Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

Titel: 1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
Vom Netzwerk:
sächsischen König, dieser General sei schuldig und kriminell, und er wünsche umgehend seine Ergreifung.
    Eifrig antwortete der König von Sachsen sofort: »Das Verhalten des Generals Thielmann hat mich empört. Ich werde ihm den Prozess machen, und sollte er in meinen Staaten Güter haben, werde ich sie beschlagnahmen lassen.«
    Damit musste Thielmann rechnen; es war seine bewusste Entscheidung gewesen, den König zu decken. Aber vielleicht hätte er nicht damit gerechnet, wie bereitwillig und eifrig ihn Friedrich August von Sachsen zum Verräter stempelte.
    Dies war der eigentliche Verrat.
    Und als Johann Adolph Freiherr von Thielmann in russische Dienste trat, hätte er sich nie träumen lassen, dass Zar Alexander längst der vollständigen Annexion Sachsens durch Preußen zugestimmt hatte. Deshalb hatte auch Freiherr vom Stein den Vorschlag Dietrichs von Miltitz abgelehnt, das sächsische Volk für einen Aufstand zu bewaffnen. Eine feindliche Nation ließ sich viel plausibler vereinnahmen, dachte der Berater des Zaren.

Die Rückkehr des Königs
    Dresden, 12 . Mai 1813
    F ür den Empfang des sächsischen Königs nach seiner Rückkehr aus Prag hatte Napoleon Bonaparte präzise Anweisungen gegeben. Das Ganze sollte in großer Festlichkeit vor den Augen der Dresdner erfolgen, um jedermann klarzumachen, dass allein er, Napoleon, entschied, wie er einen beinahe abtrünnig gewordenen deutschen Fürsten wieder aufnahm.
    Und dies würde in Gnade, mit Glanz und Gloria geschehen. Aber auch auf eine Art und Weise, die keinen Zweifel daran ließ, dem Herrscher Europas lieber nicht noch einmal den Gehorsam zu verweigern.
    Zu Tausenden waren die Dresdner gekommen, um das Schauspiel zu sehen. Noch ahnten sie nicht, dass sie gleich eine Lektion erteilt bekommen würden, die nicht nur für ihren König bestimmt war.
    Vom Schloss aus paradierten Napoleons Garden, die stets einen imposanten Anblick boten, zum Pirnaischen Tor hinaus. Vor der Stadt waren die besten Kavallerieeinheiten aufgeritten; unter ihnen die polnischen Lanzenreiter, die Elitegendarmerie und auf dem äußersten Flügel die Reitende Artillerie der Garde. Nun waren endlich auch die von Napoleon lange geforderten sächsischen Kürassierregimenter dabei.
    Der Kaiser inspizierte seine Truppen, bis alle so standen, wie er es wünschte.
    Entsetzt sah der Major von Odeleben, wie Hunderte Pferdehufe das junge Getreide niedertraten, das bis eben noch erfreulich spross. Wir hätten es nach der Hungersnot so dringend gebraucht!, dachte er. Doch den Imperator kümmerte die Saat nicht. Außerdem wollte er zur Erntezeit schon weit fort von hier sein, die Preußen und Russen über Oder und Neiße gejagt haben.
    »Ein Offizier soll losreiten und den König holen!«, befahl der Kaiser.
    Der reumütig aus Prag zurückgekehrte Friedrich August hatte Anweisung erhalten, mit seiner Familie und engstem Gefolge im Großen Garten zu Pferde zu warten, bis er gerufen würde.
    In aller Öffentlichkeit, unter Glockenläuten und Kanonendonner sollte Friedrich August von Sachsen vom Kaiser der Franzosen in seiner eigenen Residenzstadt empfangen und mit strengem militärischem Geleit zum Schloss geführt werden. Es würde für den alten Mann kein Entrinnen mehr geben. Das sollte jedermann sehen und sich angesichts der aufmarschierten Truppen besinnen, was ihm lieber sei: Napoleons Freund oder Napoleons Feind zu sein.
    Der Kaiser winkte Großmarschall Duroc näher an sich heran, seinen Stellvertreter, Adjutanten und engsten Vertrauten, um mit ihm noch ein bisschen zu spötteln, während die Dresdner in Erwartung ihres Königs in Jubelrufe ausbrachen.
    Duroc war ein Gefährte aus alten, längst vergangenen Tagen, einer von nur noch wenigen, nachdem bei Lützen auch noch Bessières gefallen war. Napoleon schätzte ihn nicht nur, weil er fähig und grundehrlich war, sondern weil er es trotz seines Ranges im Gegensatz zu den meisten anderen einfach nicht fertigbrachte, sich mit dem Krieg die Taschen zu füllen. Vor allem aber schätzte er ihn, weil es Duroc als Einziger wagte, ihm zu widersprechen, wenn er dabei war, eine Fehlentscheidung zu treffen. Manchmal wartete Duroc auch einfach nur eine Nacht mit der Übermittlung eines im Zorn erteilten Befehls und gab so seinem Kaiser und Freund eine Gelegenheit, ihn am nächsten Morgen ohne Gesichtsverlust zurückzunehmen.
    »Eigentlich mag ich von all den gekrönten Häuptern diesen alten Knaben am meisten«, gestand Napoleon ihm nun mit flegelhaftem

Weitere Kostenlose Bücher