1812 - Camelot
Oder zweifelst du daran?"
„Nein, Dad, ich meinte doch nur, daß du dir über diesen Vorfall nicht den Kopf zu zerbrechen brauchst."
„Wir müssen aber wachsam bleiben."
Es brach ihr fast das Herz, den alten Mann in der Wildnis allein zurückzulassen. Aber sie mußte zurück ins Werk. Ihr Urlaub war vorbei, die Pflicht rief.
Und ihr Vater weigerte sich, mit ihr in die Zivilisation zu gehen. Zwar war er mit seinen 183 Jahren noch sehr rüstig und konnte sich selbst versorgen - er war geschickt im Fallenstellen und im Überlebenskampf gegen die wilde Natur dieser Welt.
Aber sein Geist verwirrte sich zusehends. Er lebte noch immer in der Vergangenheit, dieser Wahn machte sich immer stärker bemerkbar.
In Port Arthur hätte man ihm sicher helfen können.
Rudy Ringent hatte mit der Entwicklung nicht Schritt halten können. Als die Mutter nach ihrer Geburt starb und ihn mit ihr allein auf seiner alles geliebten Welt zurückließ, da war etwas in ihm gebrochen.
Rudy hatte einfach die Zeit zurückgedreht und sich in die Vergangenheit geflüchtet. In eine Zeit, als Camelot noch Phönix hieß und eine Freifahrerwelt unter Roi Danton war. Mit einem bunten Völkergemisch.
Mit vielen Cliquen und kleinen Intrigen. Außerhalb von Monos’ Chronopulswalles gelegen und somit auch außerhalb seines Einflußbereiches. So glaubte man damals zumindest.
Dabei war Monos mit jenem Pedrass Foch identisch, vor dem Rudy sie gerade gewarnt hatte, Monos hatte sich zu jener Zeit unter dieser Identität in die Freifahrerorganisation eingeschmuggelt, was man jedoch bis zu seinem Sturz nicht in Erfahrung gebracht hatte.
Rudy Ringent war damals noch keine vierzig Jahre alt gewesen. Als die Wälle um die Milchstraße niedergerissen worden baren, als fast alle Phönix verließen und in die Zivilisation zurückkehrten, da war er mit einem kleinen Häufchen Standhafter auf Phönix zurückgeblieben.
Ohne Raumschiff eund ohne die Möglichkeit, die Verbindung zur Zivilisation aufrechtzuerhalten. Denn die Emigranten hatten fast die gesamte Technik mitgenommen.
Phönix war in den folgenden Jahrzehnten völlig in Vergessenheit geraten. Der Kreis der Nostalgiker um Rudy Ringent wurde kleiner. Sie fielen den fleischfressenden Pflanzen oder Raubtieren zum Opfer, von denen die Fauna dieses Planeten eine breite Palette zu bieten hatte.
Die Natur eroberte Mandalay, die Hauptstadt der Freifahrer, zurück. Die letzten Menschen verstreuten sich in der Wildnis des Inselkontinents Bonin.
Rudy und ein paar andere zogen sich in die Berge zurück, wo es weniger gefährlich war. Der karge, felsige Boden hielt die mörderische Pflanzenwelt weitgehend ab, woraus sich ein geringer Tierbestand ergab, so daß Rudy und Gefährten recht gute Überlebenschancen hatten. Sie wurden dennoch weniger.
Während in der Milchstraße der Wiederaufbau abgeschlossen wurde, die beiden Coma-Expeditionen abliefen und die Zellaktivatorträger von der Großen Leere und aus Hirdobaan in eine Milchstraße zurückkehrten, die dem Abgrund entgegentrieb, ging der Überlebenskampf der letzten Freifahrer von Phönix in seine Endphase.
Rudy schloß sich mit Marga zusammen, die ehemalige Gefährtin eines Freundes, der eines Tages von der Jagd nicht mehr zurückkehrte. Marga wurde von Rudy schwanger, doch starb sie bei der Geburt ihrer Tochter.
Thea vermochte nicht zu sagen, welch harten Überlebenskampf Rudy für sie gefochten hatte. Er hatte jedoch viele Jahre für seine Tochter gesorgt, ihr Sicherheit und all seine Liebe gegeben, die er eigentlich mit seiner Frau Marga teilen wollte. Aber das war nicht genug gewesen, um sie auf das wahre Leben vorzubereiten.
Er hatte die nämlich unter völlig falschen Voraussetzungen aufgezogen. Gerade so, als sei Phönix noch immer eine von den Freifahrern beherrschte Welt. Als würden Cliquen wie die Drakisten untereinander wetteifern, als würde der Teufel in Terras Hallen noch immer hinter den Milchstraßenwällen lauern und eine beständige Bedrohung darstellen.
Die kleine Thea konnte nicht ahnen, daß der Geist ihres Vaters durch den Tod der Mutter verwirrt war und er sich in eine Eigenwelt geflüchtet hatte, in der er Elemente der Vergangenheit verarbeitete.
Die Wahrheit erfuhr sie erst, als eines Tages Männer auf Phönix auftauchten und sie in ihrem Versteck in den Bergen aufstöberten. Rudy hatte seinen Widerstand erst aufgegeben, als er in einem der Fremden, in Michael Rhodan, Roi Danton erkannte. Ihm vertraute er, er war für ihn immer
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