1827 - Flucht durch Bröhnder
Koordination. Er war ebenso wie ich eine der achtzehn obligatorischen Komponenten. So wie er sah ich vermutlich ebenfalls aus, ein pralles Ding mit deutlich größerer Macht als die anderen.
„Dorota!" rief er. „Ich bin froh, dich zu sehen. Zujandrons und Saedelaeres Plan ist aufgegangen."
„Ja. Aber was ist mit Molladaga?"
Seine Ausstrahlung verfinsterte sich. „Wir besitzen keine Spur von ihr, auch keine Hinweise. Ich bin sicher, daß sie nicht am Sahmhorst Maotock aufgetaucht ist. Und wenn sie jetzt noch käme, wäre es viel zu spät. Ich glaube nicht, daß sie noch in unsere Gemeinschaft eindringen könnte."
Über der Stadt sah ich Golomdeth, die Rätin für Bildung, dahinter Goers, den ehemaligen Rat für energetische Forschung. Beide stellten obligatorische Komponenten dar, so, wie ich und Enkendran.
Blieben noch elf weitere von unserer Art. Sie trieben ziellos und weit verstreut über die Landschaft.
Diese restlichen Wesen erkannte ich zwar, aber ich konnte sie aufgrund der Entfernung nicht identifizieren.
Auf die Stadt fiel ein dunkler Schatten.
Es war eine exakt kreisförmige Zone, in die kein Sonnenlicht mehr vordrang. Zuerst betrug der Durchmesser des Schattens lediglich einen Kilometer. Dann aber dehnte sich die Zone aus, bis sie die Stadt praktisch verschlungen hatte.
„Kommt hierher!" riefen die, die sich durch den Schatten bewegten. Es klang euphorisch. „Kommt und sammelt euch!"
Enkendran erklärte: „In den Schatten dringt kein Sonnenwind. Ich nehme an, daß wir dort sicher sind."
Und das, fand ich, war eine gute Nachricht.
Während wir uns auf die Stadt zubewegten, den fröstelnden Mellenbrock in die Mitte genommen, blickte ich zum Himmel empor. Ich sah, daß der Schatten nicht zufällig entstanden war. Vor die Sonnenscheibe hatte sich ein kreisrundes Objekt geschoben. Es war riesengroß und hatte eine pechschwarze Farbe.
Zujandron!
Der oberste Herrscher der Nomaden traf Vorbereitungen für den letzten Akt.
Hatte es nicht immer geheißen, Zujandron verfolge einen geheimen Plan? Zujandron hatte irgend etwas vorbereitet. Darauf hatten sich alle vegaonischen Komponenten verlassen. Egal, ob es tausend oder zehntausend Jahre währte. Wichtig war damals nur, daß es weiterging, egal auf welche Art.
Deshalb war es Zujandrons Aufgabe gewesen, uns am Sahmhorst zusammenzurufen - weil niemand außer ihm gewußt hatte, wie der Sahmhorst einmal aussehen würde.
Ich begriff, daß das schwarze Raumschiff nun- mit dem Sahmhorst identisch war.
Obwohl die Scheibe nicht mehr als hundert Meter durchmaß, füllte sie den Horizont von einem Ende zum anderen aus. Wir sammelten uns über der Stadt, vor dem Sonnenwind geschützt, und beobachteten, wie es finster wurde.
Bald uferten die Ränder der Scheibe über den Horizont hinaus. Zujandron schloß uns mit dem Sahmhorst nun vollständig ein.
„Enkendran!" erscholl eine gewaltige Stimme. „Rat für Koordination. Träger der Intelligenz. Ich rufe dich!"
Es war Zujandrons Stimme.
Das grünstrahlende Objekt, das mit Enkendran identisch war, bewegte sich zuerst sehr langsam, dann mit beachtlicher Geschwindigkeit nach oben und war kurz darauf verschwunden. Ich sehnte mich danach, ihm folgen zu dürfen. Ich fieberte mit allen Fasern nach meiner nichtmateriellen Existenz.
Der Aufstieg hatte etwas Erhabenes, er führte zu neuem Leben und in ein Dasein, ohne das Gefühl, gejagt zu werden.
Ich mußte an das in Blut getauchte Wesen aus meinen Träumen denken. Seine sieben erhobenen Hände waren keine Werkzeuge aus Zeit und Sternenstaub mehr, sondern sie mutierten zu Stein und zerbröckelten. Sie konnten die Seele nicht mehr umfassen, und für das Kollektiv der Ysperay würden sie nie mehr eine Gefahr darstellen.
„Golomdeth. Rätin für Bildung. Trägerin der Sinne. Ich rufe dich!"
Die Rätin an meiner Seite wurde emporgesogen.
„Therno. Rätin für Medizin ..."
„Goers. Rat für energetische Forschungen."
„Seankara. Strategin der Zukunft ..."
„Dorota. Oberste Kriegsrätin. Trägerin der seelischen Kraft."
Ich bin hier! wollte ich antworten, aber ich bekam keinen Ton heraus.
Eine fürchterliche Kraft packte mich.
Was ich bei Enkendran, Golomdeth und den anderen gesehen hatte, entsprach nicht der Wahrheit. Der Eintritt in den Sahmhorst hatte mit Erhabenheit und Würde wenig zu tun.
Ich hatte Angst, daß ich den Eintritt nicht überleben würde.
7.
Saedelaeres Bericht: „Warte, Dorota!"
„Nein, das ist nicht mehr ..."
An
Weitere Kostenlose Bücher