1821 - Aus den Tiefen der Hölle
»Ich denke, dass unser Freund hier seine Entscheidung getroffen hat.«
»Und welche?«
»Lass dir das von ihm sagen.«
Cabresi hatte zugehört. Gut ging es ihm nicht. Seine Lippen zuckten und er begann mit einer Bedingung.
»Ich will, dass Sie mein Leben schützen. Ich will überleben und nicht so enden wie mein Bruder. Ist das klar?«
»Habe ich gehört.«
»Und?«, fauchte er mich an. »Können Sie mir das garantieren?«
Er bekam eine ehrliche Antwort. »Nein«, sagte ich, »das kann ich nicht garantieren.«
»Aha.«
Ich schüttelte den Kopf. »Was heißt hier aha? Wir werden unser Bestes tun, aber wir sind keine Supermänner.«
»Weiß ich. Das sind Bullen nie.« Er starrte nach dieser Antwort brütend vor sich hin. Seine Wangen zuckten, und er atmete schnaufend und sagte: »Wenigstens sind Sie ehrlich, und das freut mich. Sie machen mir nichts vor.«
»Warum auch?«
»Andere hätten das getan.«
»Sicher.« Ich nickte. »Und dann wäre da noch etwas. Normales Rauschgift ist schon schlimm, da sage ich Ihnen nichts Neues. Aber dieses veränderte ist das Grauen schlechthin. Die Menschen werden auf den Weg in die Hölle getrieben, und das ist grauenhaft. Und es ist eine andere Hölle, die ein normaler Junkie durchlebt, es ist die wirkliche.«
»Ja, das hat mir schon Jenny Price gesagt.« Er stellte eine nächste Frage. »Und wie geht es jetzt weiter?«
Ich schaute Jane an, auch Suko, und der gab schließlich eine Antwort.
»Vorgeschlagen hatte ich, dass wir zusammenbleiben und dorthin gehen, wo auch Paolo hin will.«
»Zu ihm nach Hause?«
»Genau, John.«
Ich kratzte über mein Kinn. »Das geht schon klar. Und wir werden damit sofort beginnen. Haben Sie das gehört, Cabresi?«
»Habe ich.«
»Müssen Sie noch was regeln?«
»Ich werde anrufen und meinem Bodyguard sagen, dass ich nicht allein komme.«
»Tun Sie das.«
Paolo Cabresi holt mit zitternden Händen sein Handy hervor. Die Nummer war eingespeichert, er lehnte sich zurück und presste das flache Ding gegen sein Ohr.
Wir unterhielten uns inzwischen weiter. Jane Collins sagte mal wieder etwas.
»Ich bin mit dabei, Freunde. Nicht, dass ihr denkt, mich wegschicken zu können.«
Ich hob beide Hände. »Daran haben wir nicht mal im Traum gedacht.«
Jane verdrehte die Augen. »Wenn ich dir doch glauben könnte.«
»Kannst du.«
Sie schlug auf den Tisch. »Ich gehe also mit?«
»Ist okay.«
»Was gibt es?«, fragte Suko.
Paolo Cabresi hatte sein Mobiltelefon vom Ohr weggenommen, behielt es aber noch in der Hand. Er schaute uns an und schüttelte den Kopf.
»Es ist komisch. Bei mir meldet sich keiner. Wu San hätte da sein müssen.«
»Ist er Chinese?«
»Ja.«
Suko wiegte den Kopf. »Glauben Sie, dass etwas passiert ist?«
»Wenn ich das wüsste.«
»Dann sollten wir fahren«, sagte Jane…
***
Paolo Cabresi wohnte in Kensington, nicht weit von der Westseite des Holland Parks entfernt. Ich würde mir hier in dieser Gegend nicht mal eine Miniwohnung leisten können, aber der Mafioso lebte in einem Haus im Zuckerbäckerstil. Es war weiß gestrichen. Wir sahen kleine Türme, Vorsprünge und Stuckarbeiten an der Außenseite.
Wir hatten vor der breiten Garage gestoppt und waren ausgestiegen. Die Luft war lau, über den Himmel schoben sich weiße Wolkenschiffe, und wir erlebten einen sehr nervösen Paolo Cabresi, der von einem Bein auf das andere trat.
»Was haben Sie?«, fragte ich.
»Es ist alles so anders.«
»Wie anders?«
»Es kommt keiner, um uns zu begrüßen. Das ist eigentlich immer der Fall gewesen, wenn ich nach Hause komme.«
»Und wer hat Sie begrüßt?«
»Wu San.«
»Na ja, kann sein, dass er weg ist.«
»Nie. Ich habe eher das Gefühl, dass er tot ist.« Der Mafioso schaute mich mit einem sehr ernsten Blick an.
»Und warum sollte er tot sein?«
»Weil er mich beschützen wollte. Oder das Haus, in das er keinen Fremden hineinlassen will.«
»Das werden wir ja sehen. Sie haben den Schlüssel, Meister.«
»Ja, ja, schon gut.«
Wir gingen auf die Eingangstür zu. Sie war ziemlich schwer, aber eine Hydraulik sorgte dafür, dass sie leicht und auch lautlos nach innen schwang.
Sie gab den Blick in eine kleine Halle frei, bei der mir der Kronleuchter besonders auffiel. Er war riesig.
Aber das war es nicht, was uns schockte.
Es lag an dem Mann, der vom Kronleuchter herabhing. Seine Füße pendelten über dem Boden. Der Kopf steckte in einer Schlinge. Er hätte uns eigentlich anschauen müssen, was er nicht
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