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1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

Titel: 1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Helden zu sehen.«
    Er zeigte nach vorn, wo der Rittmeister anwies, den erbeuteten Zwieback und Reis an die Bedürftigen im Dorf zu verteilen.
    Zwei kleine Mädchen von etwa sechs und acht Jahren kamen zaghaft auf sie zu, schubsten sich gegenseitig an, bis eines sich ein Herz fasste und fragte: »Sind Sie Lützower?«
    »Nein, aber so etwas Ähnliches«, antwortete Felix lächelnd. Ehe er mehr erklären konnte, waren die Kinder schon wieder Hand in Hand weggerannt.
    »Ich hatte ja auch erwartet, dass uns hier nach so einem Sieg ein paar Schöne entgegenkommen. Aber sie dürfen ruhig in etwas interessanterem Alter sein«, beschwerte sich Richard. »Wozu ist man ein großer Freiheitskämpfer, wenn einen nicht die hübschen jungen Damen umschwärmen?«
    »Du bist ein Freiheitskämpfer, um für die
Freiheit
zu
kämpfen
«, konterte Felix streng. »Und nicht, um Mädchen zu bezirzen. Außerdem: Bist du nicht verlobt?«
    »Vermutlich nicht mehr«, murmelte sein Freund. »Und hier werde ich wohl kaum etwas Passendes finden …«
    Doch seine nächsten Worte klangen zuversichtlich. »Vielleicht kommen wir bald wieder nach Neustadt an der Orla. Dort hat sich die Eskadron oft aufgehalten, bevor wir uns anschlossen, weil die Neustädter Colombs Männern große Sympathien entgegenbringen.
Große Sympathien,
hörst du? Von hübschen Mädchen. Und schon einige junge Herzen sollen für unsere Männer entflammt sein …«
    »Unverbesserlich!«, stöhnte Felix und verdrehte die Augen. »Du bist einfach unverbesserlich! Wenn du Großmaul in Neustadt auftauchst, wird es wohl rasch ein Ende finden mit den Sympathien der jungen Damen. Aber falls wir jemals dorthin kommen …« Er warf einen kritischen Blick auf das Äußere seines Freundes, das nach zwei Nächten im Wald etwas heruntergekommen war. »Rasier dich wenigstens vorher!«
    Grinsend strich sich Richard über die Bartstoppeln und meinte: »Mach ich, mach ich. Darauf kannst du dich verlassen.«
     
    Obwohl die Dorfbewohner durchaus zum Feiern aufgelegt waren, gab der Rittmeister bald den Befehl zum Aufbruch. Er wollte so schnell wie möglich ein ganzes Stück weg vom Ort seines Triumphes sein, um nicht aufgespürt zu werden.
    Die erbeuteten Gewehre ließ er auf den Marketenderkarren packen, dann ritten er und seine Männer Richtung Breitenhain, übernachteten im Wald, verkauften am nächsten Tag Reis, Wagen und Pferde in Neustadt an der Orla und zogen weiter bis zu einem Lagerplatz im Wald nahe Schleiz.
    Dort endlich untersuchten sie den Inhalt des Marketenderwagens genauer, der – wie sich erwies – mit Likör, Wurst, Butter, Speck, Schinken und eintausenddreihundert sorgfältig in Häcksel verpackten Eiern beladen war.
    »Heute gibt es Rührei!«, schrie ausgelassen der Jäger Zippelmann. »Wir haben dem Kaiser die Eier geklaut!«
    Die Männer johlten, und sofort begannen einige, den Ruf des Spaßvogels lautstark zu skandieren.
    Rasch waren Feuer angezündet, wurden erbeutete Feldkessel und Kasserollen vom Wagen geholt und Unmengen von Eiern hineingeschlagen.
    »Zwick mich in den Arm!«, japste Richard und starrte nach links. »Träume ich, oder steht da eine wunderschöne Frau im Wald?!« Zu seiner großen Enttäuschung hatte er in Neustadt keine Damenbekanntschaften schließen können.
    »Da ist eine wunderschöne Frau. Aber sie geht zu den Leutnants«, beschied ihm sein Freund mit gespieltem Bedauern. Allem Anschein nach bot sie an, die Mahlzeit für die Offiziere zu bereiten.
    Doch auch die einfachen Jäger sollten nicht lange allein bleiben. Etliche Schleizer kamen aus der Stadt, brachten Wein mit und beteiligten sich am Siegesmahl der Freischar. Diesmal waren auch ein paar hübsche Mädchen dabei. Aber Richard war schon nach zwei Bechern Wein zu müde, um sich an eines heranzuwagen und ein wenig Konversation zu beginnen. Was für ein großartiges Leben!, dachte er, bevor ihm die Augen zufielen.
    So entging ihm, dass Felix im Feuerschein ein Blatt Papier herausholte und einen Brief an Henriette schrieb. Er überlegte lange, wie viel er wohl sagen durfte. Und er hatte auch keine Ahnung, wann und wo er diesen Brief würde aufgeben können, ohne sie in Gefahr zu bringen oder den Standort seiner Eskadron zu verraten. Aber das würde sich schon finden. Jetzt wollte er ihr einfach nur nahe sein. Wenigstens in Gedanken.

Ein Geständnis und zwei Kleider
    Freiberg, 29 . Mai 1813
    A n diesem Morgen wachte Henriette früher auf als sonst. Im ganzen Haus war es still, noch kein

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