1811 - Konferenz der Galaktiker
eine Demütigung. Ihm war anzumerken, daß er den jungen Mann am liebsten mit Gewalt befreit hätte.
„Ich warne dich, Atlan", sagte er drohend. „Wenn du dich auf die Seite der Feinde des Kristallimperiums stellst, dann gehst du einen gefährlichen Weg, den du früher oder später bereuen wirst. Du solltest dir genau überlegen, wie du zu entscheiden hast."
„Du wirst es kaum glauben", spöttelte der Unsterbliche, „aber das habe ich tatsächlich getan!"
Er führte seinen Besucher zum Ausgang.
„Ich werde vor dem Plenum eine Erklärung abgeben", sagte er. „Darin werde ich meine Position deutlich machen. Du solltest genau hinhören."
*
Am 28. Dezember 1288 war der große Plenarsaal des Humanidroms bis auf den letzten Platzgefüllt. Der bevorstehende Auftritt von Atlan lockte selbst jene Delegierten an, die wegen unüberbrückbarer Differenzen noch kurz zuvor ihre Abreise angekündigt hatten.
Allen war bewußt, daß die Aktivatorträger sich seit Jahrzehnten aus der Politik herausgehalten hatten.
Wenn sie sich nun in Person des großen Arkoniden einmischten, dann maßen sie den Problemen ein ganz besonderes Gewicht bei.
Atlan erschien auf die Minute pünktlich im Plenarsaal. Er wurde durch eine Reihe von Spezialisten abgeschirmt. Darüber hinaus begleitete ihn eine Gruppe von Robotern der unterschiedlichsten Größen, um seine Sicherheit zu erhöhen.
War er das Ziel des geplanten Attentats?
Nur wenige Schritte von ihm entfernt nahm Paola Daschmagan als Vertreterin der LFT Platz. Auch sie wurde von Robotern und Leibwächtern begleitet und sorgfältig abgeschirmt. Angesichts der Feindseligkeiten, die sich überall im Plenum aufgetan hatten, befürchtete Gia de Moleon einen Anschlag auf sie.
Die Sorge schien berechtigt zu sein, denn kaum hatte sie sich gesetzt, als die Delegierten von Kunderdrawn aufsprangen, einer kleinen unbedeutenden Rohstoffwelt, die sich mit sieben anderen von Humanoiden Planeten zu einem kleinen Verbund zusammengeschlossen hatten. Lautstark forderten sie den Ausschluß der Terranerin und machten sie zugleich für die negative wirtschaftliche Entwicklung ihrer Planeten verantwortlich. Sie sprachen von einer Ausplünderung ihrer Welten durch die LFT und warfen ihr vor, daß es durch sie zu unüberwindlichen innenpolitischen Schwierigkeiten gekommen war.
Während die Präsidentin die Versammlung immer wieder zu Ruhe und Disziplin aufrief und sie bat, die Würde des Hauses zu wahren, schrie einer der Delegierten aus dieser Gruppe: „Man sollte der verfluchten Hexe den Hals durchschneiden."
Einige Delegierte von anderen unbedeutenden Welten klatschten frenetisch Beifall, während andere diesen Ruf lautstark verdammten. Wieder einmal drohte die Situation zu eskalieren, doch nun trat Atlan ans Rednerpult.
Noch bevor er ein einziges Wort gesagt hatte, erreichte er allein durch seine Erscheinung, daß es ruhig wurde im Saal.
Er verzichtete auf jedes Wort der Kritik, obwohl diese angebracht gewesen wäre. Jeder wußte, wer der Arkonide war, und nahezu alle respektierten ihn als große Persönlichkeit, deren Wort ungewöhnliches Gewicht hatte.
*
Kendix überprüfte seine Waffe. Er nahm sie aus dem Achselhalfter heraus und vergewisserte sich, daß sie geladen war.
„Die Lage ist schwierig", sagte er zu sich selbst, wobei er in den Spiegel blickte, um sein Aussehen zu überprüfen. „Die Stimmung im Plenum ist gereizt, und die für die Sicherheit verantwortlichen Leute stehen unter Hochspannung. Sie werden sofort reagieren, wenn du zuschlägst."
Das war die eine Seite der Medaille!
Auf der anderen Seite könnte er sicher sein, daß er so mit seiner geplanten Aktion einen durchschlagenden Erfolg hatte und die angestrebte Aufmerksamkeit erreichte.
„Und dann?" fragte er sich.
Der Ferrone blickte lange in den Spiegel, bis er sich selbst eine Antwort gab.
„Dann werden sie dich entweder feiern, und wir Ferronen bekommen endlich die Technologie, die wir für unsere Projekte benötigen, oder sie werden dich in die tiefste Hölle verdammen!"
*
„Wir werden es nicht leicht haben!"
Voge von Tissaque streichelte dem Tosszum den Kopf. Das Tierchen kletterte an seiner Schulter hinunter und glitt an seinem Arm entlang bis hin zur Hand. Seine kleine Zunge kam zwischen den Lippen hervor und leckte ihm den Handrücken.
„Es ist kaum zu glauben, wie gut es Alyschja mittlerweile geht", fuhr er fort.
Der Arkonide stand am Beobachtungsfenster und blickte in den
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