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1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

Titel: 1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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verhandeln, um Zeit zu gewinnen. Sollten sie erst einmal beweisen, dass sie in der Lage waren, Bonaparte zu bezwingen! Inzwischen würde er sein Bündnis mit Österreich besiegeln.
    Dass der Stern Napoleons in Russland verglüht war, wusste er längst. Das wusste er schon, als in der Dresdner Hofkirche noch Dankesmessen für die Siege des großen Kaisers in Russland gefeiert wurden. Und als ihm Napoleon in einer Dezembernacht in Dresden während seiner schnellen Reise von Moskau nach Paris vorsichtig das Ausmaß seiner Niederlage klarzumachen suchte und versicherte, er würde das Blatt schon bald wieder wenden, da wusste der König viel mehr darüber, als er zu erkennen gab. Sein kluger Gesandter Graf Watzdorf hatte ihm während des gesamten Feldzuges in ausführlichen Rapporten aus dem französischen Hauptquartier in Wilna die ernüchternde Wahrheit berichtet und zu Friedensverhandlungen geraten.
    Dass es geboten war, auf Abstand zum Zwangsverbündeten Frankreich zu gehen, wusste auch der Kaiser von Österreich. Und der brillante Metternich hatte eine wahrhaft geniale Idee kreiert: Österreich und Sachsen würden Frankreich eine »bewaffnete Vermittlung« anbieten.
    Das klang gut! Das klang nach Frieden und nicht nach Wortbruch, nicht nach dem, was es wirklich bedeutete: die erzwungene Allianz mit Frankreich aufzukündigen und Bonaparte das österreichische und das sächsische Heer zu entziehen. Im Gegenteil, es klang so harmlos, dass der König von Sachsen diese Sache Napoleon sogar in einem Brief schmackhaft zu machen versuchte. So konnte sich jener nicht später beklagen, hintergangen worden zu sein.
    Von alldem hatte der idealistische Bücherfreund vor ihm nicht die geringste Ahnung. Und auch Thielmann nicht, der so glücklich darüber war, dass er Torgau nicht den Franzosen ausliefern musste, und immer noch glaubte, bald mit den Russen und Preußen gemeinsame Sache machen zu können.
    Der Gouverneur von Torgau wäre nicht einmal im Traum darauf gekommen, dass die gesamte sächsische Armee einschließlich ihm selbst längst Österreich versprochen und unterstellt war!
    So lief es in der geheimen Diplomatie, und niemand sollte ihm das je vorwerfen, denn er handelte zum Vorteil seines Landes. Im Gegenzug sicherte Österreich Sachsen den Fortbestand zu, dazu noch Erfurt, Teile Anhalts und Schlesiens im Austausch gegen Warschau, das nach dem Sieg sicher an Russland fiel. Österreich würde die Illyrischen Provinzen bekommen und somit endlich wieder einen Zugang zum Meer.
    Deshalb
war er durch Vermittlung des jungen Esterházy nach Prag gereist, auf Einladung von Kaiser Franz . Um diese geheime Konvention zu unterzeichnen.
    Einer seiner ganz wenigen Vertrauten, der gerade erst dreißigjährige General von Langenau, Teilnehmer an allen Kriegszügen seit seinem dreizehnten Lebensjahr, hatte die diplomatischen Verhandlungen und seine Reise nach Prag vorbereitet.
    Der Kaiser von Österreich, sein Staatskanzler Graf Stadion, der Außenminister Metternich und von Watzdorf als sächsischer Gesandter in Wien hatten die
Convention vom
20
. April
bereits unterschrieben. Doch das Signum des Königs von Sachsen würde nun wohl nicht mehr unter das Geheimpapier gesetzt werden. Napoleons Sieg bei Lützen hatte die Lage komplett verändert.
    Jetzt musste er retten, was noch zu retten war: die Österreicher weiter bei Laune halten, den Kaiser der Franzosen von seiner Bündnistreue überzeugen und zum Lohn dafür von
ihm
die begehrten Gebiete fordern.
    Von alldem würden die gewöhnlichen Menschen – der vor ihm stehende Offizier eingeschlossen – nie etwas erfahren.
    Am liebsten hätte der König aufgelacht angesichts der Einfalt dieser Träumer von einem einigen deutschen Vaterland.
    Ein Bündnis mit Preußen? Niemals! Preußen hatte Sachsen den Krieg erklärt und den im März besetzten Cottbuser Kreis zum ersten Teil seiner Kriegsbeute gemacht. In Windeseile war das sächsische Wappen an Rathaus, Post und Zollstation entfernt und durch den preußischen Adler ersetzt worden. Das Bündnisangebot der Hohenzollern – eine Farce!
    Und wenn dem preußischen König irgendwann die Kontrolle über sein bewaffnetes Volk entglitt, sollte die Pest der Revolution nicht auch noch Sachsen erfassen.
    Von Carlowitz wartete reglos darauf, dass sein König das lange Schweigen brach.
    »Ist Ihnen nicht bewusst, dass die russisch-preußisch Alliierten geschlagen wurden und sich zurückziehen?«, hielt ihm der Regent vor. Der Tonfall machte

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