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181 - Die Hölleneiche

181 - Die Hölleneiche

Titel: 181 - Die Hölleneiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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immerhin 62 und konnte nicht wissen, wie viele Jahre er noch vor sich hatte. Es konnten zehn sein, vielleicht sogar zwanzig. Es konnten aber auch nur noch ein paar Monate sein.
    Gott allein wußte es.
    Barrygate lag hinter ihm.
    Vor ihm ragte der Höllenbaum auf -schwarz und bedrohlich!
    Es gab wieder Wolken, aber es erschien keine riesige Fratze wie gestern abend.
    Während er auf den großen Baum zufuhr, blickte Kingsley sich gespannt um. Wo waren die Teufel? Kamen sie nur nachts raus? Lagen sie schon auf der Lauer?
    Er hoffte, sie mit dem Silberkreuz abwehren zu Können, falls sie ihn angriffen.
    Kingsley kniff die alten Augen zusammen und erkannte die Tote am Baum.
    »Das ist Claire Davis«, preßte er heiser hervor. »Dieses bedauernswerte Geschöpf. Hatte sie im Leben noch nicht genug gelitten?«
    Er stoppte den alten Wagen unter der Toten, ließ den Motor laufen, hatte dann aber nicht die Courage, auszusteigen.
    Er hätte am liebsten Gas gegeben und die Flucht ergriffen, doch das ließ sein Gewissen nicht zu.
    Du bist hier, um Claire herunterzuholen, dachte er grimmig, und das wirst du auch tun! Laß dich nicht einschüchtern! Hab keine Angst! Der Baum kann dir nichts tun, solange du das Kruzifix hast.
    Er griff schnell danach und drückte es gegen seine Brust.
    Das gab ihm Mut und Selbstvertrauen.
    Er nahm auch das Messer in die Hand und öffnete dann den Wagenschlag.
    Es herrschte eine unnatürliche, trügerische Stille.
    James Kingsley stieg aus. Behutsam setzte er den Fuß auf den weichen Boden und richtete sich langsam auf. Immer wieder ließ er argwöhnisch den Blick schweifen.
    Er traute diesem Frieden nicht.
    Pechschwarz war der Höllenbaum, in dessen blattloser Krone mit einemmal ein dumpfes Brummen anhob. Oder war es ein feindseliges Knurren?
    Laß dich nicht einschüchtern! sagte sich Kingsley aufgeregt. Und laß dich nicht abschrecken! Tu, weswegen du gekommen bist! Hol Claire Davis herunter!
    Das Knurren - es war ein Knurren - wurde lauter.
    Um Claire Davis erreichen zu können, mußte der alte Mann auf die Motorhaube steigen. Da jaulte plötzlich ein Sturm los. Er ließ die Tote heftig hin und her schwingen und stemmte sich wild gegen Kingsley.
    Blitze flammten auf, Donner brüllten.
    Ein Unwetter tobte.
    Aber nur in der verästelten Krone des Höllenbaums und unmittelbar darunter. Kingsley streckte das geweihte Kreuz vor und lenkte die herabsausenden Blitze auf diese Weise ab.
    »Zurück, Satan!« schrie der alte Mann in den tobenden Lärm. »Zurück in die Hölle mit dir, Verdammter!«
    Blitz und Donner nahmen an Heftigkeit zu. Kingsley konnte sich kaum noch auf den Beinen halten.
    »Weiche, Kraft des Bösen!« brüllte James Kingsley, so laut er konnte. »Verlasse diesen Ort! Verschwinde in die ewige Verdammnis!«
    Er schrie ein Gebet und drückte das geweihte Kreuz an verschiedenen Stellen gegen den schwarzen Baum, der sich heulend schüttelte.
    Und dann - ganz plötzlich - war es wieder still.
    James Kingsley fragte nicht nach dem Grund, sondern nützte die Gelegenheit, die Tote abzuschneiden. Er durchtrennte den Strick mit seinem scharfen Messer und fing die herabfallende Leiche ächzend auf.
    Beinahe wäre er mit Claire Davis von der Motorhaube gestürzt.
    Er schleppte sie zum Fahrzeugheck und öffnete die Ladeklappe. Es war erstaunlich, wie schwer die tote Claire Davis war, Kingsley plagte sich mit ihr ab.
    Als er sie endlich im Wagen hatte, atmete er kurz auf. Nun mußte er sich schnellstens in Sicherheit bringen -bevor die Teufel auftauchten.
    Er stieg rasch ein und löste die Handbremse. Dann fuhr er los. Und der Höllenbaum ließ es zu. Kingsley konnte es kaum glauben. Während er ins Dorf zurückkehrte, schaute er immer wieder in den Spiegel. Er wurde nicht verfolgt, der Baum unternahm nichts mehr gegen ihn. Genügte es, dem Höllenbaum zu zeigen, daß man ihn nicht fürchtete? War Angst seine Nahrung? Verkümmerte er, wenn er diese Angst der Menschen nicht bekam?
    Kingsley brachte die Tote zur Polizeistation. Er stellte seinen Wagen im Innenhof des Gebäudes ab und stürmte durch zwei Türen. Sergeant Keel hob müde den Kopf.
    Für ihn war der Dienst bald zu Ende.
    Er freute sich aufs Heimgehen, würde sich Watte in die Ohren stopfen und wie ein Murmeltier schlafen.
    »Na, Jim, so früh schon auf den Beinen?« fragte Vincent Keel zuerst. Als er merkte, wie aufgeregt Kingsley war, wollte er wissen: »Ist etwas passiert?«
    »Ich habe eine Leiche in meinem Wagen, Vincent«, platzte es

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