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1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

Titel: 1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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zwanzig Schritte entfernt. Anfangs verbarg sie noch der Pulverdampf.
    »Hast du mal nach hinten geschaut, zu unseren Männern?«, fragte Julius, als sie atemlos wieder halbwegs in Deckung waren.
    »Keine Zeit!«, brummte Philipp. »Schwatz nicht, lade!«
    Als er seine Kartusche abgebissen hatte und Pulver und Kugel mit dem Ladestock in den Lauf stieß, sagte er: »Nehmen wir uns die Leute am zweiten Geschütz vor. Ich den mit der Lunte, du den, der das Rohr auskratzt.«
    Sie wechselten sich ab: Einer schoss, während der andere lud.
    Doch zwischendrin sagte Julius: »Schau nur mal kurz nach hinten. Dichte Linien, doch die Hälfte der Leute, die da gegen Baumstämme lehnen, ist tot. Vorhin hat es den Karl erwischt, ich hab es genau gesehen, den Rudi, den Heiner, den Willi … Und der, der drüben liegt, rechts von uns … ich glaube, das ist der Fritz.«
    »Wenn du nicht gleich diesen Mann niederstreckst, der die Kartätsche in den Lauf stecken will, werden es noch mehr!«, fuhr Philipp ihn an. »Wirst du denn nie erwachsen? Und so was will der beste Schütze der Brigade sein!«
    Julius schwieg, zielte und traf sein Ziel. Mann und Kartätsche fielen zu Boden.
    Sofort lud er neu, doch während er die Ladung in den Lauf stopfte, sagte er: »Ich bin gespannt, wer von uns Tirailleuren heute Abend noch zum Appell antritt. Mindestens fünf von uns hab ich schon fallen sehen. Die sollen sich mal beeilen, der Prinz und die von Horns Brigade, damit sie endlich über diesen gottverdammten Damm kommen und dort ein bisschen aufräumen. Erst lassen sie uns noch halb in der Nacht durch den Schlamm waten, dann spielen wir hier schon den ganzen Tag Verstecken. Mir knurrt vielleicht der Magen!«
    Da sie seit mehr als sieben Stunden die Stellung im Zentrum halten mussten, bekamen die Brüder nichts von dem mit, was außerhalb ihrer Sichtweite geschah. So konnten sie nicht wissen, dass sich General Horn soeben mit Yorck verständigt hatte, zum Sturmangriff überzugehen. Zusammen mit der Schlesischen Landwehr, die sich knietief durch den Morast kämpfte, überrannten sie die feindlichen Stellungen, die Kavallerie sprengte die württembergischen Karrees.
    Kurz nach drei am Nachmittag war Wartenburg erobert; so lange hatte die Brigade Steinmetz die Linie unter blutigen Opfern gehalten.
    Die Tirailleure wurden zurückgerufen, damit die ganze Brigade – oder das, was von ihr noch übrig war – ins Dorf einrücken sollte, als das Unglück geschah.
    Philipp sah die Kugel noch auf sich zukommen, unwirklich langsam, er riss seinen Bruder zu Boden, aber der wollte oder konnte sein Gewehr nicht loslassen, und so zerschmetterte ihm das Geschoss Waffe und Arm.
    »Julius!«, schrie Philipp, ohne seinen eigenen Schrei zu hören, er war fast taub für den Moment.
    Er sah das schmerzverzerrte Gesicht seines Bruders, einen Knochen, der sich spitz durch das Fleisch gebohrt hatte, das Blut, das aus der Wunde spritzte.
    »Mach dir nichts daraus, Kleiner, ich krieg dich schon durch!«, ächzte er. »Das vorhin hab ich nicht so gemeint, ehrlich. Aber du hast Glück, das war eine matte Kugel. Der Arm ist noch dran, sonst hätte es mich gleich mit weggepustet.«
    Plötzlich waren sie zwei allein, nur von Toten und Sterbenden umgeben, denn alle anderen stürmten Richtung Damm. Aber Philipp konnte selbst kaum noch gehen, ihm war speiübel. Die Druckwelle der Kanonenkugel hatte seine inneren Organe angegriffen.
    Das Feldlazarett konnte nur rechts von ihm sein, also versuchte er, den inzwischen bewusstlosen Julius in diese Richtung zu zerren. Doch nach drei, vier Schritten sank er ebenfalls bewusstlos über seinem Bruder zusammen.
     
    »Neunhundert Tote und Verwundete in meiner Brigade«, meldete Karl Friedrich von Steinmetz seinem Korpschef, nachdem das Dorf eingenommen, der Feind vertrieben oder gefangen genommen war.
    Yorck warf einen eisigen Seitenblick auf den freudestrahlenden Blücher, der zehn Schritte weiter mit einigen der Kosakenführer sprach und dabei heftig gestikulierte, und fuhr seinen Brigadeführer an: »Sie hätten Ihre Leute mehr schonen sollen! Sie hätten die Linieninfanterie gegen Mittag ein Stück zurücksetzen sollen!«
    Steinmetz verzog keine Miene angesichts des Rüffels. Es war ihm beileibe nicht gleichgültig, so viele Leute verloren zu haben. Aber sein Befehl lautete eindeutig: Linie halten!
    Er salutierte und bat um die Erlaubnis, sich zu entfernen, damit er sich um seine Männer kümmern konnte. Doch Yorck hielt ihn zurück.
    »In

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