vergessen hatte und vieles nicht mehr begreifen konnte. Alles, was ihm geblieben war, war seine Musik und die Erinnerung an die Historie Terras, mit der er sich seit frühester Kindheit beschäftigt hatte und die untrennbar mit der Musik verbunden war.
    Und Pepe. Er liebte den Jungen, als sei er sein eigener Sohn; den Unterschied zog er schon lange nicht mehr. Pepe war das einzige Wesen, das seinen Schutz brauchte, für das er sorgen konnte und das ihn ernst nahm.
    Pepe liebte ihn, was beinahe genauso wichtig war, er sah in ihm seinen Vater. Manchmal, wenn Pepe schlechte Träume hatte und nach seinem Vater rief, war Joseph bei ihm. Dann kam es beiden so vor, als wären sie schon immer zusammengewesen, als wären sie wirklich Vater und Sohn.
    „Joseph, ist alles in Ordnung mit dir?" erklang eine sanfte Stimme in seine aufgewühlten Gedanken.
    Joseph sah Anja in die Augen. Sie sah müde aus, und doch

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