1821 - Invasion der Igelschiffe
Galaktiker große Probleme zu haben. Sie bekamen die Tolkanderschiffe einfach nicht exakt genug vor die Visiere.
„Sie haben irgendeinen Ortungsschutz", sagte Kim Chun Kee leise. „Eine neue Technologie, die wir noch nicht kennen. Deswegen."
Um so präziser war das Feuer der Angreifer. Die Unither und die Blues verloren ein Schiff nach dem anderen. Ihre Flotte wurde einfach überrannt; die Tolkander machten sichnicht einmal die Mühe, ihren Kurs zu ändern, abzudrehen oder auszuweichen. Stur flogen sie auf kürzestem Wege Matjuula an und fegten jeden Widerstand aus dem Raum.
Rechts an der Seite änderten sich die statistischen Werte. 16 Prozent Ausfall, 22 Prozent. Es ging sehr schnell.
Einer der großen Diskusraumer der Blues drehte ab, schwer getroffen. Die Reportersonde war nahe genug, um das Schiff zeigen zu können. Große Löcher in der Bordwand, rotglühendes Metall, ein stotterndes Triebwerk.
Fünf Sekunden lang blieb das Bild stabil, dann wurde der Raumer abermals von zwei oder drei Schüssen getroffen und detonierte.
Im Trividsaal war es sehr still geworden. Im Anfang - sogar Daniela hatte unwillkürlich mitgemacht hatten die Bergleute von Kataora die Verteidiger von Matjuula angefeuert, als könnten die Besatzungen sie über Lichtjahre hinweg hören. Aber die Euphorie war rasch verflogen und hatte schaudernder Stille Platz gemacht.
Jetzt war es offenkundig: Matjuula war verloren. Es war nur noch eine Frage der Zeit, von wenigen Minuten.
„Siehst du das, Daniela?" fragte Kim Chun Kee und deutete auf die Wand. „Sie haben noch etwas anderes. Noch bevor die Blues beschossen werden, beginnen einige Schiffe sehr seltsam zu fliegen, als hätten die Kommandanten den Verstand verloren!"
Eine Sekunde lang dachte Daniela, daß wohl jeder den Verstand verloren haben mußte, der sich in eine solche Auseinandersetzung wagte, vor allem auf der Seite der Verteidiger. Aber dann wurde ihr bewußt, daß sie damit das Opfer der Blues und Unither herabwürdigte. Es war eine Sache, grundsätzlich gegen jede Form von Aggression und vor allem gegen Krieg zu sein, und es war eine andere Sache, wenn sich Kämpfe einfach nicht mehr vermeiden ließen, das eigene Leben zu riskieren und zu opfern, um anderen Wesen Freiheit und Leben zu bewahren.
Viel hatten die Unither und Blues nicht erreicht, höchstens ein paar Minuten Aufschub des Unabwendbaren. Aber in diesen Minuten hatten hoffentlich Zehntausende von Matjuula-Unithern per Raumschiff oder Transmitter die Flucht auf eine Welt antreten können, wo sie nicht angegriffen wurden. War es das wert gewesen? Daniela wagte nicht, diese Entscheidung zu treffen - vor allem nicht, weil sie insgeheim befürchtete, daß auch diese glückliche Flucht letztlich nur auf einen qualvollen Aufschub hinauslaufen konnte.
Wer waren diese Tolkander? Was trieb sie dazu, über die Völker des Galaktikums herzufallen, sie anzugreifen und zu bekriegen? Und was Daniela wagte kaum daran zu denken - hatten die Tolkander mit jenen Bewohnern Matjuulas vor, die nicht hatten fliehen können?
Jedes Lebewesen, das sie kannte oder von dem sie gehört hatte, besaß einen Selbsterhaltungstrieb, mal bezogen auf das einzelne Individuum, mal bezogen auf die Spezies als solche. Jedes dieser Geschöpfe zog es vor, das eigene Leben zu bewahren, wenn es nur irgendwie ging. Das mußte ebenso für die Tolkander gelten, wie immer sie auch aussehen mochten - bis jetzt hatte man auf Kataora nur die Schiffe der Tolkander gesehen, aber kein einzelnes Wesen dieser Spezies.
Sie besaßen Raumschiffe und moderne Technik, also mußten sie intelligent sein. War es möglich, daß ein Volk hochentwickelte Technik entwickelte, ohne dabei auch eine gewisse ethische Reife zu erlangen?
„ELL-EFF-TEE, ELL-EFF-TEE! !"
Daniela schrak aus ihren Gedanken auf; sie hatte ein paar Augenblicke lang nicht mehr auf die Wand geschaut.
„Was ist los?" fragte sie den Koreaner hastig.
„Eine LFT-Flotte ist angekommen. Sieh nur, Daniela, eine richtige Flotte! Oh, Mann, jetzt kann sich das Blatt wenden. Hoffentlich!"
Danielas Blick flackerte nach rechts, zur Statistik. Eine Sekunde zögerte sie instinktiv. Sie haßte diese Reportage, die Menschen, die sie machten, und jene, die sie sich wie einen Abenteuerfilm ansahen. Aber sie war gegen die grausige Faszination nicht gefeit.
„Fast eintausend Schiffe", las sie laut mit. „Darunter drei mit 800 Metern, die stärksten Einheiten, die wir haben ..."
Die wir haben. Wir? Großer Gott, in
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