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1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

Titel: 1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Dafür musste er nicht einmal französische Trainkolonnen überfallen, wie er es gerade plante; dafür genügte schon der Umstand, dass er als Ostfriese in preußischen Diensten stand.
    Napoleon hatte Ostfriesland und Jever den Niederlanden zugeschlagen und seinen Bruder Louis Bonaparte als Herrscher dieses neu geschaffenen Königreichs Holland eingesetzt. Doch bald beanstandete er, dass Louis holländische Interessen vor französische stellte – was Louis bei den Niederländern recht beliebt machte. Die Sympathie seiner Untertanen sollte ihm allerdings wenig nützen; Napoleon zwang den unbotmäßigen Bruder zum Rücktritt und annektierte Holland einschließlich Ostfriesland.
    Colomb verspürte nicht die geringste Neigung, der Grande Armée beizutreten. Also ignorierte er den Befehl an alle, die im eben vereinnahmten Land gebürtig waren, aber in anderen Diensten standen, unverzüglich heimzukehren und sich zur französischen Armee zu melden. Auf Nichtbefolgung standen Beschlagnahme des Vermögens und Tod durch Erschießen.
    Der Rittmeister suchte beim abgesetzten König um Audienz nach, erklärte kurz und bündig nach Husarenart, er wolle keinem Monarchen und keinem Staat dienen, dem er nicht aus Überzeugung Treue leisten könne, und bekam Louis’ wohlwollenden Abschied.
    Das würde ihn nicht vor dem Exekutionskommando retten, fiele er den Franzosen in die Hände, aber dazu mussten sie ihn erst einmal kriegen.
    Bonaparte hatte ein hohes Kopfgeld auf ihn ausgesetzt. Das betrachtete Colomb als Anerkennung. Doch es verpflichtete ihn, noch besser auf seine Männer aufzupassen, denn für sie würde es dadurch auch keine Gnade geben.
    Dem Stand der Sonne nach musste es mittlerweile sieben Uhr sein. Ein Eichelhäher, der schon eine Weile auf einem Ast in der Nähe saß, flog mit rauschendem Flügelschlag davon. Aufmerksam lauschte der Rittmeister nach Geräuschen, die die erwartete Wagenkolonne ankündigten.
    Er hatte sich nicht geirrt. Noch bevor er sie sah, hörte er leise aus der Ferne das Wiehern von Pferden, das Rumpeln schwer beladener Karren und gerufene Kommandos. Die waren für ihn besonders interessant, denn wenn ihn sein Gefühl nicht täuschte, würden sie diesmal auch Rheinbündler als Gegner vor sich haben, Deutsche. Das erforderte ein paar Besonderheiten in der Vorgehensweise.
     
    Beinahe zärtlich sah Richard auf den schlafenden Felix. Sie lagen zusammen mit den anderen Freiwilligen Jägern und Husaren schon die halbe Nacht auf dieser Anhöhe im Wald versteckt und warteten darauf, dass sich etwas auf der Straße unter ihnen rührte. Er selbst war zwischendurch ebenfalls mehrmals eingenickt, aber längst hellwach vor Aufregung, und ihn erfüllte ein kribbelndes Gefühl. Würde er heute in seinen ersten Kampf reiten? Den ersten Ruhm erwerben?
    Felix hingegen war nach den Nachtmärschen und Strapazen der Ausbildung sofort eingeschlafen, nachdem er sich auf dem Waldboden einen Platz eingerichtet hatte.
    Ich werde nie mehr »Kleiner« zu ihm sagen, schwor sich Richard beim Anblick des schlafenden Freundes. Er hätte nicht gedacht, dass Felix die zurückliegenden drei harten Tage so stoisch ertragen würde, wie er es getan hatte. Sicher, lange Märsche waren die Bergstudenten durch ihre Exkursionen, die Suche nach Mineralien und die Arbeit unter Tage gewohnt. Nur dass sie da nicht nachts marschierten. Und nun, als Anwärter auf den Rang eines Volontärjägers , mussten sie beide auch noch bei jeder Rast Waffenübungen absolvieren.
    Es erleichterte Richard sehr, dass sich sein Freund beim Laden und Schießen geschickt anstellte, weder murrte noch klagte, noch irgendeinen Einspruch erhob. Zumal unter Colombs Kommando die eiserne Regel galt, dass bei jeder Rast zuerst die Pferde versorgt wurden, dann die Männer. Aber das schien Felix eher noch für den Rittmeister eingenommen zu haben. Er hatte gestern sogar, ohne mit der Wimper zu zucken, den Treueeid auf den preußischen König abgelegt. Ehrlich gesagt, verwunderte das Richard am meisten angesichts des Streites, den sie noch vor zwei Wochen in ihrem Freiberger Studierzimmer geführt hatten.
    Ob Felix an seinen Bruder dachte und deshalb die Zähne zusammenbiss? Oder an diese geheimnisvolle Philippine? Malte er sich in Gedanken schon sein Wiedersehen mit Henriette aus? Oder war er einfach glücklich darüber, diese wunderbare Schimmelstute reiten zu dürfen?
    Leise Rufe von den Männern in seiner Nähe rissen ihn aus den Gedanken. Er sah auf die Straße und

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