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1823 - Regenten der Träume

Titel: 1823 - Regenten der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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immer noch, die Rolle als blutrünstiger Barbar schien ihm zu liegen. „War ja auch bloß Spaß, Kleiner. Keine Angst, wir tun deinen Freunden mit den Mörderträumen nichts zuleide."
    Demin zischte ein paar leise Worte, die ich nicht verstand. Nichts von Bedeutung, überlegte ich.
    Ich hatte mich unter den Mocksgergern umgehört. Es kursierte immer noch das Gerücht, die Paradea hätten die Zentrifaal mit Traumattacken in den Wahnsinn getrieben. Schlafen mochte von den Mocksgergern kaum noch einer, Zusammenbrüche wie die von Pitcher hatte ich ebenfalls beobachtet.
    Und das, obwohl es seit letzter Nacht definitiv keine Belästigung in den Träumen mehr gab. Ob man gegen ausgemachten Nonsens dieser Art ankam? Ich zweifelte daran, jedenfalls hatten Argumente keinen Sinn.
    Die Situation an Bord des Seelenverkäufers erinnerte mich an eine akute Massenparanoia.
    „Perry!"
    Ich schreckte auf. „Was denn?"
    Bull deutete auf den Monitor. Als farbiges Schema standen im Bauplan der CHIIZ zwei mal sechzehn Kabinen markiert. Es handelte sich um die Unterkünfte der Zentrifaal. In diesem Augenblick fingen die Kabinen der Reihe nach zu blinken an. Mit anderen Worten, der Anschluß ans Abhörsystem hatte geklappt.
    Wir besaßen die Möglichkeit, von hier aus Mikrofone anzuwählen und die Ergebnisse aufzuzeichnen.
    Jeder Ton, den irgendwer in den Unterkünften produzierte, wurde in die positronischen Speicher gebannt.
    Ich klickte eine der Kabinen an.
    „... war ich als Clanloser in Cursor unterwegs, in der Hauptstadt, immer auf der Flucht vor ..."
    Die nächste Kabine: „... nein, sage ich. Ich verspüre wirklich keinen Durst auf ..."
    Und: „... machen wir uns nicht die geringsten Sorgen. Es wird Tote geben, Millionen Tote. So kannst du’s in der Stadt erleben, wenn du dich im Simultantank verzaubern läßt. Millionen Tote, stell dir das vor! Ist es nicht grandios?"
    „Ja!"
    „Sobald wir Z-Z erreichen, dann ..."
    „Die Arbeit muß getan sein ..."
    - „... wird Caliform kommen, und die würdelosen Jahre enden."
    „... hatte mich der Steuereinnehmer aufgespürt. Respekt! Im schlimmsten Viertel! Ich hätte ihn getötet, hätte ich ihn nur töten können, ich hätt’s so gern getan ..."
    Es wurde praktisch überall gesprochen. Beide Clans präsentierten sich redselig, ganz im Gegensatz zu öffentlichen Auftritten.
    „... drücke ich ihr die Luft ab, sehr langsam, bis sie ..."
    „A-Betchaga? Der ist noch immer an der Macht ..."
    „... nein, nein! Das StandardSchlachtschiff hat 780 Meter Kantenlänge. Alle differierenden Angaben kannst du völlig ..."
    Bully schlug auf die AUS-Taste, der Strom der Stimmen stockte. Gleichzeitig schüttelten wir die Köpfe.
    „So kommen wir nicht weiter", sagte der Dicke. „Zuhören können wir denen bis zum Jüngsten Tag. Wir müssen rauskriegen, welche Unterhaltungen wichtig sind und welche nicht."
    „Aber das geht doch nur, indem wir lauschen", jammerte Demin. „Ich ertrage das nicht. Sie reden nur über schlimme Dinge."
    „Es gibt noch eine andere Möglichkeit", erklärte ich. „Wir geben der Positronik bestimmte Schlüsselbegriffe. Nehmen wir zum Beispiel Tod, Angriff, D-Koker, Plan, Hinterhalt, Mord und so weiter. Die Positronik wertet dann selbständig aus. Wir hören nur noch das an; was die entsprechenden Begriffe enthält."
    Die Idee wurde für gut befunden. Während wir uns von den Stimmen der Zentrifaal berieseln ließen, erstellten wir eine Liste und fütterten sie dem Bordcomputer ein.
    Ich nahm eine letzte gezielte Schaltung vor. Eine der Kabinen, eine aus dem Clan A-Kestahs, war zwar belegt, man bemerkte deutlich das Atmen aber nicht ein einziges Wort ertönte. Nur ab und zu klopfende Geräusche, das war alles.
    Wir hörten noch ein paar Minuten dem beinahe schon greifbaren Schweigen zu.
    „Was soll das, Perry?"
    „Ich glaube, Dicker, das ist die Kabine mit dem Behälter."
    „Aber die Wächter sagen keinen Ton."
    „Richtig. Das ist es ja."
     
    *
     
    Wir hofften schon, daß gar nichts mehr passieren würde. Der Tag war verstrichen, ebenso der folgende mit einer Unzahl von Transitionen. Was die Abhöranlage zutage förderte, entpuppte sich als belanglos.
    Bis Zentrifaal-Zentrum waren es noch sieben Stunden Flug, als der Interkom uns aus dem Schlaf riß.
    „Was denn?" rief ich ins Mikrophon.
    „Hier spricht Demin. Wir haben eine Häufung der Suchbegriffe."
    „Welche sind es?"
    „Tod, Plan, Angriff, eigentlich alle."
    „Wir sind auf dem Weg."
    Es dauerte

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