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1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

Titel: 1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Deutsch, und die waren nicht in der Nähe. Die anderen betrachteten dies als eine Barbarensprache und hielten es für unter ihrer Würde, sich damit zu befassen.
    Doch die Schroffheit Napoleons gegenüber den Ratsleuten, die er schließlich selbst zu sich befohlen hatte, konnte Odeleben nicht mildern.
    Der Imperator beabsichtigte nicht, sich mit langen Reden aufzuhalten, schon gar nicht mit Höflichkeiten. Das Dresdner Verräterpack hatte noch vor ein paar Tagen den Preußen und Russen zugejubelt und die Lützower unterstützt, das Banditengesindel! Dafür sollte es büßen.
    »Haben Sie Brot?«, fragte er ebenso grob, wie er die Ratsleute empfangen hatte.
    Vergeblich versuchte Otto von Odeleben, so überzeugend wie möglich die Worte der Abordnung wiederzugeben, dass es nach den vielen Lieferungen der letzten Monate an das Heer keine Lebensmittelvorräte in der Stadt gebe, erst recht nicht für eine solch ungeheuer große Zahl von Männern.
    Ungeduldig schnitt ihm Napoleon das Wort ab.
    »Man muss Brot, Fleisch und Wein herbeischaffen!«, befahl er und wendete sein Pferd, um Richtung Pirnaische Vorstadt zu reiten. Er brauchte dringend einen Weg, um sein Heer über die Elbe zu führen, sonst entkamen ihm die Preußen und Russen noch.
    Hilflos starrten die Ratsherren ihm nach.
    Brot, Fleisch und Wein herbeischaffen – als ob sich das mit einem Machtwort lösen ließe!, dachte Odeleben verbittert. Es ist ihm wieder einmal gleich, wenn hier Tausende verhungern; Hauptsache, seine Männer haben etwas zu essen.
    »Es tut mir leid, meine Herren«, sagte er mit ehrlichem Bedauern und wendete ebenfalls sein Pferd, um dem Kaiser zu folgen.
    Die einzige Genugtuung bot ihm bei dessen Anblick wieder einmal der schon oft gehegte Gedanke: Er mag wohl ein genialer Feldherr sein, auch wenn ihm das Glück dabei unverschämt häufig zur Seite stand. Aber er ist ein erbärmlicher Reiter. Die Zügel hält er mit der Rechten statt mit links, schief und sorglos hängt er über dem Sattel. Das Pferd muss nur eine falsche Bewegung machen, und er stürzt zu Boden.
     
    Merkwürdige Berichte vom Tun Napoleons machten an diesem Tage noch die Runde unter den besorgten Bewohnern der Residenzstadt Dresden.
    »Er ist an der Straße nach Pillnitz!«
    »Jetzt geht er zu Fuß dort entlang, wo die Russen ihre Brücke gebaut hatten.«
    »Er ist allein mit dem Vizekönig von Italien bis ans Elbufer gelaufen, und ganz nah bei ihnen sind Kanonenkugeln eingeschlagen!«
    »Aber erwischt hat ihn wohl keine, was?«, fragte eine spitznasige Krämerin hämisch. »Ist das immer noch die Nachhut der Russen und Preußen?«
    »Ja, die ziehen sich zurück …«
    »Nun ist er nach Übigau geritten und sucht dort einen Weg über die Elbe. Seine Leute ziehen die Reste der Holzbrücke ans Ufer.«
    »Jede Menge Handwerker sind hinbefohlen und sollen eine neue bauen.«
    Für seine Armee einen Weg über die Elbe zu finden musste dem Kaiser demnach so wichtig sein, dass er dafür höchstpersönlich den halben Tag lang durch die Stadt ritt und sogar zu Fuß ging!
     
    Trotz seiner intensiven Suche nach einem geeigneten Elbübergang schaffte es Napoleon an diesem Tag auch noch, die Immediatkommission zu sich zu beordern, die Sachsens Regierungsgeschäfte während der Abwesenheit des Königs leitete, und diese vier Herren ähnlich herunterzuputzen wie die Abordnung des Dresdner Rates.
    »Meine Herren, sind wir Freunde oder Feinde?«, eröffnete er in scharfem Ton das sehr einseitig verlaufende Gespräch, für das er die Männer noch abends um halb zehn zu sich befohlen hatte. Diesmal musste Odeleben nicht übersetzen. Französisch war Hofsprache in Dresden.
    Schroff hielt der Kaiser den Herbeizitierten zwei Schreiben entgegen, die er in seiner Hand knüllte.
    »Hier steht, dass sich der Kommandant Torgaus weigert, mir die Festung zu übergeben, ja sogar mit Kanonenfeuer droht.
Und
sich dabei auf einen Befehl des Königs beruft!«, wütete der Kaiser. »Verstehen Sie das unter Bündnistreue? Bewegen Sie diesen Thielmann zur Übergabe! Sofort! Es ist mir egal, ob schon Nacht ist. Auf der Stelle wird einer von Ihnen abreisen und diesen impertinenten Kerl umstimmen! Und sorgen Sie dafür, dass sich der sächsische König mitsamt seiner Familie umgehend hier einfindet und sich seiner Versprechen erinnert! Sonst behandle ich Sachsen als Feindesland.«
     
    Am nächsten Morgen wurden die Dresdner durch Schüsse und Kanonenfeuer aus dem Schlaf gerissen. Die alliierten Streitmächte

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