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1826 - Die Schrottsammler

Titel: 1826 - Die Schrottsammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Haut spürte das natürlich.
    „Du kannst mir vertrauen, Alaska", sagte sie. „Ich bin dein gehorsamer Diener. Ich würde dir sofort helfen, wenn ich es könnte."
    Ich verstand. Sie biederte sich wieder einmal an.
    „Wollen wir einen Versuch starten?" fragte die Haut. „Ich verlasse dich für eine Minute, wenn du mir versprichst, daß du mich danach wieder aufnimmst."
    „In Ordnung", antwortete ich. „Du hast mein Wort."
    Die Haut glitt langsam an meinem Körper hinunter und blieb als blasige Gallertmasse neben mir auf dem Boden liegen. Ich entfernte mich ein paar Schritte.
    Dabei hatte ich ganz merkwürdige Empfindungen. Zuerst hatte ich das Gefühl, daß mir irgend etwas fehlte. Konnte es sein, daß ich mich schon nach den wenigen Wochen so sehr mit dem Parasiten verbunden fühlen mußte?
    Ich überprüfte meine gefühlsmäßigen Wahrnehmungen und korrigierte sie in meinen Gedanken. Nein, die Haut fehlte mir nicht. Es war ganz anders.
    Sie lag dort als unansehnlicher Klumpen auf dem Boden, aber ich fühlte mich mit ihr verbunden. Ich spürte ihre Gegenwart fast genauso, als wenn sie noch an meinem Körper gehangen hätte.
    Meine Versuche, sie quasi telepathisch anzusprechen, zeigten zwar keinen Erfolg. Aber ein schwer zu definierender mentaler Kontakt blieb bestehen. Ich konnte ihn nicht einmal mit den Kräften meines Geistes unterbrechen.
    Vielleicht lag es daran, daß die Haut sich wirklich zur Gänze auf mich eingestellt hatte. Vielleicht ließ sie mich ihre Gegenwart ständig fühlen.
    Ich ging in einen Nebenraum und schloß die Augen. Die mentale Tuchfühlung blieb bestehen.
    Nachdenklich kehrte ich in die Bugzentrale zurück. Die Minute war vorüber.
    Ich schüttelte mich angewidert, als sich die Haut anschickte, meinen Körper wieder einzuhüllen, aber ich wehrte mich nicht. Zu meiner Verwunderung spürte ich sogar ein angenehmes Gefühl, als der volle mentale Kontakt wiederhergestellt war.
    „Danke, Alaska", teilte mir die Haut mit. „Ich war für eine kurze Zeit sehr einsam. Wie erging es dir?"
    „Ich habe die Situation noch nicht richtig analysiert. Ich hatte das Gefühl, daß ich irgendwie mit dir in Verbindung stand, aber mit klaren Gedanken konnte ich dich nicht erreichen."
    „Das kann nur Kummerog. Er ist ein Mutant. Du nicht."
    Das klang logisch.
    „Ich habe gelitten", fuhr die Haut fort. „Aber ich habe durchgehalten. Wenn wir die Trennung weiter üben, dann werde ich besser. Ich schlage vor, wir setzen uns ein Ziel. Ich denke an etwa zehn Minuten.
    Allerdings spüre ich, daß ich sterben würde oder verrückt werde, wenn ich noch länger ohne dich wäre."
    Ich wußte nicht, was ich darauf sagen sollte. Der Gedanke, die Haut sterben zu lassen, drängte sich mir wieder auf. Ich war einfach zu verwirrt. Ermattet ließ ich mich in den Pilotensessel fallen.
    Charly, der Roboter, brachte mir meine Mahlzeit. Ich aß mit wenig Appetit, aber reichlich, denn ich wußte ja, daß ich Kummerogs Haut miternähren mußte. Danach schlief ich ein; meine Augen blieben scheinbar offen.
    Ich starrte im Schlaf auf die kupferfarbene Platte Dorotas, auf der plötzlich viele kleine Punkte in allen möglichen Farben einen bunten Reigen tanzten. Dann tauchte ein purpurfarbener großer Punkt auf. Er entstand aus dem Nichts dicht vor der Platte und senkte sich genau in deren Mitte nieder.
    Die vielen anderen Punkte strebten auf den purpurfarbenen Punkt zu und versanken in ihm.
    Der Sahmhorst!
    Das klang wie eine mentale Botschaft.
    Ich bewegte mich gedanklich irgendwo zwischen Schlaf und Wachsein. Genau konnte ich meinen Zustand selbst nicht definieren. Ich war unendlich einsam und verspürte den Wunsch, mich ebenfalls mit dem purpurfarbenen Punkt zu vereinigen.
    Nein, es war nicht mein Wunsch. Er wurde mir nur vorgespiegelt. In Wirklichkeit handelte es sich um Dorotas Wunsch.
    „Haut!" sagte ich im Traum. „Siehst du, was ich sehe? Spürst du, was ich spüre?"
    „Nein, Alaska. Du schläfst. Deine Gedanken ruhen. Ich nehme nichts wahr."
    „Wie können meine Gedanken ruhen, wenn ich mit dir rede?"
    „Ich weiß es nicht, aber ich glaube, jemand anderes hat mentalen Kontakt zu dir aufgenommen."
    „Dorota?"
    „Vielleicht. Ich weiß es wirklich nicht."
    Inzwischen waren alle bunten Punkte in dem purpurfarbenen aufgegangen.
    „Purpur ist die Farbe Zujandrons", hörte ich.
    „Was hast du gesagt, Haut?"
    „Ich habe nichts gesagt", erfolgte die Antwort. „Du träumst, Alaska. Und deine Träume kann ich nicht

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