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1827 - Flucht durch Bröhnder

Titel: 1827 - Flucht durch Bröhnder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Orterreflexe. Eine solche Tragödie hatte ich seit langer Zeit nicht mehr mit angesehen.
    „Dorota", sprach ich leise. „Warum sind sie gestorben? Sag es mir!"
    Aber die Trägerin der Seele blieb stumm.
    Ungefähr die Hälfte der vegaonischen Komponenten war nun ausgelöscht. Ich machte mir bewußt, daß es sich um die Hälfte eines Volkes handelte, um die letzten Nomaden von Bröhnder.
    Die Haut fragte: „Woher weißt du eigentlich so genau, daß sie tot sind?"
     
    *
     
    „Ich ..."
    Die Antwort blieb mir im Hals stecken. Über mein Bewußtsein legte sich ein mentaler Druck von brachialer Härte. Woher der Druck kam, ließ sich nicht sagen.
    Orientierungslos drehte ich mich in der Zentrale. Meine Augen nahmen für einige Augenblicke nur noch Schatten wahr. Der Gleichgewichtssinn gaukelte mir einen Tausch zwischen oben und unten vor.
    Ich konnte mich nur dagegen wehren, indem ich die Sinneseindrücke ignorierte. Was ich sah, war nicht real. Der mentale Druck brachte die Funktionen im Kopf durcheinander. Ähnliches passierte schizophren veranlagten Terranern; Sinneseindrücke landeten im Hirn an der falschen Adresse und wurden demnach falsch interpretiert.
    Ein dumpfer Laut erschütterte die Zentrale. Im ersten Moment befürchtete ich, eines der vegaonisch besetzten Schiffe wäre ganz in der Nähe abgestürzt. Dann aber sah ich ein graues Objekt durch die Zentrale kugeln, und ich begriff, daß Varquasch soeben zu Boden gestürzt war.
    Hinter einem Sessel suchte ich Deckung.
    Mein nächster Gedanke galt den drei Jungen, die er im Beutel geborgen hatte. Da ich an ihrer Geburt eine „Mitschuld" trug, akzeptierte ich auch eine gewisse Verantwortung. Ich hoffte, daß Varquasch nicht auf sie gefallen war. Bei seinem Gewicht hätte das für jeden der drei den Tod bedeutet.
    „Wo seid ihr?" brüllte ich.
    „Hier, Alaska!" schallte es aus einer hinteren Ecke der Zentrale.
    Lanagh, Scheep, Orgelloc ... Und da hinten waren auch Kjaiup und Filibin. Daß ich sie richtig auseinanderhielt, hätte ich nicht beschwören mögen, zumal in meinem angeschlagenen Zustand.
    Sie gaben sich große Mühe, ihrem Vatermutter mit seinen unmotivierten Hopsern aus dem Weg zu gehen. Zu Anfang sah das schwierig aus. Meine gestörte Wahrnehmungskraft ließ sie scheinbar über die Wände nach oben laufen. Farbkleckse lösten sich immer wieder in graue Flächen auf.
    Doch ihre torkelige Gangweise stabilisierte sich zusehends - egal, ob über einer Wand oder an der Decke.
    „Alaska?" fragte die Haut.
    Ich antwortete nicht.
    „Alaska, ich mache mir große Sorgen."
    Obwohl ich als mentalstabilisierter Ex-Halbmutant über besondere geistige Stabilität verfügte, brauchte ich eine Weile, bis ich zur normalen Denkfähigkeit zurückfand. Ich klammerte mich die ganze Zeit an meinem Sessel fest.
    „Vielleicht kann ich dir helfen, Alaska."
    „Wie willst du das denn anstellen?"
    „So!"
    Die Haut zog sich über meinem Gesicht, über dem Körper und über den .Gliedern mit einer fast schon brutal zu nennenden Kraft zusammen. Ich fühlte mich wie in einer schrumpfenden Plastikhülle eingezwängt.
    Das normale Hell-Dunkel-Sehen kehrte prompt zurück, dann die Farbe. Oben und unten standen wieder im richtigen Verhältnis.
    Und das lag nicht allein an meinen Fähigkeiten. Ich spürte sehr genau, wie die Haut mit mir zusammenarbeitete. Über die Verbindung, die wir zueinander hielten, glich einer die Probleme des anderen aus.
    Ich fühlte mich wieder handlungsbereit.
    Mittlerweile ging ich davon aus, daß die vegaonischen Elemente den mentalen Druck erzeugten. Was, wenn sie mit ihrem Tod geistige Energie freisetzten? Und wenn diese Energie dann jedes Lebewesen im Umkreis verwirrte?
    Mit einem heftigen Ruck prallte Varquasch gegen den Sessel. Das Möbelstück wurde beinahe aus der Verankerung gerissen. Aus dem spitzen Mund des Raubyners erklang ein Schmerzensschrei.
    „Varquasch!" schrie ich. „Reiß dich zusammen!"
    Ich sprang einmal kurz hinter dem Sessel hervor, versetzte dem Wesen einen Tritt in die Seite und huschte wieder in Deckung. Denselben Vorgang wiederholte ich einige Male.
    Der Schrei ging in ein dumpfes Wimmern über. Hoffentlich brachte der Schmerz ihn zur Besinnung.
    „Varquasch, nimm dich zusammen!"
    „Saedelaere?"
    „Ja. Ich bin bei dir."
    „Dann ist es gut."
    Ich schaute auf die Orterschirme. Von den knapp tausend Raumschiffen, die vegaonische Komponenten an Bord trugen, waren fünfhundert zerschellt, dreihundert mittlerweile

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