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1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

Titel: 1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Alexandre Macdonald, Herzog von Tarent, ein Mann aus schottischem Adel, was ihm unter Napoleon zum Nachteil gereichte – seine Herkunft und seine offene Freundschaft zu Moreau, dem entschiedenen Anhänger der Republik.
    Deshalb betrachtete er es nicht zu Unrecht als Strafkommando, die Nachhut der Grande Armée befehligen zu müssen. Die verhängnisvolle Explosion hatte er im Kampflärm nicht gehört, doch wie ein Lauffeuer ging die Nachricht durch die Stadt, die einzige Brücke über die Elster sei schon gesprengt worden. Also ritt er dorthin, von den Kugeln preußischer Schützen verfolgt, und war entsetzt von dem Anblick, der sich hier bot.
    Der ganze Fluss voller Leichen! Und nun gab es kein Entkommen mehr für die dreißigtausend Soldaten der Grande Armée, die sich noch in der Stadt befanden!
    Wie hatte der große Heerführer Napoleon, das Genie, das stets noch an die kleinste Nebensächlichkeit dachte und für alles sorgte, vergessen können, ausreichend weitere Flussübergänge vorzubereiten? Er verfügte doch über genug Ingenieurkorps, die Pontonbrücken legen konnten!
    Ein Adjutant kam dem Marschall entgegen und teilte ihm mit, dass Fürst Poniatowski tot sei.
    »Ist das sicher?«, fragte Macdonald bestürzt.
    »Wir haben seinen Leichnam noch nicht gefunden. Die Strömung trieb ihn fort. Er sprang mit dem Pferd in die Elster, dabei traf ihn ein Schuss, eindeutig tödlich, und er sank in die Fluten. Ein tapferer Mann, so wahr mir Gott helfe! Er hatte noch den Säbel gezogen und seine Männer aufgefordert, ehrenvoll zu sterben, bevor er in den Fluss ritt …«
    Der Adjutant berichtete, in der Nähe sei der Kommandant seines Ingenieurkorps dabei, einen behelfsmäßigen Übergang über die reißenden Fluten zu bauen. Dorthin führte er den Marschall.
    Der entschlossene Oberst Marion von Macdonalds Genietruppen hatte bereits ein Provisorium errichtet: zwei lange Baumstämme von Ufer zu Ufer geworfen, darüber Türen, Bretter, Fensterläden gelegt.
    Doch als Macdonald dort ankam und bevor er sich erneut durch eine dichte Menschentraube gewühlt hatte, war die provisorische Brücke schon wieder unbrauchbar. Die Marschälle Augereau und Victor hatten darauf bestanden, darüberzureiten, bevor die Bretter festgenagelt waren, und dabei rutschte der Belag ins Wasser.
    Nun auch noch wütend auf diese beiden, unternahm Macdonald den Versuch, über die nassen, glatten und sich im schäumenden Wasser drehenden Stämme ans andere Ufer zu gelangen. Lieber tot als gefangen, dachte er, und arbeitete sich Schritt für Schritt vor. Doch als er die Hälfte der Strecke bewältigt hatte, begannen andere, seinem Beispiel zu folgen, und Macdonald stürzte ins Wasser.
    Er hatte Glück, jemand zog ihn heraus. Nun kam ihm sogar noch Marschall Marmont entgegen, der hartnäckige Verteidiger von Möckern und Schönefeld, der es ebenfalls gerade noch aus der Stadt heraus geschafft hatte. Marmont gab ihm ein Pferd, und Macdonald ritt los, mit eiskalter Wut im Bauch und im Herzen, um dem Kaiser Bericht zu erstatten.
     
    »Sie leben!«, begrüßte ihn Oudinot erstaunt und erleichtert, als Macdonald in Lindenau eintraf. »Hier kursiert schon das Gerücht, Sie seien ertrunken.«
    »Und ich hörte, Sie seien gefallen!«, erwiderte der Schotte nicht minder erleichtert. Doch bevor er Einzelheiten seiner Rettung erzählen konnte, wurde er zum Kaiser befohlen.
    Er stieg hinauf ins Obergeschoss der Mühle und begann seinen Bericht, aufgebracht und erschüttert, weil ihm immer noch das »Retten Sie Ihre Soldaten, Ihre Kinder, Monsieur le maréchal!« in den Ohren gellte.
    »Die Verluste an Menschen und Material sind ungeheuer. Sie müssen sich bis hinter den Rhein zurückziehen!«, appellierte er, der seine ganze Barschaft verloren hatte und nur noch das besaß, was er auf dem Leibe trug. Doch der Kaiser verzog keine Miene. Als sich Macdonald immer mehr in Rage redete, starrte der Kaiser ihn kalt an und schickte ihn hinaus.
    Was erlaubte dieser Schotte sich? Was glaubte er? Meinte er etwa, er, Napoleon, hätte so etwas Wichtiges wie Flussübergänge vergessen, wenn welche zu errichten seien? Genauso wenig, wie er es je vergessen hatte, Brücken zu zerstören, um die Feinde an der Verfolgung zu hindern!
    Die Sprengung der Brücke über die Elster war genau zu dem Zeitpunkt erfolgt, den er befohlen hatte: als der erste Feind sich zeigte.
    Was interessierte ihn Macdonalds Gejammer, was interessierte Macdonalds Geld?
    Im Krieg musste man Opfer bringen

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