1811 - Konferenz der Galaktiker
von außen vergessen; die Redner der verschiedenen Völker konzentrierten sich nur noch auf die eigenen Schwierigkeiten.
Die Vertreter der LFT verfolgten die Entwicklung mit wachsender Sorge. Sie versuchten zu schlichten, wo immer sie konnten, hatten dabei aber nur mäßige Erfolge.
Am Abend des 27. Dezember 1288 glich die Versammlung im Humanidrom einem Pulverfaß, bei dem ein einziger Funke zur Explosion genügte.
Paola Daschmagan ging auf jeden einzelnen Vorwurf ein, um ihn zu entkräften. Sie blieb dabei sachlich und ruhig, als habe es keine persönlich gegen sie gerichteten Angriffe gegeben.
Doch das half alles nichts. Kaum war es ihr gelungen, die Wogen ein wenig zu glätten, kreuzte bereits der nächste Redner mit neuen Vorwürfen auf, verleumdete die LFT und besonders die Terraner und ließ keine Gelegenheit aus, Mißtrauen und Zweifel bei den Delegierten zu wecken.
Die Situation wurde immer verfahrener. Die Feindseligkeiten spitzten sich zu, bis Paola Daschmagan sich mit ihrer Delegation zum Rückzug aus dem Plenarsaal entschloß. Ihre Reaktion löste Betroffenheit und bei einigen Teilnehmern auch Nachdenklichkeit aus. Doch grundsätzlich änderte sich nichts.
Die Turbulenzen nahmen nach einer Phase der Beruhigung wieder zu. Nun zeigte sich endgültig, wie sehr die galaktischen Völker untereinander zerstritten waren.
Eine gemeinsame Aktion schien unter diesen Gesichtspunkten unmöglich zu sein.
„Ich habe den Eindruck, daß die Invasoren den optimalen Zeitpunkt für eine Besetzung der Milchstraße erwischt haben", stellte die Erste Terranerin betroffen fest. „Ich war eigentlich sicher, daß eine von außen kommende Gefahr, die uns alle bedroht, zu einem Schulterschluß der Völker führt, doch genau das Gegenteil ist der Fall. Man ist sich absolut uneins. Wir können wohl froh sein, wenn nicht schon hier offene Kämpfe der Parteien gegeneinander ausbrechen."
„Wahrscheinlich werden die meisten Völker tatenlos zusehen, wenn andere von den Invasoren überwältigt werden", sagte Cistolo Khan. „Und dabei werden sie hoffen, daß sie selbst unbehelligt bleiben."
Gia de Moleon kam herein. Sie wirkte nicht mehr ganz so niedergeschlagen wie noch vor wenigen Stunden, als sie ihnen die Nachricht überbracht hatte, daß einer ihrer fähigsten Agenten auf bisher ungeklärte Weise umgebracht worden war. Er war mit einer tödlichen Brustverletzung aufgefunden worden.
In den Unterlagen, die er hinterlassen hatte, bestätigte er, daß ein Attentat gegen eine hochgestellte Persönlichkeit geplant war.
„Was ist los, Gia?" fragte der LFT-Kommissar. „Du scheinst dich zu freuen."
„Gut beobachtet, Cistolo", antwortete sie. „Ich habe eine tolle Nachricht für euch."
„Dann heraus damit", forderte die Erste Terranerin. „Ich kann ein bißchen Aufmunterung gebrauchen."
Die Marsianerin ließ sich langsam in einen Sessel sinken. Sie genoß es, die beiden anderen auf die Folter zu spannen, ließ die Bombe aber schon gleich darauf platzen.
„Atlan ist soeben mit einem VestaKreuzer eingetroffen", meldete sie. „Er läßt mitteilen, daß er als Vertreter des Camelot-Projekts erschienen ist."
Die Nachricht war allerdings eine Überraschung, denn mit Atlan hatte niemand gerechnet. Ebenso wie die anderen Aktivatorträger hatte er sich in den letzten Jahrzehnten aus der Politik herausgehalten.
„Das kann nur gut sein", kommentierte Cistolo Khan. .„Hoffentlich schafft Atlan, was wir nicht zuwege gebracht haben!"
„Er hat auf jeden Fall einen großen Einfluß auf viele Delegierten", sagte Paola Daschmagan voraus. „Er könnte eine Chance haben."
„Vielleicht", gab Gia de Moleon sich skeptisch. „Die Sache hat nur einen Haken."
Erstaunt blickten Cistolo Khan und die Erste Terranerin sie an. Sie konnten sich nicht vorstellen, was die Chancen für den berühmten Arkoniden einschränken sollte.
„Nun rede schon!" forderte der LFTKommissar sie ungeduldig auf. „Ich bin heute nicht zum Rätselraten aufgelegt!"
Gia de Moleon war seine wichtigste Verbündete; normalerweise verstand er sich sehr gut mit ihr. Hin und wieder aber reizte sie ihn durch ihre Art.
„Atlan hat Hermon von Ariga mitgebracht", eröffnete sie ihren Zuhörern, „und das dürfte etwas sein, was Rossom von Atalaya und seiner Delegation ganz und gar nicht schmeckt."
„Da könntest du recht haben", seufzte Cistolo Khan. „Hermon von Ariga könnte für Rossom wie ein rotes Tuch sein."
„Richtig", stimmte Paola Daschmagan zu.
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