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1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

Titel: 1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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musste ihm unbedingt heute noch schreiben, damit er den Brief auch bekam. Nur was sollte sie schreiben?
    Die Uhr in der Bibliothek begann zu schlagen. Augenblicke später zeigten auch die Kirchenglocken die volle Stunde an. Es war schon zehn Uhr, sie musste in den Laden!
    Rasch drehte Jette die Haare zu einem einfachen Knoten, für mehr blieb nun keine Zeit, legte die Haarsträhne in den Brief des Leutnants und faltete ihn sorgfältig zusammen. Hier konnte sie beides nicht lassen, nicht einmal im Geheimfach ihres Onkels. Denn obwohl sie sich schlecht dabei fühlte, wollte sie weder ihm noch der Tante davon erzählen.
    Das alles wird sowieso zu nichts führen, redete sie sich ein, während sie die Tränen aus den Augenwinkeln wischte. Es ist nicht mehr und nicht weniger, als einem dieser vielen jungen Männer ein wenig Freude und Hoffnung zu spenden, die irgendwo dort draußen sind und darauf warten, dass man sie zum Sterben schickt.
    Zum Sterben wofür? Für die Freiheit? Das Vaterland? Oder den Ehrgeiz von Kaisern und Königen, denen es auf ein paar zehntausend Tote nicht ankam, wenn sie nur mehr Macht erhielten? Das erschien ihr auf einmal als Quintessenz des Disputes mit dem Major, auch wenn dieser sicher etwas anderes erwartet hatte.
     
    Zu Jettes Erleichterung war an diesem Vormittag wenig Betrieb in der Gerlachschen Buchhandlung. So konnte sie sich wieder etwas beruhigen. Die erste Kundin, die sich nach langem Zögern endlich doch entschloss, den Sprachführer für französische Einquartierung zu kaufen, musterte zwar neugierig Jettes Miene. Aber sie konnte sich trotz ihrer Neugier nicht dazu durchringen, direkt zu fragen, ob denn das Fräulein geweint habe und weshalb.
    Erleichtert schloss Jette hinter ihr die Tür und sortierte die Neuerscheinungen ein, die der Buchbinder geliefert hatte. Darunter auch jenes Werk von Georgius Agricola, auf das Felix so dringend wartete. Sicher würde er heute noch kommen und es abholen.
    Sie schob in allen Regalen die Bücher so zurecht, dass die Rücken eine Linie bildeten, legte die Neuerscheinungen auf einer Seite des Ladentisches aus, und als auch das getan war, fing sie zu träumen an. Zu überlegen, was sie wohl Maximilian schreiben würde.
    Sie hatte noch nie einem jungen Mann einen Brief geschrieben. Und sie wollte nicht kühl oder nur höflich klingen. Wie viel durfte sie von ihren Gedanken verraten, ohne sich bloßzustellen? Dass sie ihn nicht mehr aus ihrem Herzen verbannen konnte und schon fast verzweifelt betete, ihm möge im Kampf nichts zustoßen?
    Das konnte sie unmöglich schreiben. Sie kannten doch einander kaum. Und wie die jungen Offiziere so waren … Die machten sich bestimmt einen Scherz daraus, sagten so etwas in jeder Stadt jedem Mädchen, das sie trafen, und prahlten mit ihren Eroberungen …
    Sie zog ein Blatt aus der Schublade, legte es vor sich hin und starrte darauf. Zum Schreiben hatte sie hier keine Ruhe, schließlich könnte jederzeit jemand hereinkommen. Aber sie konnte sich schon die Worte zurechtlegen.
    Am liebsten würde sie Maximilians Brief noch einmal lesen, den sie im Ausschnitt ihres Kleides versteckt hatte. Doch das wagte sie nicht. Deshalb rief sie sich Zeile für Zeile wieder in Erinnerung.
     
    Henriette war so in Gedanken versunken, dass sie zusammenzuckte, als die Tür geöffnet wurde und die Ladenklingel schellte.
    Jetzt war sie doppelt froh, den Brief des preußischen Leutnants nicht hervorgeholt zu haben. Denn nun betrat kein Käufer die Buchhandlung, sondern Étienne de Trousteau.
    »Demoiselle!«
    Das Gesicht des französischen Seconde-Lieutenants wirkte ernster und schmaler als sonst. Er griff nicht nach ihrer Hand, um sie zu küssen, wie er es für gewöhnlich tat, sondern stand aufrecht und mit zusammengeschlagenen Hacken vor ihr wie bei einer Parade.
    »Henriette, ich bin gekommen, um mich zu verabschieden. Vorhin sind neue Befehle eingetroffen. Ich wurde Richtung Bautzen abkommandiert, wo sich die Truppen zum Kampf sammeln.«
    »Hieß es nicht, dass Sie und Ihr Vater beim Stadtkommandanten bleiben werden?«, fragte sie erstaunt.
    »Mein Vater bleibt, er ist hier unabkömmlich. Aber fast sämtliche seiner Männer werden nun auch noch abgezogen, und ich gehe mit ihnen. In einer Stunde ist Abmarsch befohlen. Der Kaiser hat beschlossen, alle Kraft in den nächsten Angriff zu legen, um den Feind endgültig zu vernichten.«
    Jette brachte auf diese Mitteilung kein Wort heraus.
    Ein einziger Gedanke erfüllte sie, ein

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