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1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

Titel: 1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Frieden zu stiften, Sire«, versuchte er sich zu rechtfertigen. »Ich habe Euer Majestät doch davon geschrieben …«
    Die zynisch-abweisende Miene Bonapartes machte ihm klar, dass dieser
alles
wusste.
    Zum Glück war Watzdorf noch in Wien, und sein zweiter Abgesandter, der junge General von Langenau, würde ebenfalls nicht von dort zurückkehren. Er war umgehend in österreichische Dienste getreten, als feststand, dass sich der sächsische König wieder unter Napoleons Herrschaft begeben würde.
    Langenau geht zu den Österreichern, Thielmann, Aster, Miltitz und Carlowitz zu den Russen – meine tüchtigsten Militärs lassen mich im Stich, wehklagte Friedrich August in Gedanken. Was hätte ich denn tun sollen? Es geht mir doch nur um das Wohl meines Volkes!
    In dem ungewohnten Anfall von Selbstmitleid übersah der König, dass die meisten dieser Männer gezwungen waren zu gehen, um
ihn
zu schützen, damit
er
rein und unschuldig vor dem Kaiser stand. Deshalb musste auch sein Kabinettsminister Senfft von Pilsach vom Posten zurücktreten, was er ohne Widerspruch tat. Aus Loyalität zu ihm.
    Hilfesuchend sah er sich nach einem Vertrauten um, jemandem, der ihm beistehen und einen Rat geben konnte, doch vergeblich.
    Er ritt an der Seite des Kaisers und war von allen Seiten so dicht von französischen Garden umringt, dass er sich eher als Gefangener denn als gefeierter Herrscher vorkam. Seiner Gemahlin, der Prinzessin und den Prinzen – seinen Brüdern und Neffen – erging es nicht besser. Hastig schlug er ein Kreuz und wünschte sich dringend, endlich in seine Kirche gehen und dort Zwiesprache mit dem Allmächtigen halten zu können. Er musste sein Gewissen reinigen. Denn er hatte einen Eid gebrochen.
    Zur Strafe stand ihm nun ein Verhör bevor, vor dem ihm graute. Sein einziger Trost war, dass Napoleon dank seiner Spione sicher ohnehin längst über jedes Wort und jeden Brief im Bilde war, die er mit den Österreichern gewechselt hatte. Er konnte ihm also nichts Neues verraten.
     
    Vor dem Pirnaischen Tor wartete gemäß Napoleons Befehlen erneut eine Abordnung des Rates.
    »Ich weiß sehr wohl, dass ihr undankbaren Dresdner noch vor ein paar Tagen den Feinden laut zugejubelt habt, den Russen und Preußen!«, rief der Imperator streng und erntete dafür betretene Mienen. »Außerdem habt ihr die schwarzen Briganten bewirtet und ausgerüstet, dieses Lützower Räuberpack! Aber mit denen machen wir bald Schluss. Diese Stadt verdankt es ausschließlich der Rückkehr und edlen Gesinnung ihres Königs, wenn ich sie mit Schonung behandle.«
    Sofort brachen die Dresdner, die dichtgedrängt die Straße säumten, von Herzen in ein lautstarkes »Lang lebe der König!« aus.
    Jemand gab ein Zeichen, und umgehend folgte ein lautstarkes und zackiges dreifaches »Vive l’Empereur!«
    Das war nun eine Szene so ganz nach dem Herzen der prunksüchtigen Residenzstädter. Jubelrufe, prächtige Paraden, bunte Uniformen, Musik, ihr geliebter König und der Kaiser voran. Man reckte und streckte sich, um vielleicht als Erster zu erspähen, ob im Gefolge des Kaisers auch die Gräfin von Kielmannsegge reiste – eine außerordentlich schöne, kluge und womöglich auch gefährliche Frau, vielleicht die schönste Frau Dresdens. Sie hatte für Napoleon ihren Mann verlassen, welch ein Skandal!
    Immerhin war ihre Mutter eine von Hoym wie einst die Gräfin Cosel, Gott hab sie selig. Die war schön
und
gefährlich, was ihr fünfzig Jahre Festungshaft einbrachte, nachdem sie bei August dem Starken in Ungnade gefallen war.
    Bei der hinreißenden Auguste Charlotte von Kielmannsegge wusste freilich niemand so genau, ob sie nur eine glühende Bewunderin Napoleons war, seine Spionin oder vielleicht sogar seine Geliebte. Und ob sie tatsächlich ihren ersten Mann Napoleon zuliebe vergiftet hatte. Wer weiß? Den zweiten jedenfalls, der Gerüchten zufolge aus patriotischer Gesinnung sogar ein Freikorps gegen Napoleon finanzierte, den hatte sie verlassen und die letzten Jahre am französischen Hof verbracht.
    Tatsächlich, da saß sie! In einer prachtvollen Equipage, gekleidet in ein tiefrotes Samtkleid mit gewagtem Dekolleté, um den Hals ein schwarzes Samtband mit gleißendem Schmuck, um das unheimliche Gerüchte kursierten, und schöner denn je!
    Ein Raunen ging durch die Menge links und rechts der Straße.
    Mancher dachte angesichts ihrer strahlenden Augen: Dem Bonaparte, dem wird sie wohl kein Gift reichen – so, wie sie ihn anhimmelt.
    Die Übrigen

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