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1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

Titel: 1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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haben gut reden, an ein Fräulein wagt sich nicht gleich jeder heran! Doch unsereins kann dem nicht ewig entrinnen, wenn andauernd Truppen stationiert sind. Deshalb habe ich das Beste daraus gemacht. Der Major ist gut zu mir im Bett. Er schenkt mir Schmuck und Geld. Und solange ich zu ihm gehe, lassen mich die anderen Kerle in Frieden. Also verurteilen Sie mich nicht!«
    Jette war sprachlos. In ihr glomm die Frage auf, ob das Interesse des Majors an dem hübschen Dienstmädchen wohl auch damit zu tun hatte, dass er die Nichte seiner Wirtsleute nun in Ruhe ließ, weil er sie für die Affäre seines Sohnes hielt.
    »Und wenn er dir ein Kind anhängt?«, flüsterte sie. Niemand durfte etwas von diesem Gespräch mitbekommen, niemand durfte sie beide hier sehen.
    Mit gespielter Gleichgültigkeit hob Nelli die Schultern.
    »Dann bin ich ganz sicher nicht die Einzige in der Stadt, die in einem halben oder Dreivierteljahr ein Soldatenbalg wirft, ganz gleich, ob nun preußisch, russisch oder französisch. Ich habe vorgesorgt und meinen Verlobten zuerst ins Bett gelassen. So wird er hoffentlich denken, es wäre seins, und keine Fragen stellen.«
    Flehend legte sie den Zeigefinger auf den Mund und bat Jette um Schweigen. Die nickte, und schon huschte Nelli, das Nachthemd gerafft und die Schuhe in der Hand, die Treppe hinab.
    Nachdenklich kehrte Jette in die Bibliothek zurück. In die Küche hinunter wagte sie sich nun nicht mehr.
     
    »Gleich nach dem Essen holen wir deine neuen Kleider ab«, kündigte Johanna beim Frühstück an und freute sich über Jettes Lächeln.
    Sie beide waren an diesem Tag die ersten Kunden der Kleidermacherei in der Burgstraße. Die neuen Hosen und Jacken für Eduard und Franz waren noch nicht fertig; Johanna hatte den Schneidermeister gebeten, die Kleider für Jette zuallererst und besonders dringlich anzufertigen. Da hingen sie nun zur Begutachtung und letzten Anprobe auf dem Bügel an einem Paravent.
    »Vielleicht möchten Sie eines gleich anbehalten?«, schlug der Schneidermeister vor, ein kleiner, kahler und etwas verwachsener Mann. Doch sein treffsicherer Geschmack und Einfallsreichtum beim Entwerfen von Kleidern standen bei den Freiberger Damen in höchstem Ansehen. So konnte er es sich leisten, vier Näherinnen für sich arbeiten zu lassen. Als Johanna und Henriette mit den Stoffbahnen gekommen waren, hatten seine Hände ganz sanft darübergestrichen, dann sah er Jette prüfend an, und Sekunden später nahm er die Stofflagen auseinander, raffte sie vor ihrem Körper und schlug ihr dies und jenes vor, wie er die Kleider wirklich hübsch und passend zu ihrer Zartheit gestalten wollte. Dabei lag ein Leuchten auf seinem Gesicht, das seine Hässlichkeit auf einmal wegzuzaubern schien.
    Die dicke Meisterin hielt Henriette das fliederfarbene Kleid entgegen, das nun am Ausschnitt mit weißer Spitze abgesetzt worden war.
    Fragend sah Jette zur Tante.
    »Selbstverständlich, meine Liebe! Du hast lange genug darauf gewartet. Der Tag ist schön, die Sonne strahlt – die beste Gelegenheit, es auszuführen.«
    Keine zwei Minuten später betrachtete sich Henriette vor dem großen Spiegel in dem fliederfarbenen Kleid. Die Meisterin hatte ihr hinter dem Paravent hineingeholfen, die Häkchen auf dem Rücken geschlossen und alles zurechtgezupft. Jette lächelte, drehte sich und ließ den weiten Rock schwingen.
    »Wunderschön! Das bringt deine Haare und die Farbe deiner Augen bestens zur Geltung«, schwärmte die Tante. »Und sieh nur hier hinten, dieser wunderbare Faltenwurf. Sie haben sich wieder einmal übertroffen, Meister! Natürlich lässt sie es gleich an; packen Sie das alte Kleid ein und schicken Sie es mit dem anderen in unser Haus.«
    Dann zählte sie ihm den Lohn für die Arbeit auf den Ladentisch und kommentierte das mit den Worten: »Es ist doch besser, alles Bare so anzulegen, als es bei der nächsten Plünderung zu verlieren.«
    Überschwenglich stimmte die Meisterin ihr zu und zog aus dem kleinen Packen mit Stoffresten einen bereits zurechtgeschnittenen Streifen des fliederfarbenen Leinens. »Als Zierat für Ihren Hut, Fräulein Gerlach? Das würde es perfekt machen!«
    Dankbar nahm Jette das Band, probierte ein paar Möglichkeiten aus, damit ihren Strohhut zu dekorieren, bis alle mit dem Ergebnis zufrieden waren.
    Begeistert klatschte Johanna in die Hände.
    »So, und jetzt führen wir das neue Kleid ein wenig aus«, meinte sie spitzbübisch. »Wir haben eine Menge Besorgungen zu

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