Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1812 - Ein historischer Roman (German Edition)

1812 - Ein historischer Roman (German Edition)

Titel: 1812 - Ein historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludwig Rellstab
Vom Netzwerk:
auf.« – »Ich will ihn aufsuchen«, rief Bernhard lebhaft, und Ludwig war ebenfalls sogleich dazu bereit. – »Das würde ihm nichts helfen und ich wäre nur auch euretwegen in Besorgnis. Du hast uns so gestern abend Sorge genug durch dein Verschwinden gemacht, Bernhard. Wo stecktest du denn?«
    »Im Garten ging ich auf und ab! Es wäre mir unmöglich gewesen zu schlafen. Überdies habe ich daselbst eine Entdeckung gemacht, die uns zwar jetzt schwerlich noch etwas helfen kann, aber doch wohl mit den Feuersbrünsten im Zusammenhange steht.« Man horchte auf, vorzüglich war Ludwig gespannt. »Ich wollte eben ins Schloß zurückkehren,« fuhr Bernhard fort, »denn es hatte bereits Mitternacht geschlagen; als ich aber den großen Laubgang hinuntergehe, der auf das Portal zuführt, sehe ich plötzlich aus dem Seitengebüsch einen Lichtschimmer durch das Laub fallen. Es war eine Gestalt im Mantel mit einer Laterne. Im ersten Augenblick glaubte ich, man suche mich auf; doch hielt ich es für gut, mich hinter einer dicken Kastanie zu verbergen, bis ich wußte, wer mir nahe komme; denn ich hatte im Schlosse schon am Tage gewisse Entdeckungen gemacht.« – »Ich weiß das«, unterbrach Rasinski. – »So lauerte ich denn auf dem Anstande und sah, daß der Gestalt mit der Laterne einige andere folgten. Sie bogen aus dem Seitenpfad in den Hauptgang ein und kamen gerade auf mich zu. Es waren ihrer zehn. Ein Kerl mit der Blendlaterne ging voran; dann folgte ein Mann, dicht in einen Mantel gewickelt, der eine schwarz verschleierte Dame führte.« Ludwig seufzte aus tiefer Brust auf, sprach aber kein Wort. »Die übrigen schienen Diener zu sein; es waren auch zwei Weibsbilder dabei, die eine jung und zierlich, die andere aber, groß, abenteuerlich gekleidet, glich in Tracht und Haltung der wütenden Frau, die wir auf der Mauer des Kreml gesehen hatten; ich möchte schwören, sie wäre es selbst gewesen, wenn ich mehr von ihr gesehen hätte, als ein flüchtiger Schimmer der Blendlaterne, der über sie hinstreifte, während der Führer sich einmal nach seiner Gesellschaft umsah, wahrnehmen ließ. Die letzten vier Kerle trugen etwas auf den Schultern, das ich nicht zu erkennen vermochte; ich würde es für einen eingewickelten Leichnam gehalten haben. Ich stand unschlüssig, ob ich dem verdächtigen Zug in den Weg treten sollte; indessen muß ich gestehen, es waren mir doch zu viele, zumal da ich keine Pistolen bei mir hatte; auch dachte ich, es sind am Ende doch wohl friedliche Leute, die sich bei Nacht vor uns flüchten und froh sind, wenn wir sie nicht aufhalten. So ließ ich sie denn ziehen, und als sie vorbei waren, nahm ich meinen Weg nach dem Schlosse zurück. Auf halbem Wege roch es mir schon so nach Pech und Schwefel. Hm! dachte ich, sollte dies schwarze Gesindel zu Satans Bande gehört haben? Die Witterung wurde immer ärger. Plötzlich schütterte die Erde unter mir, und es scholl wie ein dumpfer, ferner Fall durch die stille Nacht. Jetzt schoß mir's auf! Ich eile wie der Wind durch den Park nach dem Schlosse. Endlich bin ich aus dem Buschwerke heraus und sehe die Gebäude vor mir, zugleich aber auch den Rauch, der von allen Seiten herausquillt, und rote Flammen, die aus den Kellerlöchern hervorlecken wie Drachenzungen. Ich will hinauf, euch zu wecken, da kommt ihr mir die Treppe herab entgegen. Euch muß der Rauch geweckt haben.«
    »O Bernhard,« begann Ludwig, »uns war eine wunderbare Hilfe nahe. Ich –«
    »Vorwärts!« rief Rasinski und unterbrach Ludwigs Erzählung, denn eben wurde die Passage frei und man mußte eilen, daß sie nicht zum zweitenmal abgeschnitten wurde. Auf der Brücke angelangt, sah man wieder freier um sich. Das Feuer brannte von der Westseite herauf. Der Widerschein spiegelte sich prächtig in dem düstern Fluß. »Der Wind dreht sich!« sprach Rasinski und sah nach dem Zuge des Rauchs und der Flammen. »Seht, wie die Funkengarben nach dem Kreml hinübersprühen! – Wir werden unsere Richtung ändern müssen!«
    Ein Adjutant sprengte in Galopp heran und rief mit lauter Stimme: »Die Kavallerie und Artillerie soll sich vor das Tor auf die Straße nach Petersburg ziehen.« Hierauf wandte er sein Pferd, vermutlich um den Befehl irgendeiner andern Truppenabteilung, die er in den Gassen der Stadt umherirrend antreffen würde, zu überbringen. – »Gut, so kennen wir wenigstens unsere Bestimmung,« sprach Rasinski; »ich gestehe, ich wußte nicht, wie ich in diesem außerordentlichen Falle

Weitere Kostenlose Bücher