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1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

Titel: 1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Treibeisschollen und ging unter, ohne dass ihn jemand hätte retten können.«
    Thielmann atmete durch und beobachtete die leidgeprüfte Frau. Sie schien zu Stein erstarrt.
    »Es tut mir sehr leid, Ihnen das berichten zu müssen. Ihre Söhne waren tapfere, gute und gottesfürchtige junge Männer«, fügte er mit gedämpfter Stimme an. »Der Herr im Himmel wird ihnen gnädig sein.«
    Die folgende Stille im Raum dröhnte und schmerzte sogar.
    Dem Kommandanten wäre es lieber gewesen, die Frau vor ihm würde nun zu weinen oder zu schreien anfangen. Er selbst hatte schon sechs Kinder verloren, wenngleich nicht als junge Männer im Krieg, sondern im zartesten Alter durch Krankheiten. Dadurch wusste er, dass es besonders besorgniserregend war, wenn eine Mutter nicht weinte, sondern erstarrte und schwieg.
    »Bringen Sie ihr etwas zu trinken!«, forderte er Aster auf, der sofort reagierte. »Und beschaffen Sie der Frau ein Quartier für die Nacht. Ja, ich weiß, die Stadt ist hoffnungslos überfüllt, aber klären Sie das irgendwie. Damit sie schlafen kann, bevor sie morgen nach Freiberg zurückkehrt.«
    Er ging um den Tisch herum und zwei Schritte auf Lisbeth zu. »Es tut mir sehr leid, nicht mehr für Sie tun zu können, Frau Tröger. Sie bekommen Quartier für die Nacht und einen Proviantschein. Aber morgen müssen Sie so zeitig wie möglich die Stadt verlassen!«, sagte er mit Nachdruck. »Wir erwarten den Feind in gewaltiger Überzahl. Vielleicht ist Torgau morgen um diese Stunde nur noch Schutt und Asche.«
    Mit unendlich müdem Blick sah Lisbeth auf den hochgewachsenen Kommandeur. »Sie werden das verhindern. Die Menschen vertrauen Ihnen. Gott schütze Sie!«
    Dann nahm sie das letzte bisschen Kraft zusammen und wankte hinaus. Draußen ließ sie sich auf die eiskalte Treppe sinken, riss die Haube vom Kopf und barg das Gesicht darin, um sich die Seele aus dem Leib zu schluchzen.

Der Fall der Stadt
    Freiberg, 7 . Mai
    O bwohl es helllichter Tag war, wirkte Freiberg wie ausgestorben. Niemand ließ sich auf den Straßen blicken. Die Bewohner hatten Türen und Fensterläden fest verschlossen und alles Wertvolle, das sich forttragen ließ, sorgfältig versteckt. So gewappnet, beteten sie, die Rückkehr der französischen Armee möge glimpflich verlaufen.
    Einzig auf dem Obermarkt herrschte hektische Betriebsamkeit. Je näher der Kanonendonner der Stadt kam, umso eiliger bemühten sich die wenigen verbliebenen Freiwilligen, die verwundeten Preußen auf Karren zu hieven, damit sie von hier fortgebracht werden konnten, zurück zu ihren Truppen oder wenigstens außer Reichweite des Feindes.
    Vor der Hauptwache standen vier Fuhrwerke, die noch beladen wurden, ein weiteres rumpelte schon Richtung Meißner Tor davon, gezogen von einem Paar träger Ochsen.
    Ein junger Offizier in russischer Uniform preschte auf einem Grauschimmel heran und rief in tadellosem Deutsch: »General Lanskoi zieht den Feinden mit der Arrièregarde Richtung Kleinschirma entgegen. Aber länger als eine halbe Stunde werden wir sie nicht aufhalten können. Es sind zu viele. Beeilen Sie sich! Niemand darf dann mehr hier sein!«
    Jette rannte zu dem von Eile getriebenen Offizier, um ihm einen Becher Wasser zu reichen. Hastig trank er, dankte ihr und ritt wieder los.
    Bedrückt sah Jette ihm nach.
    Arrièregarde – das waren die Männer, die blieben und den Rückzug der Truppen deckten, oft um den Preis ihres Lebens. Vielleicht würde dieser elegant wirkende junge Reiter im Verlauf der nächsten halben Stunde fallen oder verstümmelt werden wie die Männer, die sie hier gepflegt hatte. Und für ihn würde niemand sorgen. Wenn ihn eine Kugel traf, würde er qualvoll verbluten, sofern ihm kein schneller Tod vergönnt war.
    Weil jeden Augenblick die Truppen der Grande Armée in die Stadt einrücken konnten, waren jetzt außer Jette nur noch drei Helfer an der Hauptwache, um den Verwundeten beizustehen: zwei Studenten Werners und Ludwig, der junge Schriftsetzer aus der Werkstatt ihres Oheims. Jette hegte den Verdacht, dass ihr Onkel seinem tüchtigsten Mann diesen Einsatz erlaubt hatte, damit dieser auf sie achtgab und sie schützte, sollte es nötig werden. In Ludwigs Gegenwart fühlte sie sich tatsächlich behütet: Er war stark und strahlte eine Gelassenheit und Selbstsicherheit aus, die auch auf sie beruhigend wirkte.
    Die Studenten waren Freunde, aber unterschiedlicher konnten sie kaum sein. Richard, der Ältere von ihnen, war hochgewachsen und muskulös, mit

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