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1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

Titel: 1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Major vorausgesagt, zog am nächsten Tag ein Teil der in Freiberg stationierten Truppen der Grande Armée weiter Richtung Osten, so dass das Haus nicht mehr ganz so voll war und Lisbeth, Thea und Nelli es zu dritt schafften, für alle zu kochen und zu waschen.
    Niemand drängte sie, etwas zu tun. Also öffnete sie die Buchhandlung auch vormittags.
    Warm und sonnig versprach dieser Maitag zu werden.
    Henriette hatte bereits mit der Familie gefrühstückt. Jetzt war sie noch einmal in die Bibliothek gegangen, saß gedankenversunken auf der Récamiere und kämmte ihr Haar, das sie heute in Zöpfen um den Kopf legen wollte. Eine halbe Stunde Zeit blieb noch, bis sie hinunter in die Buchhandlung musste.
    Nelli erschien in der Tür, klopfte und trat ein. Sie hielt einen versiegelten Brief in den Händen.
    »Für Sie, Fräulein Henriette«, sagte sie, knickste und lächelte vielsagend.
    Es war nicht zu übersehen, dass das junge Dienstmädchen gern wüsste, von wem der Brief stammte und ob es womöglich ein Liebesbrief war. Deshalb hatte sie auch den Herrschaften nichts davon gesagt, sondern dieses Schreiben aus der Post aussortiert, die gerade eingetroffen war.
    Verwundert betrachtete Jette das ordentlich zusammengefaltete Blatt von vorn und hinten. Es war eindeutig an sie adressiert: Fräulein Henriette Gerlach, Buchhandlung Gerlach, Freiberg in Sachsen. Mehr stand nicht darauf. Dem Aussehen nach war dieser Brief eine ganze Weile unterwegs gewesen, denn er war abgegriffen und ein wenig verschmutzt.
    Von wem könnte er wohl sein? Auf Anhieb fiel Jette niemand ein, der ihr schreiben würde. Höchstens die Nachbarn aus Weißenfels, die vielleicht mitteilen wollten, ob das Haus ihres Vaters noch stand oder zerstört war. Doch die Nachbarn wussten nicht, wohin sie und Franz verschwunden waren.
    Wieder überkam sie die irrationale Angst, jemand könnte von ihrer Bluttat in Weißenfels erfahren haben und drohen, sie zu verraten. Ging Unheil von diesem Stück Papier aus?
    Jette nahm allen Mut zusammen, schickte das sichtlich enttäuschte Dienstmädchen mit einem freundlichen Dank hinaus und brach das Siegel erst, als Nelli die Tür hinter sich geschlossen hatte.
    Mit bebenden Händen faltete sie das Blatt auseinander und suchte zuerst nach der Unterschrift.
    »Ganz der Ihre – Maximilian Trepte«
    Überrascht und erleichtert stieß sie einen Seufzer aus. Er lebt!, jubilierte sie innerlich. Und er hatte sie nicht vergessen, schrieb ihr sogar!
    Ihr Herz hämmerte auf einmal so laut, dass sie fürchtete, der Klang würde durch das ganze Haus hallen.
    Ein Lächeln huschte über Jettes Gesicht, als sie an seine Worte dachte – wie gern er mit ihr auf einen Ball gehen würde. Damals hatte sie das für Fieberphantasien gehalten. Er war schwer verwundet, und ein Ball war wirklich das Abwegigste, woran jemand in seiner Lage denken konnte. Er hatte die letzte Schlacht nur knapp überlebt, musste verletzt vor den Feinden fliehen, die schon das Stadttor beschossen, und es bestand keinerlei Aussicht auf ein Ende der Kämpfe.
    Aber er lebte noch!
    Hastig trat sie ans Fenster, um mehr Licht zu haben. Der Brief war mit Bleistift geschrieben, in engen, dichten Zeilen, einige schlangen sich sogar um das Blatt herum, um selbst das letzte bisschen Platz zu nutzen – vielleicht hatte er nur dieses eine zur Verfügung gehabt.
    »Wertes Fräulein Henriette,
    wie Sie sehen, halte ich meine Versprechen: Ich lebe noch (dank Ihrer aufopfernden Hilfe!), ich habe Sie nicht vergessen, und eines Tages werde ich Sie auch auf einen Ball führen, selbst wenn das vielleicht noch einige Zeit dauern mag.
    Meine Verletzung heilt gut. Ich verrate kein Geheimnis, wenn ich Ihnen schreibe, dass sich unsere Truppen zwischen Spree und Neiße sammeln und wir dort bald die nächste Schlacht gegen den Feind schlagen werden. Ich bin so weit hergestellt, dass ich mich meiner Einheit wieder anschließen und meine Männer ins Gefecht führen werde.«
    Erschrocken hob Jette das Blatt näher an die Augen und las die letzte Zeile noch einmal, um sicherzugehen, dass sie sich nicht geirrt hatte. Nach den wenigen Tagen auf dem Krankenlager und dem holprigen Transport konnte es ihm nie und nimmer so gutgehen, dass er kräftig genug dafür war!
    Rasch drehte sie das Papier um, ob darauf eine Anschrift zu finden war – natürlich nicht, nur ein dunkler Fleck, als hätte das Papier auf feuchter Erde gelegen.
    Bilder stiegen vor ihren Augen auf, die sich einfach nicht verdrängen lassen

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