1820 - Karenas Liebesbiss
junge Frau kennen, in die er sich Knall auf Fall verliebte. Ja, es war Liebe auf den ersten Blick. Die Frau ging ihm nicht aus dem Kopf, und es wäre auch nicht tragisch, sich zu verlieben, aber nicht in eine Vampirin.«
Bill schrie nicht. Hätte er es getan, es hätte mich nicht gewundert. Er riss sich zusammen und fragte mit leiser Stimme: »Bist du dir sicher, dass du das alles nicht geträumt hast?«
»Hundert pro, Bill.« Ich stöhnte leise auf. »Du weißt selbst, dass wir unter Druck stehen. Die andere Seite sucht immer nach Schwachstellen bei uns, und jetzt scheint sie eine gefunden zu haben, nämlich Johnny.«
»Sag nicht so was.«
»Ich will auch nicht weiter Öl ins Feuer gießen, es kann auch alles ganz anders sein. Ich habe dich nur warnen wollen, das ist alles.«
»Danke. Ich – ich muss erst mal nachdenken und auch mit Sheila reden. Sie wollte mir noch etwas über Johnny sagen, glaube ich. Dazu ist es nicht gekommen. Wir waren im Garten und haben uns dort umgeschaut und auch besprochen, was noch getan werden muss.«
»Gut, dann warte ich auf deinen Anruf.«
»Okay.«
Wir legten auf, und ich drehte meinen Kopf etwas. Suko saß mir gegenüber.
Er hatte mitgehört.
»Johnny ist also weg«, fasste er zusammen.
»Sicher. Ich habe auch nichts anderes erwartet. Uni und so. Aber ob er wirklich zur Uni gefahren ist, kann ich nicht so recht glauben.«
Auch Glenda hatte mitgehört. Sie stand noch auf der Türschwelle und schüttelte den Kopf so heftig, dass ihre schwarzen Haare flogen. »Wer so verliebt ist, pfeift auf die Uni.«
»Das denke ich auch.« Suko nickte mir zu. »Ja, ich glaube, dass Johnny in eine Falle gelaufen ist. Und wenn es um Vampire geht, dann sehe ich immer im Hintergrund die blonde Bestie Justine Cavallo. Wird auch Zeit, dass sie sich wieder rührt. Aber im Gegensatz zu damals ist sie keine Einzelgängerin mehr. Sie hat mit den Hexen Frieden geschlossen und kann sich aus sicherer Deckung bewegen und zuschlagen.«
»Leider.«
Suko sprach weiter. »Wenn sie es jetzt schafft, Johnny in ihre Gewalt zu bekommen, dann hat sie das große Erpressungspotenzial. Das ist verdammt raffiniert, aber eine Frau zieht noch immer als Lockmittel. Das war so, das wird auch immer so bleiben.«
Da mussten wir ihm leider zustimmen. Was gesagt worden war, das war gesagt worden. Es gab nichts mehr hinzuzufügen, und ich war heilfroh, dass Nadine Berger mir eine Warnung geschickt hatte.
Jetzt warteten wir auf Bills Anruf. Viel Hoffnung, dass sich die Dinge zum Positiven verändern würden, hatte ich nicht. Dazu waren die Informationen zu brisant gewesen.
Warten.
Keiner wusste so recht, wo er hinschauen sollte. Jeder von uns machte sich Sorgen. Auch Glenda war mit einbezogen. Sie blickte zu Boden, als würde sich dort eine Lösung abmalen.
Und dann meldete sich das Telefon. Ich schnappte mir den Hörer und hörte sofort die Stimme meines Freundes Bill.
Tonlos sprach er die ersten Sätze. »Ich denke, du hast recht gehabt, John. Es gibt Probleme.«
»Und?«
»Nicht bei mir. Ich gebe dir Sheila.«
»Okay.« Das wunderte mich zwar, aber grundlos tat Bill so etwas bestimmt nicht.
»John?« Sheilas Stimme klang gepresst.
In mir schlugen Alarmsirenen an. Das hatte sich beileibe nicht gut angehört.
»Du weißt mehr, Sheila.«
»Das hoffe ich. Ich habe mit Johnny gesprochen. Er hat mir von seiner neuen Freundin erzählt, ich kenne den Namen. Sie heißt Karena, und er wollte zu ihr.«
»Nicht in die Uni?«
»Davon gehe ich aus. Er war verliebt. Diese Frau hat ihn getroffen wie ein Hammerschlag, und ich weiß auch, dass sie sich in Paddington treffen wollten. In einem alten Haus, in dem diese Karena wohl lebt. Ich kann dir aber nicht genau sagen, wo sich das Haus befindet. Paddington, das ist alles.«
»Danke, Sheila. Das bringt uns zwar nicht viel weiter, aber wir haben so etwas wie einen Hoffnungsschimmer.«
»Ach ja, da fällt mir noch etwas ein. Er hat von der Kanalnähe gesprochen, das habe ich noch behalten.«
»Gut, danke. Da werden wir mal nachdenken und …«
Sie unterbrach mich. »Glaubst du denn, dass man Johnny in eine Falle gelockt hat?«
»Das kann ich dir nicht mit Bestimmtheit sagen. Wir werden es aber herausfinden.«
Sheila war konsequent. »John, ich glaube dir nicht. Du – du machst mir was vor.«
»Inwiefern?«
»Du weißt mehr, aber du willst es mir nicht sagen, um mich nicht zu beunruhigen.«
»Nein, Sheila, ich …«
»Nicht nein, sondern doch. Ich will wissen,
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