1812 - Camelot
an. Was siehst du?"
Bruno wußte, worauf Kummerog bei seinem Aussehen anspielte. Der nur 1,55 Meter große und in den Schultern einen Meter breite, leichtgebeugte Hominide mit der schwarzen, rissig wirkenden Haut und den krummen, muskulösen Beinen sah ihn aus seinen völlig weißen Augen herausfordernd an. Er fletschte den runden, lippenlosen Mund, so daß seine sechs einzelnen, gelben Reißzähne sichtbar wurden. Und er blähte die Nasenflügel, so daß die drei Nasenlöcher deutlich zum Vorschein traten. Er hob die Hand, die linke, die er verloren hatte und die ihm innerhalb kurzer Zeit wieder nachgewachsen war, und er spreizte die zwei Finger und die beiden Daumen.
„Du könntest als Umweltangepaßter durchgehen", sagte Bruno ohne rechte Überzeugung. „Als mutierter Epsaler vielleicht. Warum nicht?"
„Und du, mein Freund?" fragte Kummerog spöttisch. „Du bist Träger meiner Haut. Ein überaus markantes Merkmal, wenn man genauer hinsieht."
„Ich sehe für mich kein Problem", antwortete Bruno leichthin und versuchte zu scherzen. „Einer der Zellaktivatorträger, Ronald Tekener, hat die Lashat-Pocken. Im Vergleich zu ihm habe ich es noch gut getroffen."
Kummerog wurde zornig.
„Du sollst mich beraten und nicht in den Leichtsinn treiben, mein Freund!" schrie er außer sich. Er faßte sich aber schnell wieder. „Jeder Eingeweihte, der uns sieht, würde uns auf Anhieb als die Flüchtigen von Mimas identifizieren. Und wir dürfen voraussetzen, daß die Cameloter über die Vorgänge im Solsystem informiert sind. Schließlich bin ich der, der an Stelle dieses Perry Rhodan auf Trokan aus dem Pilzdom kam."
„Es wird erst gar nicht passieren, daß uns jemand identifiziert", sagte Bruno zuversichtlich. „Um das zu verhindern, haben wir diesen Weg gewählt."
Ihre persönlichen Daten waren ausschließlich in ihren Passagechips gespeichert, die auf die Namen von Andor Felsch und Simon Dury ausgestellt waren. Nur diese beiden Namen waren in Umlauf gebracht worden.
Das hieß, daß vom Camelot-Büro der BASIS nur diese beiden Namen weitergegeben wurden. Bevor Details hatten weitergeleitet werden können, hatte Kummerog zugeschlagen und den Beauftragten Olaf Grindgen mitsamt seinem Büro in die Luft gejagt.
Die Passagechips nach Camelot hatten ihnen zwei Möglichkeiten zur Auswahl gestellt: Die erste war die, daß die beiden auf der BASIS hätten bleiben können, um sich von einem Zubringerschiff abholen und nach Camelot fliegen zu lassen. Dies war nicht in Frage gekommen; aus dem einfachen Grund nicht, da die Flüchtenden nach der Zerstörung des Camelot-Büros und dem Tod aller Mitwisser nicht länger auf der BASIS hatten bleiben können.
Die zweite Möglichkeit war da schon vielversprechender. Da sie ein eigenes Raumschiff besaßen, konnten sie bestimmte Koordinaten im Orion-Sektor anfliegen, wo sie ein Lotse erwarten würde, von dem sie alles andere erfahren sollten.
An den angegebenen Koordinaten fanden sie nun das Wrack des Raumforts ORION-738 vor. Aber von einem Lotsen war vorerst nichts zu sehen. Und wenn der Lotse kam und mit ihnen konfrontiert wurde, würde er, selbst wenn er sie nicht sofort identifizieren konnte, zumindest mißtrauisch werden. Kummerogs äußere Erscheinung war denn doch zu fremdartig.
Dem mußte Bruno Drenderbaum zustimmen, wollte er sich und Kummerog nicht etwas vormachen. Seit er von der Haut einiges über Kummerog erfahren hatte, war ihm dessen Gefährlichkeit bewußt.
Kummerog wollte um jeden Preis nach Camelot. Über den genauen Grund darüber war Bruno nicht informiert, aber er konnte sich viele Gründe denken. Camelot war im Moment das bestgehütete Geheimnis der Milchstraße. Und was immer sich Kummerog erwartete, so hoffte er, es dort am ehesten und vielleicht auch am leichtesten bekommen zu können.
„Ganz im Vertrauen, mein Freund", sagte Kummerog mit unverhohlener Enttäuschung. „Du bist mir insgesamt keine große Hilfe."
Er nannte ihn neuerdings „Freund", obwohl sich Bruno darüber völlig im klaren war, daß er nichts weiter als ein höriger Sklave war. Aber eben weil er nicht anders konnte, als Kummerog hörig zu sein, änderte dieses Wissen nichts an seiner Treue zu ihm.
Bruno Drenderbaum war sich über seine Position völlig im klaren. Er hätte dennoch nicht anders gekonnt, als Kummerog notfalls sein Leben zu opfern. Seine Existenz hatte er durch seine Flucht von Mimas für den Cantrell bereits aufs Spiel gesetzt. Schuld daran war Kummerogs Haut, die
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