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1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

Titel: 1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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anhaltische Gebiete und anderes mehr, was einmal wettinisch war, im Ausgleich für Warschau …
    Wenn dieses ganze doppelbödige Begrüßungszeremoniell und das sicher noch schlimmere Gespräch unter vier Augen mit Bonaparte vorbei waren, würde er endlich beichten, beten und Vergebung finden für das, was er getan hatte.
     
    Napoleon war rundum zufrieden mit sich und diesem Tag. Den alten Betbruder von einem König würde er sich gleich richtig vornehmen, um gegen weitere Überraschungen von dessen Seite gefeit zu sein.
    Doch viel mehr zählte, dass es seine Männer gestern geschafft hatten, die große Steinbrücke wieder passierbar zu machen und zwei Brücken aus Booten zu bauen, so dass vor den Augen der gaffenden und staunenden Dresdner siebzigtausend Mann samt Pferden und Kanonen über die Elbe setzen konnten. So schnell hatte niemand damit gerechnet!
    Jetzt wurden die Figuren auf dem Schachbrett neu verteilt, die Schwerter blankgezogen gegen jeden, der sich ihm in den Weg stellte. Seine meistgefürchteten Männer würden ab sofort allen Widerspenstigen das Fürchten lehren.
    Davout, der »Eiserne Marschall«, sollte endlich die Aufständischen in Hamburg niederzwingen.
    Der ehrgeizige und skrupellose General Arrighi würde dem englandfreundlichen Leipzig eine Lehre erteilen und außerdem diese schwarzen Briganten vernichten, die Freischärler.
    Und seinen berühmten Marschall Ney ließ er auf Berlin marschieren, um es erneut zu besetzen. Das würde die Moral der Preußen endgültig zum Erliegen bringen.
    Natürlich musste er auch noch dem Kaiser von Österreich, seinem Schwiegervater, für sein windiges Verhalten heimleuchten.
    Er könnte ja, so überlegte Bonaparte genüsslich, als Strafe für Franz dem Zaren einen Separatfrieden anbieten. Das würde Preußen
und
Österreich gewaltig in die Bredouille bringen. Dann ließe sich die Mark Brandenburg an das Königreich Westphalen angliedern, wo sein Bruder Jérôme regierte, Niederschlesien ginge an Sachsen, und den Rest Preußens würde er mit dem Herzogtum Warschau vereinen und dem Zaren unterstellen. Nach seinem Debakel in Lützen würde Alexander zu solch einem Angebot sicher nicht nein sagen.
    Die Koalition zwischen Preußen und Russland bröckelte, dafür gab es klare Anzeichen. Er würde sie entzweibrechen. So viele Länder – und unendliche Möglichkeiten! Es war berauschend.
     
    Während Napoleon die Dresdner die Heimkehr ihres Königs feiern ließ und selbst schon nächste Schlachtpläne entwarf, brannte nur wenige Meilen östlich die Stadt Bischofswerda bis auf drei klägliche Häuser restlos nieder. Vormittags hatte der Freiherr vom Stein noch die Beschlagnahme aller Kassen verfügt, dann zogen sich nach heftigem Kanonenbeschuss die russischen Streitkräfte aus der Stadt zurück und entzündeten einige Scheunen vor dem Bautzener Tor. Doch bei der Eroberung der Stadt durch die französische Armee brachen so viele Feuer aus, dass die Flammen nicht mehr zu bändigen waren. Sämtliche Häuser, Kirchen, Schule, Rathaus und Fabriken brannten bis auf die Grundmauern nieder. Wer von den Einwohnern nicht umkam, flüchtete in die Wälder, um vor den in den Brandstätten noch nach Beute suchenden Franzosen sicher zu sein.
    Bürgermeister Klengel und seine Ratsleute brauchten neun Tage, bis sie gefasst genug waren, dem König zu schreiben. Ihn um Hilfe zu bitten und um die Entscheidung, ob Bischofswerda wieder aufgebaut werden solle oder nicht.
    Sogar Napoleon zeigte sich betroffen, als er ein paar Tage später auf dem Weg nach Bautzen durch die schwelenden Ruinen der Stadt ritt. Großmütig versprach er Schadensersatz. Doch es verstrichen Monate, bis er wenigstens fünfundzwanzigtausend Taler anwies.

Einquartierung
    Freiberg, 12 . Mai 1813
    M it zehntausend Mann hatte die französische Armee Freiberg besetzt, und jeden Tag kamen mehr dazu, die durch die Straßen strömten, auf den Plätzen exerzierten, lagerten und jede Menge Lärm veranstalteten. Die sonst so beschauliche Kleinstadt quoll von ihnen über. Geweckt wurden ihre Bewohner nun morgens nicht mehr allein durch das Häuerglöckchen, sondern durch Trompetensignale, mit denen der Tag der Soldaten begann. Der Rat beraumte Eilsitzungen an und entsandte Transporte, um Proviant von weit her zu holen, weil in der ganzen Umgebung keine Vorräte mehr aufzutreiben waren.
    Nicht ein Haus blieb von Einquartierung verschont, und zusätzlich zu den bereits bestehenden Lazaretten richtete der an die Grenzen seiner

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