182 - Das Killer-Auto
regte sich nicht.
»In letzter Zeit häufen sich die Falschfahrer«, stellte der Ex-Dämon mürrisch fest. »Vor allem auf Autobahnen. Werden die Menschen dümmer? Können sie links von rechts nicht mehr unterscheiden?«
Vicky legte den Verband beiseite und löste vorsichtig den Mullstreifen, der die Bißwunde bedeckte.
»Sieht noch nicht schön aus«, stellte meine Freundin fest.
»Ist ja auch noch nicht alt«, gab ich zurück.
»Vielleicht solltest du ihn in der Schlinge tragen«, meinte Vicky.
»Wie ein Kriegsveteran?«
»Der Arm braucht Ruhe«, sagte Vicky. »Sonst heilt die Wunde langsamer. Sie kann sich auch entzünden.«
»Ich werde Ihren Rat beherzigen, Frau Doktor«, sagte ich lächelnd.
Vicky bestrich ein neues Stück Mull mit einer leicht gelblichen Heilsalbe und bedeckte damit die Verletzung. Ich bewegte probeweise die Finger der linken Hand und hatte keine Schmerzen.
»Alles bestens«, sagte ich und gab meiner Freundin einen Kuß. »Vielen Dank für die ärztliche Betreuung.«
Am nächsten Morgen stach mir Efrem Winners Bericht über ein Killer-Auto ins Auge. Ich las ihn zweimal und schlug dann mit der flachen Hand so kräftig auf den Tisch, daß das Frühstücksgeschirr klirrend tanzte.
Meine Wahrnehmung war richtig gewesen: hinter dem Steuer des Wagens, der mich beinahe frontal gerammt hätte, hatte niemand gesessen!
Ich las den Artikel laut vor.
»Hört sich reichlich utopisch an«, stellte Mr. Silver fest. »Ein Auto, das völlig selbständig handelt.«
»Davon träumen die Menschen schon lange«, sagte ich. »Einsteigen, Fahrtziel bekanntgeben, Arme verschränken -und fertig.«
»Ich finde es unverantwortlich, eine Maschine einfach sich selbst zu überlassen«, warf Vicky ein. »Die letzte Instanz sollte immer der Mensch sein.«
»Der Wagen war bestimmt lange erprobt, bevor er auf die Journalisten losgelassen wurde«, sagte ich.
»Scheinbar nicht lange genug, sonst hätte es diese schreckliche Panne nicht gegeben«, sagte Vicky.
Mr. Silver kräuselte die Nase. Er hatte bereits vier Brötchen verdrückt und griff nun nach dem fünften. Der Ex-Dämon hatte stets einen sehr gesegneten Appetit.
»Selbst auf die Gefahr hin, daß ihr mich nicht für voll nehmt, muß ich einen Gedanken loswerden, der mich ziemlich beunruhigt«, meinte der Hüne.
Ich goß Kaffee aus der Thermoskanne in meine Tasse. »Laß hören.«
»Der Aggressionsausbruch dieses Autos kann auch eine andere Ursache haben. Das Böse könnte von Buddy Besitz ergriffen und ihn zum grausamen Killer umfunktioniert haben. Sollte die Hölle von diesem Wunderauto erfahren haben, nahm sie die Gelegenheit mit Sicherheit wahr, daraus ein schwarzes Wesen zu machen!«
Vielleicht war an Mr. Silvers Vermutung etwas dran. Wir konnten sie jedenfalls nicht ignorieren.
Ich telefonierte kurz mit Tucker Peckinpah und erfuhr, daß eine Großfahndung der Polizei nach Buddy bisher ohne Ergebnis geblieben war.
Wenn Mr. Silvers Verdacht stimmte, war das ein Fall, um den wir uns kümmern mußten.
»Hör zu«, sagte ich zu dem Ex-Dämon, »ich suche jetzt mal Efrem Winner auf und plaudere mit ihm. Vielleicht weiß er noch mehr, als in seinem Artikel steht.«
»Kann ich nichts tun?« fragte der Ex-Dämon tatendurstig.
»Doch. Du könntest Ray Bishop und Pat Barrett einsammeln und dich mit ihnen zu Clarissa Penrose begeben. Ich stoße dann später zu euch. Vielleicht gelingt es uns gemeinsam, ein Konzept zu finden, das es uns ermöglicht, Buddy entweder aufzuspüren oder mittels Funk zurückzuholen.«
»Die schwarze Seele des Killer-Wagens würde niemals auf einen solchen Befehl reagieren«, erwiderte Mr. Silver.
»War ja nur eine Idee. Vielleicht hast du eine bessere.«
»Im Moment leider nicht«, mußte der Ex-Dämon zugeben.
***
Buddy stand auf einem freien Parkfeld »mit dem Gesicht« zur Wand. Gut ein Dutzend Menschen waren an ihm vorbeigegangen, ohne Verdacht zu schöpfen, denn von hinten sah er aus wie ein ganz gewöhnliches Auto.
Der Killer-Wagen hatte genau festgelegte Pläne, die er bereits heute in die Tat umsetzen wollte.
Niemand würde ihn davon abhalten können, am allerwenigsten die Polizei, denn die konnte ihn nur mit untauglichen Mitteln bekämpfen.
***
Ich ließ meinen Rover in die Tiefgarage hinunterrollen, stieg aus und begab mich zum Lift. Die Kabine war besetzt. Ich mußte warten.
Als sie in der Tiefgarage anlangte, öffnete sich die Tür, und eine gepflegte Frau Mitte 40 verließ den Fahrstuhl, stöckelte an
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