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1808 - Landung auf Lafayette

Titel: 1808 - Landung auf Lafayette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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führte.
    Vieles an Pepe erinnerte an ein Tier: seine Gewandtheit im Klettern, seine Art; sich lautlos zu bewegen, sobald er aus dem Camp heraußen war, sein müheloser Wechsel zwischen Schlaf und Aktivität, seine unbekümmerte Begeisterung bei jeglichem Essen, seine mangelnden Tischmanieren, sein ungeschicktes Verhalten Menschen gegenüber, das im krassen Gegensatz zu seinem Geschick im Umgang mit der Technik stand - und seine rührende Naivität.
    Manchmal unternahm der eine oder andere, auch Joseph selbst, den Versuch, mehr aus ihm herauszubekommen: Weshalb hatte er seine Eltern, seine gewohnte Umgebung verlassen und war allein im Camp aufgetaucht?
    Aber Pepe tat stets, als könnte er die Fragen nicht verstehen; weder reagierte er erschrocken noch traurig oder verschlossen. Er blieb völlig gleichmütig, erzählte manchmal ein wenig aus dem Leben im Dschungel, aber nie genug, um sich einen Reim darauf bilden zu lassen.
    Für Joseph Broussard war es nicht so einfach mit dem Nickerchen. Er war mehr als hundert Jahre älter, und er fürchtete stets die ersten Traumbilder nach dem Einschlafen. Daher rauchte er meistens vor dem Schlafengehen in einer kleinen Pfeife ein bestimmtes Kraut, das auf Nordika wuchs und eine beruhigende Wirkung zeigte, zugleich die Durchblutung verbesserte und die Atemwege erweiterte. Da Pepe kein Ansprechpartner mehr war, entschloß Joseph sich zu einer Pfeife, um vielleicht ebenfalls ein Nickerchen halten zu können. Außerdem hielt der Rauch die Mückenschwärme wenigstens ein bißchen ab.
     
    *
     
    Während die beiden friedlich schlummerten, herrschte in den verschiedenen Labors und Stationen des Camps ein hektisches Treiben, um auf den wichtigen Besuch vorbereitet zu sein. Keiner wußte so recht, was er von der Delegation halten sollte.
    Jeder hoffte natürlich auf ein höheres Budget, um die Einrichtungen zu verbessern. Andererseits aber fühlten sich alle im normalen Ablauf gestört und waren wütend auf ihre eigene Nervosität.
    Durch die Hektik fielen die Probleme mit den schlecht laufenden Versorgungssystemen noch mehr auf: Alle liefen in völlig durchschwitzter Kleidung umher, die meisten hatten sich ein Handtuch um den Nacken gelegt, mit denen sie alle paar Minuten die schweißnassen Gesichter abwischten.
    „Egal, was dabei herauskommt", knurrte Anja Shriver, selbst schon völlig durchweicht, >das Budget für die Versorgungssysteme werde ich mit Sicherheit bekommen, und wenn ich sie alle im Dauerlauf hier durchjage. So kann man nicht mehr arbeiten."
    „Du solltest jetzt mal nach draußen gehen", keuchte ein Lafayetter, der einige Kisten hereinschleppte.
    „Da haut es dich glatt um. Ich weiß nicht, wie unsere beiden Käuze das aushalten. Ich habe sie vorhin gesehen; sie liegen direkt am Becken und schnarchen friedlich vor sich hin. Ich bin zwar hier geboren, aber das ist selbst mir zuviel."
    „So ist das eben in der Regenzeit", sagte sein Kollege gleichmütig; für die örtlichen Verhältnisse ein Riese von Mann, der unermüdlich arbeitete, zu jeder Stunde im selben Tempo, niemals schnell, niemals langsam, wie eine Maschine.
    „Aber so muß es nicht hier drin sein", unterstrich die Xeno-Biologin ihren Entschluß. „Dafür werde ich morgen sorgen, das verspreche ich euch."
    Sie lächelte und fuhr sich zum hundertsten Mal mit dem feuchten Arm über ihr nasses Gesicht. Da der Arm nicht mehr sonderlich sauber war, hinterließ er eine feine graue Spur quer über der Nase und der linken Wange.
    Die sonst so widerspenstigen Haarsträhnen klebten an ihren Schläfen, und auf ihrem armlosen, hellgrünen Hemd und der khakifarbenen leichten Hose zeigten sich dunkle Schweißflecken. Sie fuhr mit der Zunge über ihre Lippen, kostete das abgelagerte Salz darauf und seufzte beinahe sehnsüchtig.
    „Wißt ihr, worauf ich jetzt allergrößte Lust hätte? Auf ein großes, frisches, kühles, schäumendes Glas Bier."
    Dewey Balfas Augen leuchteten auf wie Sterne am frühen Nachthimmel. „Das ist die Idee", murmelte er und machte, daß er zu Fran Duret kam.
    Bei Einbruch der Dämmerung meldete Dewey Balfa, daß bei Fran Duret alles gerichtet sei. Ein paar kalte Platten, Salate und natürlich das ersehnte kühle Bier - frisch aus dem Faß, das extra aus Fran Durets geheimem Kellerlager geholt worden war. Das ließen sich die Frauen und Männer nicht zweimal sagen. Sie eilten zu ihren Unterkünften, um zu duschen und trockene Kleidung anzuziehen.
    Eine knappe Stunde später hatten sich alle

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