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183 - Die Stadt Gottes

183 - Die Stadt Gottes

Titel: 183 - Die Stadt Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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wir hinter diesen Mauern nach euch suchen«, sagte Laurenzo, der Heiler aus dem Südland.
    Und wieder nickten die anderen Männer.
    »Das wäre nett von euch.« Miss Hardy wies auf den blonden Britanier. »Sigur soll euer Kapitän sein. Jedenfalls solange, bis wir uns verabschiedet haben. Danach mögen diejenigen unter euch, die Sehnsucht nach ihrer Heimat haben und weitersegeln wollen, sich einen Kapitän wählen.«
    Die Männer waren einverstanden. Klaglos akzeptierten sie die Frau, der sie ihre Freiheit zu verdanken hatten, als Kommandantin der Eusebia. Wenn sie Sigur Bosh zum Kapitän machte, war das in Ordnung. Zumal der Britanier neben Ben-Bakr sowieso der erfahrenste Seefahrer unter allen war.
    Die Männer gingen an ihre Arbeit oder aufs Oberdeck an die Reling, um die Stadt und das Flussufer zu beobachten, Hardy und Bosh blieben allein im Ruderhaus zurück. Kaum war der letzte Matrose die Treppe hinunter gestiegen, fiel Honeybutt dem Britanier um den Hals. Sie küssten sich leidenschaftlich. »Schade«, keuchte sie irgendwann und wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab. »Schade, dass unsere Wege sich bald trennen werden – ich könnte mich an dich gewöhnen, du blondes Tier.«
    »Weißt du, ob du in drei Tagen nicht wieder an Bord der Eusebia kommst und den Kapitän anflehst, dich mit nach Britana zu nehmen?« Er saugte sich an ihrem Hals fest.
    »Erstens würde ich den Kapitän nicht anflehen, sondern ihm befehlen, mich mitzunehmen, und zweitens: Was soll ich in Britana?«
    »Ich kenne da jemanden, der würde dir eine Hütte an der Küste bauen und dir anschließend eine Menge Kinderchen machen«, flüsterte Bosh.
    Sie machte sich von ihm los. »Sag mir gelegentlich, von wem du sprichst, damit ich einen Bogen um den Kerl machen kann, ja?« Sie winkte, verließ das Ruderhaus und stieg zum Oberdeck hinunter. Dort hatten sie bereits die Landungsbrücke hinüber auf den Anlegesteg geschoben.
    »Eine Lücke klafft in der Stadtmauer.« Mr. Hacker spähte noch immer durch seinen Feldstecher. »Dahinter raucht eine niedergebrannte Ruine. Die Dächer der Nachbargebäude sind teilweise eingebrochen.«
    »Hört sich nicht nach einem Freudenfeuer an«, sagte Mr. Black.
    »Sehen Sie Menschen?«, wollte Crow wissen.
    Hacker schüttelte den Kopf. »Auf der Mauer und vor der Stadt lässt sich keine Seele blicken. Auch am Ufer des Potomac nicht.«
    »Das ist ungewöhnlich«, sagte Peterson.
    »Nun, schauen wir einfach mal nach, ob jemand zu Hause ist.« Mr. Black verließ die Eusebia als Erster, die anderen folgten ihm. Zurück blieben die zwölf ehemaligen Rudersklaven. Sie blickten Black, Crow, Hacker, Hardy und Peterson hinterher, bis diese hinter der Lücke in der Stadtmauer verschwunden waren.
    ***
    Sabreena schätzte, dass an die achthundert Menschen auf dem Spielfeld standen oder saßen und den Worten des Rev’rends lauschten. Etwa achtzig Schritte entfernt hatte sie Trashcan Kid, Ozzie, Peewee und Loola entdeckt.
    Auch ein paar der Burschen erkannte sie, die sieben Tage zuvor mit den beiden in den Bunker gezogen waren, um den Engerlingen das Leben schwer zu machen.
    In unmittelbarer Nähe der Kids standen zwei Dutzend Männer und Frauen herum, die Sabreena nie zuvor auf den Gassen von Waashton gesehen hatte. Sie trugen lange schmutzige Mäntel und waren ziemlich blass. Kein einziger dieser Typen war je in ihrer Schenke Fackju, Fackjutuu aufgetaucht. Die Mäntel dieser Typen waren zum Teil viel zu weit, und sie bewegten sich merkwürdig steif und unsicher; ganz und gar nicht wie Leute, die aus reiner Neugier ins Stadion gekommen waren.
    Sabreena wusste inzwischen, dass sich der Redner Rev’rend Rage nannte. Sein Bass dröhnte über das Spielfeld des alten Stadions und verzauberte die Menschen. Auch Sabreena spürte, wie ihr seine männliche Stimme unter die Haut ging – eine sympathische Stimme; die Stimme eines Mannes, der genau wusste, was er wollte. Und genau das machte Sabreena misstrauisch.
    Sie beobachtete die Menschen in ihrer direkten Umgebung. Zuerst traute sie ihren Sinnen nicht, denn sie sah einen Mann weinen und beten, den sie vor zwei Tagen aus dem Bordell hatte werfen lassen, weil er eine ihrer Huren verprügelt hatte. Sie entdeckte Taulara, ihre Edelhure, in der Menschenmenge. Die Augen der schönen Frau hingen an den Lippen des Rev’rends, ihr Mund stand offen und eine feuchte Spur zog sich von ihren Augen durch das Rouge ihrer Wangen.
    Auch Yanna, ihre Chefdiebin, erkannte Sabreena. Die

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