182 - Das Killer-Auto
»Ganz am Anfang experimentierten Pat und ich mit einer elektronischen Fernsteuerung herum. Sie war nicht schlecht, aber sie war nicht das, was wir uns vorstellten. Unser Traum war ein völlig selbständiges Auto, das niemand von außen zu steuern braucht.«
»Das haben Sie dann auch geschaffen«, sagte ich.
»Aber der Empfangsteil für die Fernsteuerung befindet sich noch in Buddy. Wir dachten, falls der Wagen aus irgendeinem Grunde mal Hilfe brauchen sollte, könnten wir sie ihm möglicherweise auf diesem Wege zukommen lassen.«
Ich horchte auf. War das eine Möglichkeit, auf Buddy Einfluß zu nehmen?
»Wo ist der Sender?« wollte ich wissen.
»In der Werkstatt. Vielleicht ließe sich damit die Zündung unterbrechen.«
»Ich finde, diese Aussicht ist einen Versuch wert«, sagte ich. »Darf ich Ihr Telefon benutzen, Miss Penrose?«
Das rothaarige Mädchen nickte.
Ich rief zu Hause an. Mr. Silver war noch nicht eingetroffen. Boram meldete sich mit seiner unverwechselbaren hohlen, rasselnden Stimme.
Ich erklärte ihm, daß der Ex-Dämon in Kürze ankommen und sich das Höllenschwert holen würde.
»Soll ich ihm etwas bestellen, Herr?« fragte der weiße Vampir.
Ich bat ihn, Mr. Silver auszurichten, er solle nicht zu Clarissa Penroses Haus zurückkommen, sondern sich zur »PBB«-Werkstatt begeben.
Ich fragte Clarissa nach der Adresse und gab sie an den Nessel-Vampir weiter.
»Hast du das behalten?« wollte ich wissen.
»Ja, Herr«, antwortete Boram und wiederholte meine Worte, als hätte ich sie auf ein Tonband gesprochen.
»Sehr gut«, lobte ich ihn und legte auf.
Wir nahmen Clarissas Wagen. Ich ließ sie fahren, setzte mich neben sie, und Ray Bishop stieg hinten ein.
Es fing an zu dämmern, als wir losfuhren. Ich blickte mich mißtrauisch und aufmerksam um. Zu sehen war Buddy nicht, aber ich hatte so ein merkwürdiges Ziehen in den Gliedern.
Reagierte mein Unterbewußtsein auf die Nähe des gefährlichen Feindes?
Wenn er da war, würde er uns folgen, davon war ich überzeugt. Vielleicht würde er unsere Absicht durchschauen und uns an der Ausführung hindern.
Es war durchaus denkbar, daß er uns auf offener Straße angriff. Ich schob die Hand in die Jacke und prüfte den Sitz meines Colt Diamondback.
Mein Blick wanderte immer wieder zum Außenspiegel. Uns folgte zwar ein Fahrzeug, aber es war nicht Buddy. Es war ein weißer Wagen mit zwei intakten Scheinwerfern.
Den durchschossenen Reifen hatte Buddy selbst repariert, das zertrümmerte Auge konnte er bestimmt nicht erneuern.
Clarissa fuhr an der langen Friedhofsmauer vorbei und bog wenig später in eine unscheinbare Straße ein.
Vor einem hellen Betonklotz mit Aluminiumrolltor hielt sie ihren Wagen an. »Wir sind da«, sagte sie und wollte aussteigen.
»Warten Sie«, sagte ich und legte ihr die Hand rasch auf den Arm.
Ich zog den Diamondback und stieg als erster aus. Erst als feststand, daß die Luft rein war, erlaubte ich dem Mädchen und dem Ingenieur, den Wagen zu verlassen.
»Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste«, erklärte ich und sicherte auch den Weg zum großen Werkstattor.
Bishop besaß einen Schlüsselanhänger, der gleichzeitig ein Impulsgeber war. Ein kurzer Knopfdruck genügte, und das breite Aluminiumtor rollte sich auf.
Was ich zu sehen bekam, war nicht bloß eine Autowerkstatt. Es war gleichzeitig auch ein elektronisches Laboratorium, eine ausgereifte Computerzentrale.
Schaltpulte, Magnetspeicher, Monitore, gläserne Trennwände, kunststoffbeschichtete, antistatische Metallregale… In diesem Gebäude hätte man eine Weltraumsonde hersteilen können.
Der Ingenieur schloß das Rolltor, sobald wir drinnen waren.
Es herrschte peinliche Ordnung in allen Räumen.
Dies war also Buddys Geburtsstätte.
»Wir waren so glücklich, als wir ihn zusammenbauten«, erzählte Ray Bishop niedergeschlagen. »Die Vorbereitungen gerieten in ein Stadium, wo es kaum noch Rückschläge gab. Alle Anfangsschwierigkeiten waren überwunden. Wir waren davon überzeugt, der Menschheit einen großen Dienst zu erweisen. Und was ist daraus geworden?«
»Wo ist das Steuergerät?« fragte ich, um ihn abzulenken.
Er öffnete einen weißen Schrank. Das ist der Vorteil der Ordnungsliebe. Man braucht nicht erst lange zu suchen, sondern findet alles auf Anhieb.
Bishop zeigte mir das Gerät. Es war formschön, ließ die Liebe der Ingenieure zum Detail erkennen. Selbst hier hatten sie nicht darauf verzichtet.
Bishop drückte auf den »Power on«-
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