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1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

Titel: 1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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blonden Haaren und einem sorgfältig gepflegten Schnurrbart. Er führte auch das große Wort: dass er Preuße sei und seine Landsleute nicht im Stich lasse und seinen Beitrag schon noch leisten werde, um die Franzosen aus dem Land zu jagen.
    Sein Kommilitone Felix hingegen, offenbar erst seit kurzem in Freiberg, war schmächtig, trug dunkles, wirr gekräuseltes Haar und eine Brille, die er ständig zurechtschob. Er sagte nur selten einmal ein Wort und stammte aus Anhalt, was seinen Freund andauernd zu Spötteleien trieb wie: »Ich vergaß, Köthen und Magdeburg sind ja jetzt westphälisch, daran kann ich mich einfach nicht gewöhnen! Wieso bist du ins Ausland nach Sachsen gegangen, wenn ihr doch jetzt diese Witzfigur Jérôme als König habt, Napoleons kleinen Bruder?«
    Doch nach der Warnung des russischen Offiziers war keine Zeit mehr für Scherze.
    So behutsam wie in der Eile möglich trugen die drei jungen Männer die Verwundeten zu den Karren und hoben sie auf die rohen Bretter. Niemand von den Verletzten, die jetzt noch hier waren, konnte aus eigener Kraft laufen.
    Jette fragte sich besorgt, ob und wie diese Männer wohl die Fahrt überstehen würden. Aber wenn sie den Franzosen in die Hände fielen, wäre das ihr Tod. Sie bestand darauf, jedem ein Brot mitzugeben, von den Freibergern gespendet, und die Feldflaschen mit frischem Wasser aufzufüllen.
    Nun waren nur noch zwei Verwundete in der Hauptwache – die beiden, um die sie sich die meisten Sorgen machte.
    Dem Älteren von ihnen, einem Grenadier von vielleicht vierzig oder fünfzig Jahren mit buschigem Schnauzbart, hatte Dr. Meuder gestern das linke Bein bis übers Knie abgenommen. Vor Schmerz gebrüllt und geflucht hatte der Grenadier, und seine Schreie gellten ihr immer noch in den Ohren. Doch jetzt sah er sie an und rang sich trotz seiner Schmerzen ein Lächeln ab.
    »Sie werden mir fehlen, kleines Frollein«, sagte er warmherzig. »So nett, wie Sie sich um unsereins gekümmert haben … Da kommt man doch eins, zwei, drei wieder auf die Beine!«
    Er lachte sogar über das misslungene Wortspiel und deutete auf seinen Stumpf. »Zumindest auf ein Bein! Ich bin ein zäher Bursche.«
    Jette riss sich zusammen, lächelte zurück und griff mit beiden Händen nach der Pranke, die er ihr entgegenstreckte.
    »Sie überstehen das! Bewegen Sie sich nur möglichst wenig, bis es verheilt ist. Das hier habe ich für Sie.«
    Sie holte vom Tisch eine halb volle Flasche – der letzte Branntwein, den sie hier im Notlazarett noch besaßen. Niemand würde ihn dringender brauchen.
    Ein Lächeln breitete sich über dem aschgrauen Gesicht des Amputierten aus. Er zog den Korken mit den Zähnen heraus, schnupperte erst am Inhalt der Flasche und trank sie dann auf einen Hieb fast ganz aus. Das war durchaus in Jettes Sinn. Sie hoffte, dass ihm die Betäubung durch den Alkohol wenigstens einen Teil der Qualen ersparte, wenn er mit seiner frischen Wunde über holprige Wege gefahren wurde.
    »Sie sind ein wahrer Engel, Frolleinchen. Möge der Herr Sie segnen.«
    Er hob die Flasche ein zweites Mal, um sie ganz auszutrinken, hielt aber mitten in der Bewegung inne.
    »Machen Sie sich keine Gedanken um mich! Ich hab jetzt ausgesorgt«, versicherte er. »Ich krieg einen Invalidenschein vom Kommandeur, und dann bin ich eine gute Partie. Mannsbilder werden knapp durch den Krieg, und mir steht nun eine Invalidenrente zu. Die Witwen in meinem Dorf werden sich um mich reißen. Oder wie wär’s mit Ihnen, Frollein? Schauen Sie nicht so ernst, das war ein Scherz.« Beruhigend tätschelte er ihre Hand. »Sie werden natürlich einen schönen und reichen jungen Herrn heiraten, keinen ausgedienten alten Soldaten.«
    Er lachte erneut, dann legte er den Kopf in den Nacken und trank den Rest des Branntweins mit einem Zug. Von einem Moment zum anderen fielen ihm die Augen zu. Jette nahm ihm die leere Flasche ab, bevor sie ihm aus der Hand rutschte, und rief nach Richard und Felix, damit sie den Invaliden möglichst vorsichtig auf einen Karren betteten und seinen blutigen Stumpf hochlegten.
    Dann wandte sie sich ihrem letzten Patienten zu, dem schwierigsten. Ein junger preußischer Offizier mit einer hässlichen Wunde; ein Bajonettstich unterhalb des linken Schlüsselbeins, der durch den ganzen Körper gegangen war. Als er gebracht wurde, hatte er viel Blut verloren. Aber er wollte ständig wissen, wer von seinen Männern noch lebte und ob diese auch gut versorgt wurden, bis ihn der Blutverlust und das

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