Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

Titel: 1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
Vom Netzwerk:
erreichte seine Augen nicht und ließ Jette frösteln.
    Wusste er es?
    Das Lächeln war wie weggewischt, als der Major schroff fragte: »Was sind das dort für Bücher?«
    »Scientifíques«, brachte Jette hastig heraus. »Wissenschaftliche Werke. Über Mineralienkunde und Chemie, auch vieles über Bergbau …«
    Rasch nahm sie einige Werke von Gelehrten der Freiberger Bergakademie aus dem Regal, breitete sie auf dem Ladentisch aus, öffnete das oberste – Werners
Von den verschiedenen Graden der Festigkeit des Gesteins
– und schob es dem Major hin.
    Der blätterte gelangweilt darin herum, auch in den anderen Folianten, betrachtete chemische Formeln und Zeichnungen von Schmelzhütten oder Laborgeräten. Dann ließ er das letzte Buch so geräuschvoll zuklappen, dass Jette zusammenzuckte, zog ein Blatt Papier aus seiner Uniform und hielt es ihr vor die Nase.
    »Und was ist
das?
Wurde das hier gedruckt? Übersetzen Sie, was dort steht! Rasch! Ich werde es merken, wenn Sie mich anlügen.«
    Jette gab sich alle Mühe, damit ihre Hände nicht zitterten, als sie das Blatt nahm. Sie hatte schon erkannt, was es war, und sollte deshalb eigentlich erleichtert sein.
    »Das ist von den städtischen Behörden, eine Anleitung bei Einquartierung«, erklärte sie.
    »Übersetzen Sie!«, forderte der Major erneut.
    »Im Quartier müssen Reinlichkeit und Ordnung herrschen, der Wirt muss den Soldaten freundlich entgegenkommen, unartige Kinder dürfen ihnen nicht lästig werden, ein Mittagessen laut Regulativ muss bei Ankunft bereitstehen, an Rasttagen soll die Wäsche der Soldaten gewaschen werden, und falls die Wirtsleute kein Französisch verstehen, sollen sie sich alle Mühe geben, die Wünsche der Soldaten aus ihren Gebärden zu verstehen«, fasste sie zusammen. »Sehen Sie, wir haben dafür diese Handzettel gedruckt!«
    Mühsam lächelnd reichte sie ihm eines der zweisprachigen Blätter, die ihr Oheim für Situationen wie diese zusammengestellt hatte.
    Der Major warf einen Blick auf das Papier und gab es an seinen Sohn weiter, der die Szene aufmerksam beobachtete, auch wenn er zwei Schritte zurückblieb und nichts sagte.
    »Wie ich merke, verstehen wir uns doch blendend«, meinte der Major, und nun lächelte er wieder. »Mein Sohn und ich freuen uns, Sie gelegentlich beim Essen zu sehen. Ich wünsche einen schönen Tag, Demoiselle!«
    Noch bevor er und der Seconde-Lieutenant die Tür erreichten, traten Friedrich und Johanna Gerlach ein, besorgte Blicke auf Jette richtend.
    »Es ist eine Erfrischung für Sie und Ihre Männer vorbereitet, Herr Major«, verkündete der Buchdrucker und wies einladend zur Tür. »Wenn Sie meiner Gattin folgen wollen?«
    Der Offizier verabschiedete sich mit einem knappen Nicken von Jette, die tief erst vor ihm knickste, dann vor seinem Sohn.
    »Monsieur, halten Sie die Titelseite der nächsten Ausgabe für Tagesbefehle frei!«, wies de Trousteau an, bevor er und der Seconde-Lieutenant sich von Johanna hinausführen ließen.
    »Gab es Schwierigkeiten?«, fragte Friedrich Gerlach sofort, als die Tür wieder geschlossen war. »Entschuldige, dass wir dich so lange mit den beiden allein ließen – wir hatten über all dem Durcheinander nicht gleich gesehen, dass sie in die Buchhandlung gegangen waren …«
    Besorgt schob er seiner blass gewordenen Nichte einen Stuhl hin. Jette ließ sich kraftlos daraufsinken.
    Der Oheim griff nach ihren eiskalten Händen. »Wir haben Glück im Unglück, Liebes. Der Major und sein Sohn haben uns versichert, dass sie nicht plündern werden. Er und sein Sohn wollen sogar für die Kosten ihrer Tafel aufkommen. Damit sind wir wirklich viel besser dran als die meisten Nachbarn …«
    Nun hörte Jette auch das Geschrei und Gepolter ganz in der Nähe. Es klang, als würden Möbel umgeworfen und zertrümmert.
    »Sie haben angeblich aus Liebe zur Literatur bei ihrem Vorgesetzten darauf bestanden, bei uns einquartiert zu werden«, berichtete Friedrich Gerlach. »Aber sie werden wohl eher ausspionieren wollen, was wir hier drucken. Umso besser, wenn ihnen vorerst nichts verdächtig vorkam.«
    Wieder putzte er seine Brillengläser mit dem Westenzipfel und fuhr fort: »Deine Tante hat alles so arrangiert, dass wir mit hoffentlich geringstem Schaden davonkommen. Es wird eng im Haus werden, und sie werden unsere letzten Vorräte aufessen … Aber es wird schon irgendwie weitergehen. Nur …« Er zögerte, dann sah er Jette ins Gesicht. »Der Major besteht darauf, mit uns im Salon seine

Weitere Kostenlose Bücher