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1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

Titel: 1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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verheiratet. Der Mineraloge Breithaupt, der auf dem Ball einmal mit Jette getanzt hatte, ließ sich seitdem nicht wieder blicken, und der junge von Trebra – es kam ja durchaus vor, dass Adlige aus Liebe eine Bürgerliche heirateten! – studierte nun in Leipzig.
    Aber vielleicht ließ sich Jette für den Moment von diesem netten Bergstudenten etwas ablenken.
    »Sag ihm, wenn er noch ein paar Minuten warten kann, komme ich gleich«, antwortete Jette zur großen Erleichterung der Tante. Sie wusch sich das Gesicht, zog das fliederfarbene Kleid an, kämmte sich das Haar und drehte es wie immer zum Knoten.
     
    »Sie sehen traurig aus«, waren die ersten Worte, die ihr einfielen, als sie Felix erblickte.
    »Ich war in Sorge um Sie. Wie geht es Ihnen?«
    »Besser«, antwortete sie mit müdem Lächeln. »Was macht die Hand?«
    Sie war nun nicht mehr verbunden, der Schorf abgeheilt, aber die Narben leuchteten feuerrot.
    »Nicht mehr schlimm. Ich habe viel geübt, um damit zurechtzukommen.«
    Er wirkte plötzlich wieder so schüchtern wie früher. »Ich hätte gern Blumen mitgebracht, um Ihnen eine Freude zu bereiten. Aber derzeit sind keine aufzutreiben. Also dachte ich …«
    Nun zog er ein kleines, rundes Päckchen aus seiner Westentasche, das mit Papier umwickelt war, und legte es vor sie auf den Ladentisch.
    Nach seinem auffordernden Blick wickelte sie es aus und staunte. Es war eine Geode, ein von außen unscheinbarer Stein, in der Mitte auseinandergeschnitten und mit wunderschönen Amethysten in dem Hohlraum im Inneren.
    »Ich dachte, er passt zu Ihnen und zu Ihrem Kleid«, sagte er.
    »Er ist wunderschön. Ich danke Ihnen von ganzem Herzen.«
    Nach einer verlegenen Pause fragte sie: »Haben Sie etwas von Richard gehört?«
    Schlagartig wirkte Felix noch bedrückter.
    »Bitte lügen Sie nicht, um mich zu schonen! Ich muss es wissen.«
    »Ich weiß nicht, ob Sie stark genug für diese Nachricht sind.«
    »Bitte!«
    »Gestern erhielt ich einen Brief von Julian Reil, einem unserer Lützower Kameraden. Richard ist gefallen.« Felix schluckte, seine Stimme zitterte ein wenig, doch dann sprach er hastig weiter.
    »Vor drei Wochen bei einem Gefecht an der Göhrde südöstlich von Lüneburg. Vielleicht haben Sie davon gehört. Unter General Wallmoden kämpften viele Feinde Napoleons Seite an Seite: die Lützower, die Hanseatische Legion, die Russisch-Deutsche Legion, Preußen, Russen, Mecklenburger, Hannoveraner, Schweden, sogar die berühmte King’s German Legion, das sind hauptsächlich Braunschweiger und Lüneburger in Diensten des englischen Königs …«
    Er redete und redete, weil er unbedingt vermeiden wollte, dass Jette etwas sagte. Doch sie fiel ihm einfach ins Wort.
    »Ich bin schuld daran. Ich habe ihn dorthin getrieben.«
    Felix nahm ihre Hände und hinderte sie daran, sie sich vors Gesicht zu schlagen.
    »Nein!«, widersprach er entschieden und zwang sie, ihn anzusehen. »Es war sein freier Wille. Und er hat sich ganz sicher auch schon vor Ihren Worten dafür geschämt, einfach abgehauen zu sein. Dabei nehme ich ihm das nicht einmal übel! Ich hatte ihm doch selbst zugerufen, er soll fliehen. Es ging damals um Leben und Tod, und jeder, der entkommen konnte, war ein überlebender Lützower. Es waren andere Leute da, die mir halfen. Julian, ein Leipziger Arzt und Ludwig, Hermann und Greta.«
    Seine Worte erreichten Jette nicht.
    »Wissen Sie noch, wie Richard einmal Ludwig Jahn zitierte, der meint, auch Mädchen sollten lernen, wie man ein leichtes Gewehr abschießt? Ich musste das nicht lernen – ich habe ihn mit einem einzigen Satz getötet!«, sagte sie, während ihr Tränen über die Wangen liefen.
    »Die Kugel, die ihn traf, kam aus einem französischen Gewehr«, widersprach Felix fest. »Er wollte doch so gern ein Held sein. Sein Leben für Preußen und für das deutsche Vaterland geben.«
    »Und? Macht es uns auch nur ein Stückchen freier, dass er nun tot ist?«, platzte sie heraus.
    »Ja! Durch den Sieg von General Wallmoden und seinen Truppen ist die Verbindung zwischen Davouts Hauptquartier in Hamburg und Napoleons Hauptarmee in Sachsen unterbrochen. So kommt kein Nachschub mehr von Frankreich über Magdeburg hierher durch. Das ändert die Situation grundlegend. Es verbessert unsere Chancen für die Entscheidungsschlacht ganz erheblich.«
    Eine halbe Million Menschen, dachte Jette wieder. Eine halbe Million Gewehre, eine halbe Million Bajonette.
    Einen Moment lang schwiegen sie beide.
    »Es gab starke

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