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1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

Titel: 1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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aus Prag zurückkehrt und sich daran erinnert, wem er zu Treue verpflichtet ist, werde ich andere Saiten aufziehen. Dann erkläre ich ihn zum Verräter und behandle Sachsen wie Feindesland.«
    Er warf dem Adjutanten einen scharfen Blick zu. »Formulieren Sie das ein bisschen höflicher, mit dem üblichen ›Mein Herr Bruder‹, aber es darf nichts an Deutlichkeit vermissen lassen!«
    »Jawohl, Sire.«
    Ungeduldig sah Napoleon zu, wie der Adjutant mit der Feder über das Papier kratzte. Seinen tapferen Marschall Ney, dessen Drittes Korps gestern riesige Verluste erlitten hatte, würde er nach Leipzig schicken; sollten sich dessen Männer dort erholen und neu formieren.
    Spätestens in einer Woche würde er vor Dresden stehen. Er brauchte Verstärkung, vor allem Kavallerie, und hatte den sächsischen König schon vor Wochen dringend aufgefordert, ihm zwei neue Regimenter Kürassiere zu stellen. Wo zur Hölle blieben die? Eintausendachthundert Mann zu Pferde waren von einem Verbündeten doch wirklich nicht zu viel verlangt!
    Und dann noch diese Ungeheuerlichkeit, dass der Gouverneur von Torgau die Festung geschlossen hielt, in der sich das sächsische Heer sammelte – oder das, was vom sächsischen Heer nach dem Russlandfeldzug noch übrig war. Die Festung war kriegsentscheidend als Brückenkopf über die Elbe, und
er
hatte sie bauen lassen. Sie gehörte
ihm,
wie ganz Sachsen, das ohne ihn nie Königreich geworden wäre!
    Mit einem schroffen Wink beorderte Napoleon einen sächsischen Major Mitte dreißig zu sich, der ihm vom König wunschgemäß als landeskundiger Wegführer, Kartograph und Übersetzer geschickt worden war.
    »Befehl an den Kommandanten von Torgau!«, wies er ihn an. »Seine Truppen sind ab sofort wieder General Reyniers Siebentem Korps unterstellt. Er soll sich umgehend mit Marschall Ney in Verbindung setzen und ihm alles schicken, was noch kämpfen kann. Lediglich zweitausend Mann bleiben in der Festung. Falls dieser Thielmann sich weiterhin weigert, wird ihm Ney gewaltig Feuer unter dem Hintern machen.«
    Der Kaiser fixierte erst den Schreiber, dann den sächsischen Offizier mit strengem Blick. »Es sollen sofort Boten losreiten.«
    Nun wandte er sich gut gelaunt an seine Stabsoffiziere. »Treiben wir die Feinde zurück über die Elbe und die Oder, zurück in ihre Mauselöcher! In einer Woche sind wir in Dresden.«
    Er lächelte kalt. »Dann können wir ja herausfinden, ob uns die Dresdner immer noch die Sprengung ihrer berühmten Brücke verübeln.«
    Pflichtgemäß fiel der Generalstab in sein kurzes Lachen ein.
    Nur Ernst Otto von Odeleben, der sächsische Major, lachte nicht mit.

Disput bei Nacht
    Freiberg, 3 . Mai 1813
    H immel, Herrgott, Sakrament, komm endlich zur Ruhe, Weib!«, schimpfte der Fuhrmann Josef Tröger mit seiner Frau, der Köchin Lisbeth. »Du wälzt dich hin und her, wie soll ich denn da schlafen? Kein Auge hab ich zugetan, und die halbe Nacht ist schon vorbei!«
    Sie wohnten mit ihren beiden jüngsten Söhnen, dem fünfzehnjährigen Karl und dem zwölfjährigen Anton, im Hinterhaus der Gerlachschen Druckerei. Und während im Schlafzimmer des Haupthauses der Meister und seine Frau noch leise darüber redeten, was wohl die nächsten Tage bringen mochten, würde hier gleich ein handfester Ehekrach beginnen.
    »Du hast eben noch so laut geschnarcht, dass man es bis nach Nossen hören konnte«, widersprach Lisbeth. »Ich kriege halt keine Ruhe in meine Gedanken.«
    »Was werden das nur wieder für Gedanken sein?«, murrte Josef, der wusste, dass er um diese Frage nicht herumkam, auch wenn er die Antwort ahnte. Dabei hatte er nicht die geringste Lust auf dieses Thema, schon gar nicht mitten in der Nacht.
    Dass seine Frau nun schwieg, ließ ihn fast hoffen, doch noch zur Nachtruhe zurückzufinden. Die brauchte er dringend, denn bei Tagesanbruch hatte er eine weite Reise vor sich. Er sollte zusammen mit einem jungen Fähnrich Rekruten in die Torgauer Festung bringen und dort gleich noch Leder aus dem Gerberviertel und Stroh abliefern.
    Nach einem Moment der Stille sagte Lisbeth ungewohnt leise: »Es ist wegen der Jungen. Das Fräulein hat gesagt, es seien überhaupt keine Sachsen ins Weißenfelser Lazarett geschickt worden. Also
müssen
sie in Torgau sein. Dort sammeln sich alle, die aus Russland zurück sind.«
    »Hoffen und Harren hält manchen zum Narren«, hielt Josef ihr schroff entgegen. »Wenn sie zurückgekommen wären, wüssten wir’s längst. Find dich endlich damit ab,

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