1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)
begeistert empfangen wurden, um den Gegner aufzuhalten und zu vernichten. Die übrigen Truppen der Alliierten würden folgen.
Leipzig stand das größte Elend erst noch bevor. Hunger, Seuchen, Zehntausende Verwundete, die niemand versorgen oder auch nur ernähren konnte. Zehntausende Tote, die niemand begraben konnte.
In den verwüsteten Dörfern rund um Leipzig würden noch wochenlang Berge von Leichen und Pferdekadavern liegen; ein Festmahl für die Totenvögel.
Und auf den Knochen dieser Toten und jener, die noch sterben würden, begann nun für die Herrscher der Siegermächte und ihre gewieftesten Diplomaten das große Feilschen und Schachern um Ländergrenzen, Königreiche, Herzogtümer.
Die Karte Europas würde sich grundlegend ändern.
Nachwort
A n dieser Stelle erwarten Sie einige überraschende Enthüllungen.
Nein, nun folgt keine lange Liste der Details, wo ich zugunsten einer packenden Romanhandlung die historischen Ereignisse abgewandelt habe.
Ganz im Gegenteil!
Wer es vielleicht für einen geschickten dramaturgischen Kniff von mir hält, die Wege des Rittmeisters von Colomb und des Lützowers Freikorps sich kreuzen zu lassen, die Begegnung zwischen Thielmann und Körner in Reichenbach zu arrangieren oder Thielmann und Colomb bei Altenburg gemeinsam gegen den Feind zu schicken, der irrt. Das alles habe ich nicht erfunden. Es hat sich wirklich zugetragen! Und noch viel mehr, als Sie ahnen, von dem, was Sie gerade gelesen haben. Ich komme gleich zu den Einzelheiten.
Bei meinen bisherigen historischen Romanen, die alle im deutschen Hochmittelalter spielen, hatte ich es mir zur Aufgabe gemacht, so nah wie möglich an den tatsächlichen Ereignissen zu bleiben. Schließlich wollte ich nicht primär eine Liebesgeschichte oder ein Rachedrama vor historischer Kulisse erzählen, sondern ein Stück deutscher Geschichte. Deshalb mussten sich alle fiktiven Figuren und Handlungen auch stets der Historie unterordnen und agierten alle historischen Persönlichkeiten stets an den Orten und auf die Weise, wie es belegt ist. Allerdings hat man im Hochmittelalter auf Grund der spärlichen Quellenlage als Romanautor immer noch beträchtliche Freiräume.
Bei diesem Buch, das einem so epochalen Ereignis gewidmet ist, das nur zweihundert Jahre zurückliegt und über das uns unzählige Augenzeugenberichte, Korrespondenzen, Zeitungsjahrgänge, Tagebücher, Biographien und militärische Abhandlungen überliefert sind, wollte ich anders vorgehen.
Diesmal war es für mich die große Herausforderung und selbstgestellte Aufgabe, möglichst viel authentisches Material zu verarbeiten und möglichst viele Leute zu Wort kommen zu lassen, die tatsächlich an jenen Ereignissen beteiligt waren. Nicht nur Könige und Generäle, sondern auch Diplomaten, Männer in verschiedensten militärischen Rängen und vor allem Zivilisten, denn auf deren Rücken wurde alles ausgetragen.
Ich wollte nicht nur den Schlachtverlauf schildern – dazu gibt es unzählige Fachbücher, die viel mehr ins Detail gehen können als ein Roman –, sondern das Gesamtbild zeigen: Militärisches, die Geheimdiplomatie im Hintergrund und das zivile Leben.
Also habe ich ganz tief in den Quellen gebohrt, um Persönlichkeiten zu finden, mit denen ich diese Geschichte erzählen kann. Fast alle Personen in diesem Roman haben tatsächlich gelebt und so gewirkt, wie Sie es eben gelesen haben.
Die Kunst lag diesmal also nicht im
Er
finden, sondern im
Finden.
Ich folge mit meiner Romanhandlung Tag für Tag den tatsächlichen Ereignissen, wenn auch von wechselnden Standpunkten aus. Aus Unmengen an Fachliteratur habe ich mir Puzzlestücke herausgefiltert und zu einem Bild zusammengefügt.
Ich war dadurch nicht frei im Erzählen. Ich musste mich auf den Tag und oft sogar auf die Stunde genau daran halten, wo sich die Akteure aufhielten und was sie taten. Wer zum Beispiel einem bestimmten Regiment angehörte oder ein Korps führte, den konnte ich auch nur dahin schicken, wo dieses Regiment oder Korps tatsächlich eingesetzt war, musste sehen, wer ihm dort gegenüberstand und was sich daraus für die Romanhandlung entwickeln ließ.
Dann musste ich »nur noch« alles miteinander verweben und den Figuren Seele einhauchen, ihnen emotionale Tiefe geben. Schließlich sollte es ja kein Sachbuch werden.
Das ist sicher eine ungewöhnliche Art, vielleicht sogar einmalig, einen historischen Roman zu schreiben. Es legt einem viele Zwänge auf und erfordert ein Unmaß an Recherchen.
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