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1821 - Invasion der Igelschiffe

Titel: 1821 - Invasion der Igelschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Panik geraten waren und nicht wußten, was sie unternehmen sollten. Auch hier war die Darstellung professionell, nüchtern und emotionslos. Die Menge drang in ein Raumhafengebäude ein. Wachposten und Polizisten versuchten die Rüsselwesen zurückzudrängen, setzten sogar teilweise ihre Waffen ein. Aber gegen die panisch tobende Menge hatten sie keine Chance. Sie wurden einfach überrannt und niedergetrampelt. An den Türen und Einlässen kam es zu ähnlichen Szenen des Grauens.
    Daniela spürte einen heftigen Schmerz an ihrem linken Arm. Kim Chun Kee hatte danach gegriffen und preßte die Finger zusammen. Seine Lippen bebten, sein Gesicht war kalkweiß, aber auch er schaffte es nicht, seine Gefühle zu unterdrücken, nicht einmal mit Gewalt.
    Daniela konnte den Blick nicht von der Projektionsfläche wenden. Unterschiedlichste Gefühle wirbelten in ihr umher. Da war blankes, Entsetzen angesichts der Szenen, denn sie wußte nun, daß es sich um Realität handelte. Da war Trauer und Mitgefühl, da waren Angst und Grauen, und darunter lag eine Portion Ekel vor sich selbst, weil sie imstande war, sich dieses Grauen anzuschauen. Als sie kurz zur Seite blickte, gleichsam um seelisch Atem zu schöpfen, sah sie eine junge Frau, die die Lippen zu einem Lächeln verzogen hatte und ab und zu sogar nickte, wie anerkennend für die Leistung von Regie und Kamera.
    „In spätestens einer halben Stunde haben sie Matjuula erreicht", stieß Kee atemlos hervor. „Und dann ..."
    Eine mitleidige Seele, entweder hier im Raum oder in der Sendeleitung, hatte den Ton abgestellt. Eine Sprecherin oder ein Sprecher im Off, der das Geschehen wie ein spannendes Weltraumrennen kommentierte, wäre wohl nicht zu ertragen gewesen. Und noch unpassender wäre der schreierische und aufreizende Kommentar gewesen, den man von pseudorealen Inszenierungen her gewohnt war und von reißerischen Reportagen, in denen immer das gleiche Vokabular verwendet wurde: „sinnloser Krieg, grausames Gemetzel, Szenen des Schreckens" und dergleichen.
    Links unten: Bilder aus dem Orbit. Von allen Startbasen und Raumhäfen aus starteten Schiffe: Frachter, Yachten, Shuttles und sogar das eine oder andere Kampfschiff. Es war eine wilde, plan- und kopflose Flucht.
    Die Unither hatten in dieser entsetzlichen Lage nur noch einen Gedanken: weg, so schnell wie möglich weg von hier.
    Eine grelle Detonation überstrahlte dieses Bild, als zwei Yachten dicht über der obersten Schicht der Atmosphäre zusammenstießen. Eines der Schiffe explodierte, das ändere begann havariert abzustürzen und nach kurzer Zeit rotglühend aufzuflammen.
    Was sich im Inneren des in der Ionosphäre verglühenden Schiffes abspielte, blieb der Phantasie vorbehalten.
    Daniela merkte, wie ihr Magen zu revoltieren begann.
    „Schaltet das ab", murmelte sie. „Bitte!"
    Sie bekam keine Antwort. Die Übertragung ging weiter. Unbarmherzig wie das Geschehen über Matjuula selbst.
    Die Tolkander rückten näher. Die beiden äußeren Planeten, unbewohnte Gasriesen, wurden nicht angegriffen. Aber eine Flottille flüchtender Schiffe hatte den falschen Kurs gewählt, flog den Tolkandern vor die Geschütze und wurde binnen weniger Augenblicke ausgelöscht. Dieses Geschehen war als Graphik zu sehen, wirkte aber nicht weniger erschütternd.
    „Kann man den Planeten nicht evakuieren?" rief jemand.
    Borgon schüttelte das mächtige Haupt.
    „Bei zwei Milliarden Einwohnern? Ausgeschlossen!" sagte er raub. Seine Stimme drohte zu kippen.
    Daniela zögerte einen Augenblick, dann stürmte sie aus dem Raum. Sie hastete hinüber zur Medo-Sektion. Sie war verlassen, nur die Roboter waren zur Stelle.
    „Kann ich dir helfen?" erkundigte sich einer der Roboter und rollte hinüber zu Daniela.
    „Es wird sehr bald Nervenzusammenbrüche und seelische Schocks geben, in sehr großer Zahl. Richtet euch darauf ein. Und ich will eine Injektionspistole haben mit einem Beruhigungsmittel, egal was, irgend etwas, womit man solche Schocks verhindern und abschwächen kann."
    „Ich bedauere", sagte der Robot mit erlesener Höflichkeit. In Augenblicken wie diesem konnte man begreifen, warum viele Galaktiker es vorzogen, sich von ihresgleichen und nicht von Maschinen helfen und behandeln zu lassen. „Psychopharmaka dieser Spezifizierung dürfen nur von entsprechend autorisierten Personen und Maschinen verabreicht werden."
    „Dann setzt euch endlich in Bewegung, verdammte Blechkerle!" schrie Daniela, deren Augen sich mit Tränen füllten.

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