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1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

Titel: 1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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es nicht tat, hatte ihn nicht erreicht, und er wollte unbedingt den direkten Kontakt seiner Armee mit der Hauptarmee herstellen. Durch die Einnahme der beiden Ortschaften hielt er das rechte Ufer der Parthe bis kurz vor die Stadt besetzt und schuf sich so eine gute Ausgangsposition für den Angriff auf Leipzig, fast direkt vor dem Halleschen Tor.
     
    Ludwig von Wolzogen begann den Tag damit, dem Zaren vom vermeintlichen Tod General Merveldts zu berichten.
    Zar Alexander beförderte seinen Adjutanten für die am Vortag erworbenen Verdienste außer der Reihe zum Generalmajor. Durch seine Korrektur des Aufmarschplanes hatte Wolzogen faktisch noch in letzter Minute eine schreckliche Niederlage der Alliierten im Süden verhindert.
    Im Auftrag des Zaren sollte er nun mit dem Einholen und Übermitteln von Nachrichten fortfahren. Bevor der Freiherr von Wolzogen auf seinen Posten zurückkehrte, informierte er Fürst Schwarzenberg vom Tod seines Freundes Merveldt und löste mit dieser Nachricht große Bestürzung aus.
     
    Auch wenn sie es schwerlich eingestanden hätten: Beide Seiten waren erleichtert, dass der Gegner an diesem Sonntag auf einen Großangriff verzichtete.
    Gestern hatte Napoleon wieder einmal seine Überlegenheit als Feldherr bewiesen. Den Alliierten schien es also besser, erst einmal zu verharren und zu sehen, was er unternahm, um dann darauf zu reagieren. Vor allem aber erwarteten sie noch weit über einhunderttausend Mann Verstärkung, womit sich das Kräfteverhältnis grundlegend ändern würde. Die Korps Benningsen, Colloredo-Mansfeld und Bubna waren im Anmarsch, außerdem stand dreißig Kilometer nordöstlich bei Landsberg die gesamte Nordarmee unter dem Befehl des Kronprinzen von Schweden, des einstigen Marschalls von Frankreich, Bernadotte. Dass diese sich immer noch nicht von der Stelle rührte, veranlasste vor allem Blücher zu höchst verärgerten Äußerungen über die Unzuverlässigkeit von Gascognern.
     
    Napoleon besprach sich am Morgen mit seinem Schwager Murat bei Meusdorf im Süden zwischen Probstheida und Güldengossa. Dort hatte er in der Nacht sein Biwak aufschlagen lassen. Eine halbe Stunde lang gingen sie ungeachtet des grässlichen Wetters auf einem alten Teichdamm auf und ab und redeten.
    Wir hatten immer wieder unsere Streitigkeiten, und in Russland versagte er kläglich, statt meine Armee zurück nach Frankreich zu führen, dachte Napoleon, als sich sein wie stets prächtig herausgeputzter Schwager verabschiedete. Aber gestern und vor drei Tagen bewies er, dass er immer noch der gefürchtete Reiterführer ist, der jeden Feind mit seinen Kavallerieattacken zum Wanken bringt. Mit seiner Hilfe werde ich es schaffen. Vergessen wir seine heimlichen Liebäugeleien mit den Österreichern und Engländern! Dahinter steckt doch sowieso nur meine Schwester Caroline, sein intrigantes Weib.
    Er wird mit seiner Sturheit wieder alles verderben, noch schlimmer als in Russland, dachte Joachim Murat, während er nach Wachau ritt. Wenn wir uns nicht heute noch zurückziehen, wird das unser Untergang. Caroline hat recht, wir müssen mit den Gegnern verhandeln, um wenigstens unser Königreich Neapel zu behalten!
    Angesichts der Lage hätte der Kaiser den geordneten Rückzug auf die Saale anordnen müssen. Gestern noch waren beide Heere zahlenmäßig fast gleich stark gewesen, jedes etwa zweihunderttausend Mann. Die geringe Überzahl der Alliierten konnte Bonaparte durch Geländevorteile ausgleichen, und außerdem hatten sie ihm mit ihrer zerfahrenen, ihm unbegreiflich dilettantischen Planung in die Hände gespielt. Doch wenn ihre Reservetruppen im Verlauf des Tages eintreffen würden, wäre sein Gegner zahlenmäßig fast doppelt überlegen.
    Die einzige Verstärkung, mit der er noch rechnen konnte, war das Siebente Korps Reyniers mit der Division Durutte und den Sachsen. Aber das waren nicht mehr viele, und verlassen durfte er sich auch nicht mehr auf sie. In Dresden, Torgau, Wittenberg und anderen Festungen entlang der Elbe standen noch einhundertfünfzigtausend Mann französischer Besatzung. Aber die waren verloren; entweder umzingelt oder ohne die geringste Chance, sich zu ihm durchzuschlagen.
    Jetzt den Rückzug anzuordnen – würde das nicht alles in Frage stellen, was er bisher erreicht hatte? Militärisch und politisch?
    Doch da war ja noch eine besondere Karte im Spiel. Deshalb wartete er im Zelt, umgeben von seinen Garden, auf die Antwort der Alliierten zu seinem

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