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1812 - Ein historischer Roman (German Edition)

1812 - Ein historischer Roman (German Edition)

Titel: 1812 - Ein historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludwig Rellstab
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für künstlerische Persönlichkeiten das großstädtische Publikum musikalisch mit erzogen hat. Er verstand es meisterhaft, seine im Konzertsaal oder Theater gewonnenen Eindrücke wiederzugeben und mit allem Reiz des Augenblicks festzuhalten, so daß seine kritischen Berichte als lebendige Erinnerungen an das Erlebnis dieses oder jenes Abends haften blieben. In der kleinen Auswahl seiner »Musikalischen Beurtheilungen«, die als 20. Band seiner »Gesammelten Schriften« 1847 erschienen ist, zeigen sich alle Vorzüge seiner Darstellung; er hat die flüchtigen Bilder der Bühne oder des Podiums, die Darstellungen einer Henriette Sontag oder Nanette Schechner, Wilhelmine Schröder-Devrient oder Jenny Lind, Pauline Viardot oder Desirée Artôt, das Auftreten hervorragender Virtuosen wie Paganini, Bériot, Thalberg, oder Begebenheiten wie das Begräbnis Zelters mit der ganzen Vielseitigkeit ihrer Eindrücke und Stimmungen festzuhalten verstanden und Personlichkeiten wie seinen Freunden Berger und Klein, Mendelssohn und Liszt pietätvolle Charakteristiken [Fußnote: Besonders erschienen: »Franz Liszt. Beurteilungen. – Berichte. – Lebensskizze.« Berlin, 1842. – »Ludwig Berger, ein Denkmal.« Berlin, 1846.] von dauerndem Werte gewidmet. Diese Kunst der Berichterstattung verschaffte ihm eine ungewöhnliche Popularität. Es gab Zeiten, wo der rechte Berliner seinen eigenen Ohren nicht traute, ehe nicht die Chiffre L. R. seinen Eindruck bestätigt hatte; ja Rellstab wurde durch diese Popularität ein entscheidender Faktor für die Entwicklung des Blattes, an dem er wirkte. »Es ist nicht zuviel gesagt, wenn man die große zunehmende Popularität der Vossischen Zeitung ... auf Rellstabs mannigfaltige und in manchen Dingen maßgebende journalistische Wirksamkeit zurückführt« sagt der Chronist der »Vossischen Zeitung« (Arend Buchholz, »Die Vossische Zeitung«, Berlin, 1904, S. 98). Rellstab war der eigentliche Begründer des Feuilletons in jenem Blatte. Auf die Musikkritik war seine redaktionelle Wirkung an jener Zeitung keineswegs beschränkt; er führte viele Jahre hindurch auch einen Teil der politischen Redaktion, wie er überhaupt politisch stark interessiert war; das zeigt schon die eindringliche »Zueignung« seines Romans »1812«. Die tägliche Lektüre aller hervorragenden Erscheinungen auf dem Büchermarkt ließ zahllose literarische Aufsätze und Kritiken aus seiner rastlosen Feder fließen, und seine Popularität in der Berliner Bevölkerung machte ihn zum berufenen Berichterstatter über alle festlichen Ereignisse der Öffentlichkeit; seine alljährlichen Wanderungen durch den Weihnachtsmarkt besaßen eine gewisse Berühmtheit, und wer in Kunst und Industrie eine Neuigkeit zu bieten hatte, dessen Erfolg schien gesichert, wenn ihn Rellstab mit einigen Zeilen seinem Lesepublikum vorstellte. Auf diese seine Anhängerschaft in der breiten Masse gestützt, konnte er es auch wagen, eine eigene Wochenschrift herauszugeben, die sich neben der Belletristik lediglich lokalen Interessen widmete. Sie erschien 1835 unter dem Titel »Berlin«; ihre etwas allgemeiner gehaltene Fortsetzung von 1836 nannte sich »Berlin und Athen«. Er schrieb diese beiden Jahrgänge von 75 Druckbogen fast völlig allein; der einzige dauernde Mitarbeiter, den er hatte, war der Zensor; da dieser ihm aber sein Redaktionsprogramm regelmäßig durchkreuzte, wuchs ihm schließlich die Arbeit über den Kopf, und er gab das Unternehmen auf. Einige der darin enthaltenen Aufsätze erschienen gleichzeitig auch als Buch unter dem Titel »Genre- und Fresko-Skizzen aus Berlin und Athen«; in einer neuen Ausgabe 1838 erhielten sie den Titel »Scherz und Ernst. Zusammengenähete Schriften«.
    Die Popularität Rellstabs war so groß, daß er in den Revolutionstagen des Jahres 1848 es wagen konnte, als Abgesandter der den Frieden ersehnenden Bürgerschaft über die Barrikaden weg und durch das Militär hindurch am 19. März zum Könige vorzudringen und ihm den Entwurf einer Proklamation vorzulegen, die den Frieden zwischen Bürgern und Militär wiederherstellen sollte und worin der König ankündigte, daß er ohne weitere Begleitung nach Entfernung des Militärs sich in den Straßen zeigen werde. Die Proklamation Friedrich Wilhelms IV. »An meine lieben Berliner«, die so viel böses Blut in der Bürgerschaft machte, war aber schon gedruckt, und der König ließ sich auch durch Rellstabs eindringliche Zureden nicht bewegen, sie zurückzunehmen. Der

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