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1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

Titel: 1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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meinem Bericht an den König wird stehen, das Sie auf dem schwersten Posten Außerordentliches geleistet und unseren Sieg erst möglich gemacht haben«, sagte er – immer noch mürrisch, aber für seine Verhältnisse sehr versöhnlich.
    Der Brigadekommandeur bedankte sich.
    »Ihre Männer sollen kochen und die Toten begraben«, knurrte Yorck. »Begleiten Sie mich zur Bruchwiese? Ich will die Verwundeten besuchen.«
     
    Nach jeder Schlacht der gleiche traurige Anblick: Hunderte Männer, die von Trainsoldaten oder ihren Kameraden in das Behelfslazarett am oder auf dem Schlachtfeld getragen wurden, die meisten blutüberströmt, vor Schmerz stöhnend oder schreiend, mit zerschmetterten Gliedmaßen und jeder nur denkbaren Art von Verstümmelung. Ein paar Feldchirurgen, nicht selten im zivilen Leben Fleischer oder Barbiere, die zerfetzte Arme oder Beine amputierten, ein paar Freiwillige, die den Verwundeten Wasser brachten oder ihnen die Kleider aufschnitten, damit die Ärzte die Wunden begutachten konnten.
    »Schau hin, da kommt unser Kommandeur zusammen mit General Yorck!«, raunte Philipp seinem Bruder zu.
    Er hatte keine Ahnung, wie sie beide ins Lazarett gelangt waren. Irgendwer musste sie hierhergetragen haben und war so mitfühlend gewesen, sie nebeneinander auf den Erdboden zu legen.
    Als Julius nicht antwortete, richtete sich Philipp unter Schmerzen auf und rüttelte ihn vorsichtig. Noch hatte kein Chirurg nach ihm gesehen, die waren alle schwer beschäftigt. Und so machte sich Philipp große Sorgen um seinen Bruder und darum, ob Julius den rechten Arm behalten würde.
    »Reiß dich mal ein bisschen zusammen, der General kommt!«, flüsterte er. Vielleicht sagte er es auch laut, aber er war immer noch halb taub.
    Als Julius sich nicht rührte, wurde ihm angst und bange.
    »He, Kleiner, das kannst du nicht machen! Hör auf mit diesen dummen Späßen. Komm, blinzle wenigstens ein bisschen! Du kannst jetzt noch nicht gehen. Du hast den Eltern nicht geschrieben. Und deiner Claire auch nicht … Wenn ich das Max erzähle, kriegst du richtig Ärger mit unserem großen Bruder!«
    Er merkte nicht, dass ihm Tränen über die Wangen liefen. Doch er sah das winzige Zucken in Julius’ Gesicht.
    Da lächelte er schniefend. »Wusste ich es doch, dass du mich bloß reinlegen wolltest …«
    Yorck hatte die Szene aus einiger Entfernung betrachtet und trat näher.
    »Sind das Brüder?«, fragte er den Brigadekommandeur.
    »Ja, und zwei meiner besten Scharfschützen«, bestätigte von Steinmetz.
    Philipp wollte sich vor den Vorgesetzten erheben und ordnungsgemäß grüßen, aber sein Körper versagte ihm den Dienst, die Beine sackten ihm einfach weg.
    »Bleiben Sie lieber liegen, Trepte, und lassen Sie sich gründlich untersuchen«, riet sein Brigadeführer. »Sieht aus, als hätte die Druckwelle Sie ganz schön durcheinandergewirbelt.«
    »Sind Sie beide die einzigen Söhne der Familie?«, erkundigte sich Ludwig von Yorck.
    »Nein, Herr General. Unser ältester Bruder, Maximilian Trepte, ist Premierleutnant im 2 . Preußischen Garderegiment zu Fuß«, meldete Philipp.
    Yorck nickte, lobte beide für ihre Tapferkeit und wünschte ihnen gute Genesung. Dann ging er zu den nächsten Verwundeten.
    Heute Abend sollte im Wartenburger Schloss die Siegesfeier veranstaltet werden. Aber dorthin zog es ihn nicht übermäßig.
    Bei der Feier hielt Blücher zu später Stunde eine bewegende Gedenkrede auf den toten Scharnhorst, ohne dessen Wirken sie heute alle nicht an diesem Ort wären.
    Yorck fragte sich einen Augenblick lang, ob Blücher auch das tat, um ihn zu provozieren, denn er selbst war ein scharfer Gegner der Reformen Scharnhorsts. Aber so viel Berechnung war nicht typisch für den alten General. Wahrscheinlich redete er einfach mal wieder drauflos, wie es ihm gerade durch den Kopf ging.
     
    Julius Trepte wurde noch in der Nacht der rechte Arm amputiert. Philipp blieb an seiner Seite, obwohl er sich selbst kaum auf den Beinen halten konnte, und klemmte ihm einen Stock zwischen die Zähne, bevor der Chirurg zu Werke ging.
    Julius erwachte erst wieder aus der gnädigen Bewusstlosigkeit, als er am nächsten Tag zusammen mit den anderen Verwundeten auf einen der Lazarettkarren gelegt wurde. Die Armee zog weiter, obwohl es erneut in Strömen goss. Philipp war von seinem Vorgesetzten mit Verweis auf die Kontusionsverletzung vorübergehend dem Train zugeteilt worden, damit er bei seinem Bruder bleiben konnte. So saß er auf der hinteren

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