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1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

Titel: 1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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einziges Bild: dass sich in ein paar Tagen Étienne de Trousteau und Maximilian Trepte als Feinde gegenüberstehen und womöglich einander töten würden.
    Ihre bestürzte Miene veranlasste den jungen Franzosen zu einem Lächeln, was Jette verwirrte.
    »Sie machen sich wirklich Sorgen um mich«, schlussfolgerte er. »Also darf ich hoffen, dass ich Ihnen nicht gleichgültig bin?«
    Nun nahm er doch ihre Hand und beugte sich darüber.
    Dann sagte er ausgewählt höflich: »Henriette, Sie haben mein Herz erobert. Und Ihre Besorgnis über meinen bevorstehenden Einsatz lässt mich hoffen, dass Sie meine Bitte erhören. Würden Sie mir ein Zeichen Ihrer Gunst schenken, bevor ich in die Schlacht ziehe? Ein Bildnis von Ihnen, das ich mit mir nehmen kann, eine Haarsträhne … und vielleicht einen Kuss zum Abschied?«
    Unwillkürlich wich Jette einen Schritt zurück. Sie legte die Hand auf den Ausschnitt ihres Kleides, dort, wo unter dem Stoff Maximilians Brief versteckt war, der ihr auf einmal wie Feuer auf der Haut zu brennen schien.
    »Meine Absichten sind ehrenhaft!«, versicherte Étienne sofort. »Demoiselle, Sie verkennen die Situation. Ich möchte Sie nicht kompromittieren. Dieser Kuss wird Sie schützen …«
    »Wovor denn schützen?«, fragte Jette schroff. Das war die unglaublichste Ausrede, die sie je gehört hatte!
    »Vor meinem Vater, der ein weniger ehrenhaftes Interesse an Ihnen hegt als ich, aber sicher die früheren Anrechte seines Sohnes respektieren wird«, erklärte Étienne.
    Erneut verschlug es Jette vor Entrüstung die Sprache, wenn auch nur für einen Augenblick.
    »
Frühere Anrechte?
Welche
Anrechte
meinen Sie auf mich zu haben?«
    »Noch keine – leider«, gestand Étienne mit bedauerndem Lächeln. »Aber wenn ich Ihr Erschrecken von vorhin richtig deute, wenn Sie etwas für mich empfinden …«
    Er nahm ihre Hand, hielt sie fest und sah ihr in die Augen, während er seine Rechte über sein Herz legte.
    So jung, dachte sie bedrückt, so furchtbar jung. Und nun soll er auf die Schlachtbank …
    »Henriette, seien Sie versichert, dass ich die zärtlichsten Gefühle für Sie hege. Wenn Sie einverstanden wären, würde ich sofort Ihren Oheim um Ihre Hand bitten und meinen Vater um die Erlaubnis, Sie heiraten zu dürfen.«
    Jäh verflog Jettes Mitleid, und wütend entzog sie ihm die Hand. »Das ist absurd! Halten Sie mich für so eitel und dumm, dass ich das glauben würde?«
    Sie hatte Mühe, ihre Stimme zu dämpfen, damit Ludwig in der Druckerei nebenan nichts von dieser Unterhaltung mitbekam.
    »Henriette, Sie sind das uneitelste hübsche Mädchen, das ich kenne. Und niemand könnte Sie für dumm halten«, widersprach er. »Wie Sie meinem Vater bei einem seiner endlosen politischen Exkurse Paroli geboten haben, das war wirklich bemerkenswert. Auch wenn er es nie zugeben würde – Sie haben ihn beeindruckt! Und mich fasziniert. Ich hätte nie gedacht, außerhalb Frankreichs jemanden mit so viel Grazie und Esprit zu finden. Henriette, ich kann Sie nicht mehr aus meinem Herzen verbannen und lege es Ihnen zu Füßen.«
    Er hielt ihr die geöffneten Hände entgegen, als läge darin sein Herz.
    »Ihr Vater würde das niemals gestatten!«, brachte Jette heraus, erleichtert darüber, dass ihr dieses Argument einfiel. »Er hat sicher längst eine französische Dame von Adel als Braut für Sie erwählt.«
    Nun zeigte Étienne ein schelmisches Lächeln, das ihn noch jünger erscheinen ließ. »In dieser Angelegenheit bin ich bereit, ihm die Stirn zu bieten. Sind nicht auch die Dramen, die Sie so mögen, voller Liebender, die alle Hindernisse zu überwinden bereit sind?«
    »Ja, und die meisten von ihnen sterben im fünften Akt«, erwiderte sie brüsk. »Ihr Antrag ehrt mich außerordentlich, Lieutenant … Aber das ist nicht der Augenblick für so etwas. Sie könnten … auch im fünften Akt sterben …«
    Und dann rutschte ihr in der Aufregung noch etwas heraus, das sie am liebsten sofort zurückgenommen hätte: »Sie ziehen ins Feld, Sie werden Menschen töten …«
    »Ist es das, was Sie abschreckt? Dass ich Offizier bin? Dass es mein Beruf ist, Feinde zu bezwingen?«, fragte Étienne kühl.
    Henriette gab keine Antwort. Schließlich hatte sie selbst getötet.
    »Vielleicht habe ich mir dieses Schicksal gar nicht ausgesucht«, meinte der junge Seconde-Lieutenant und begann, im Laden umherzuschlendern, wahllos Bücher aus den Regalen zu ziehen und wieder zurück an ihren Platz zu stellen.
    »Vielleicht

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