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1813: Die Völkerschlacht und das Ende der alten Welt (German Edition)

1813: Die Völkerschlacht und das Ende der alten Welt (German Edition)

Titel: 1813: Die Völkerschlacht und das Ende der alten Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Platthaus
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westlich von Mölkau in den zuvor so hart umkämpften Ortschaften loderten. Die alliierten Soldaten mussten damals überwiegend auf den Feldern übernachten, denn die wenigen noch unversehrten Gebäude auf dem Schlachtfeld, wie etwa die großen Bauernhöfe von Stünz, waren von den höheren Chargen belegt. Es gab keine friedlicheren Momente während der Völkerschlacht als diese nur wenige Stunden währende Nachtruhe, aber selbst ihr ist ein eigener Apelstein gewidmet, der an den Schlaf des preußischen Landwehrmajors Friccius unter freiem Himmel erinnert. Da dieses Denkmal im heutigen Volkshain Stünz direkt an einem Weiher liegt, hat es auch den lauschigsten Standort. Als es gegen sechs Uhr abends dunkel geworden war, fanden die alliierten Truppen am 18. Oktober 1813 tatsächlich die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm.

    Der brach am Dienstag der Völkerschlacht, dem 19. Oktober, gegen neun Uhr morgens los, als die alliierte Artillerie die Vorstädte und letzten napoleonischen Verteidigungslinien im Süden, Osten und Norden von Leipzig unter Feuer nahm. Zum gleichen Zeitpunkt machte Napoleon seinen Abschiedsbesuch beim sächsischen König Friedrich August im Thomäschen Haus am Marktplatz. Heute heißt es nach der Prominenz, die darin früher logiert hat, «Königshaus», doch dafür stand nicht der unglückliche Friedrich August Pate, sondern sein Urgroßvater August der Starke, der auch hier abstieg, wenn er Leipzig besuchte. Tatsächlich kann man, wie es zahlreiche Beobachter am Morgen des 19. Oktober 1813 getan und beschrieben haben, vom Markt aus hervorragend in den Erker des ersten Stockwerks hineinsehen, wo der Kaiser der Franzosen mit dem König sprach. Dann begann Napoleons Irrweg durch die Innenstadt, auf Straßen, die heute alle noch so heißen wie vor hundertneunundneunzig Jahren: durch die Hainstraße erfolglos zum Ranstädter Tor, dort umgedreht und durch Fleischergasse, Klostergasse, über den Thomaskirchhof in die Burgstraße und Schlossgasse und dann auf der Petersstraße durchs gleichnamige Tor hinaus.
    Allerdings liegt außer der Thomaskirche, dem Haus Zum Arabischen Coffe Baum und dem erhaltenen Turmstumpf der 1897 zugunsten des neuen Rathausbaus abgerissenen Pleißenburg kein Gebäude mehr auf diesem Weg, das auch 1813 hier gestanden hätte. Im späten neunzehnten und frühen zwanzigsten Jahrhundert hat Leipzig nahezu seine gesamte Innenstadt niedergelegt und mit Messepalästen bebaut, und im Nordwesten, wo noch alte Substanz überlebt hatte, beseitigten die Bombenangriffe des Zweiten Weltkriegs den Rest. Zum «Hotel de Saxe» in der Klostergasse notierte Friedrich Gottlob Leonhardi in seinem anderthalb Jahrzehnte vor der Völkerschlacht veröffentlichten Stadtführer: «Hier pflegen fast immer Fremde von dem angesehensten Range abzusteigen, und man trifft beständig eine auserlesene Tischgesellschaft und die beste Bewirthung an.» [456] Tatsächlich wählten dann auch Blücher und Gneisenau das Haus nach der Völkerschlacht zu ihrer Unterkunft – in unmittelbarer Nachbarschaft zum Wohnhaus von Friedrich Rochlitz, das eigentlich für den preußischen König requiriert werden sollte [457] , der dann doch lieber ein Haus am Markt bezog. Vom «Hotel de Saxe» aber hat außer dem Namen nur das alte Portal den Zweiten Weltkrieg überlebt.
    Vom ehemaligen Standort des Peterstors am heutigen Rossplatz folge ich kurz Napoleons Fluchtweg über die Promenade, am heutigen Martin-Luther- und Dittrich-Ring entlang bis zum Richard-Wagner-Platz, auf dessen Freifläche früher das Ranstädter Tor stand. Dann geht es stadtauswärts nach Westen zum Brückensprengungsdenkmal, das an die Explosion der Elsterbrücke erinnert. Der alte Elstermühlgraben, der nach dem Zweiten Weltkrieg überwölbt worden war, als die Friedrich-Ludwig-Jahn-Allee, wie der frühere Ranstädter Steinweg umgetauft worden war (nachdem er ein halbes Jahrzehnt als Stalinallee firmiert hatte), in bester sozialistischer Magistralenbauweise neu angelegt wurde, ist hier in den letzten Jahren wieder freigelegt worden, doch das kanalisierte, ruhig fließende Wässerchen in seinem tiefen Betonbett hat nichts mehr gemein mit dem früheren Mühlgraben und vor allem der eigentlichen Elster, die 1813 zum tödlichen Hindernis für so viele Menschen wurde. Der Verlauf des Flusses, der hier in einem Bogen bis unmittelbar an die Ranstädter Vorstadt herankam, ist heute begradigt und deshalb einige hundert Meter weiter nach Westen verlegt – eine Folge

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