1812 - Ein historischer Roman (German Edition)
Darstellungen die Öffentlichkeit zuerst mit dem Institut ausführlich bekannt gemacht und selbst zu einer Zeit, da manche erst überschwenglichen Hoffnungen in Zweifel und Lauheit übergingen, die Vorteile und praktische Ausführbarkeit des ganzen Unternehmens mit schlagender Beredsamkeit dargelegt. Für die Förderung dieses nationalen Wesens hat er mit seiner gewandten Feder überaus heilsam gewirkt und er wurde später in Anerkennung dieser seiner Tätigkeit zum stellvertretenden Direktor mehrerer Bahnunternehmungen ernannt.
Seine überaus umfangreiche journalistische Produktion hatte übrigens auch sehr materielle Gründe. Die mit seinem Freund Laue gegründete Verlagsbuchhandlung, bei der auch ein Teil seiner ersten Schriften erschienen war, konnte sich nicht behaupten; Laue trat später in türkische Dienste und zeichnete sich als Kommandeur der türkischen Artillerie in der Schlacht gegen die Ägypter bei Nisib aus; aber Rellstab, dessen Vermögen mit jenem Geschäft verloren war, ruhte nicht eher, als bis durch den Ertrag seiner Feder alle Forderungen der Gläubiger beglichen waren.
Mit diesen Andeutungen über Rellstabs kritische und journalistische Tätigkeit ist jedoch nur eine Seite seiner Wirksamkeit bezeichnet. Viel mehr als diese Tagesschriftstellerei, zu der er nach seinem Geständnis nur halbe Kräfte und sein halbes Talent gebrauchte, galt ihm seine dichterische Produktion, der er mit einem staunenswerten Fleiß alle Mußestunden widmete. Er hat sich auf allen Gebieten der Dichtkunst versucht und besonders auf dem der Novelle und des Romans stattliche Erfolge erzielt. Durch die Musik erst war er zur Poesie vorgedrungen, und seine ganze Lyrik steht vorwiegend im Zeichen des Gesanges. Abgesehen von Gelegenheitsgedichten, die im Freundeskreise oder an festlicher Tafel, von Prologen und Festspielen, die bei besondern Ereignissen von der Bühne herab erklangen, haben viele seiner Lieder und Gedichte Komponisten gefunden, zu denen, außer den Jugendfreunden Ludwig Berger und Bernhard Klein, Franz Schubert und Wilhelm Taubert gehörten. Rellstabs Lieder zeichnen sich durch leichte Sangbarkeit und volksmäßigen Ton aus. Schubert hat deren acht in Musik gesetzt, und eines davon »Leise flehen meine Lieder« hat, auch von andern Komponisten wie F. Lachner vertont, die Verbreitung eines Volksliedes gewonnen. Dem Redakteur der »Vossischen Zeitung« lag auch das Amt ob, das neue Jahr oder den Geburtstag des Königs und ähnliche Ereignisse in Versen zu feiern, eine Aufgabe, die für einen liberal gesinnten Mann, und das war Rellstab, mancherlei Schwierigkeiten bot, wenn er nicht zum Schmeichler werden wollte. Er hat sie immer mit Geschick und Geist gelöst und sogar unter dem Mantel dieser Poesie manches freie Wort gewagt, was in der nackten Prosa eines Leitartikels vom Zensor niemals durchgelassen worden wäre. Von diesen Versen hat er 1840 ein besonderes Bändchen als »Erinnerungen an den 3. August in Gedichten« zusammengestellt (Berlin, T. Trautwein). –
Seines ersten Dramas »Karl der Kühne« ist schon gedacht und ebenso eines spätern Lustspiels »1756«, das im Druck nicht erschienen ist. Seine »Gesammelten Werke« enthalten im ganzen sechs Dramen; außer jenem Jugendwerk aus seiner ersten Periode noch »Bianca« und »Franz von Sickingen«, die bereits 1829 vollendet waren. Mit einem weitern Drama »Die Venetianer« fand er am 13. Februar 1837 auf dem Königlichen Theater in Berlin eine freundliche Aufnahme, die aber weniger dem Dramatiker als dem journalistischen Märtyrer galt, der eben von der Festung kam, auf die ihn der Ausgang seines Prozesses mit Spontini gebracht hatte. Denselben Stoff hat er auch zu einer Novelle verarbeitet.
Den stärksten Erfolg auf den Brettern fand er mit einer Dramatisierung des englischen Romans »Eugen Aram« von Bulwer, die Anfang Februar 1839 in Berlin ihre Uraufführung erlebte und über zahlreiche deutsche Bühnen ging. Über die Wirkung der ersten Aufführung schrieb er am 7. Februar 1839 an Brockhaus: »Wenn Sie über mein Trauerspiel und dessen Erfolg nach den Kritiken in den Zeitungen urteilen, so möchten Sie schwerlich einen andern als einen ganz umgekehrten Begriff von dem der Wahrheit erhalten. Er war so glänzend als ich ihn nur wünschen konnte; das Publikum saß in fast atemloser Spannung, die ich, so hoffe ich, nicht durch widerwärtige französische Mittel erregt habe, wie man mir vorwerfen will. Der Eifer war so groß, daß man gegen eine
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