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183 - Die Stadt Gottes

183 - Die Stadt Gottes

Titel: 183 - Die Stadt Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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gelten.
    An jenem Abend, Anfang Januar 2523, schneite es, und die Gassen und Straßen wirkten wie die einer Totenstadt.
    Sie begegneten nur wenigen Menschen, als sie die Mauer hinter sich gelassen hatten und über die Umwege einiger Gassen ins Zentrum vordrangen; zwei Dutzend vielleicht. Zweimal trafen sie auf kleine Gruppen, die sich prügelten. Beim letzten Mal gingen Peterson, Hacker und Hardy dazwischen. »Was ist hier los?«, herrschte Miss Hardy die Leute an. »Warum trifft man so wenige Menschen auf den Straßen von Waashton, und was soll die Schlägerei?«
    »Der hat die Rev’rends beleidigt«, hieß es von der einen Seite, »also kriegt er aufs Maul!«, und von der anderen: »Der Hohlkopf fährt auf das fromme Gesülze der Kreuzmänner ab, also kriegt er aufs Maul.«
    Darauf konnten sich weder Miss Hardy, noch General Crow oder Mr. Black einen Reim machen. Doch als Honeybutt, die den Jargon der Straße von Kindesbeinen an gewohnt war, nachfragte, erfuhren sie ungefähr Folgendes: Fremde hatten die Stadt angegriffen. Ein paar Bürger – unter anderen der Schnapshändler und seine Kumpane und die Mitglieder einer Sekte – hatten ihnen das Westtor geöffnet, und die Fremden waren mit zehn Wagen, ungefähr siebzig Horsays und ein paar mutierten Büffeln in die Stadt gezogen. Vor einigen Stunden hatte sich fast die gesamte Einwohnerschaft im alten Rund der Spiele versammelt, um dem Regierungsprogramm dieser Fremden zu lauschen. Und schließlich: Mehr als die Hälfte der Einwohner Waashtons vertraute bereits den neuen Herren der Stadt, die sich Rev’rends nannten und allerhand frommes Zeug zum Besten gaben, oder hatte zumindest nichts gegen diese Männer einzuwenden.
    »Wir kommen gerade zur rechten Zeit, wie es aussieht«, knurrte Mr. Black.
    »Oder zu spät«, antwortete General Arthur Crow.
    »Bilden wir uns darüber ein Urteil, wenn wir uns diese frommen Männer angehört haben«, schlug Honeybutt vor. »Wenn ich alles richtig verstanden habe, halten sie sich im alten Stadion auf. Kein Wunder, das wir niemanden auf der Straße treffen, wenn fast die ganze Stadt sich dort versammelt hat.«
    »Rev’rends?«, wunderte sich Mr. Hacker. »Hat nicht Matthew Drax mal von einem Mann erzählt, den er als Rev’rend bezeichnete?« Niemand antwortete, denn niemand außer ihm erinnerte sich. Miss Hardy führte die kleine Gruppe zum alten Footballstadion.
    Niemand beachtete sie zunächst, als sie durch das Haupttor zwischen zwei Tribünenblöcke traten. Auf dem Spielfeld saßen oder standen Hunderte von Menschen, Stimmengewirr erfüllte das Stadion, und auf der Tribüne gegenüber dem Eingang spielten sich tumultartige Szenen ab. Männer zerrten dort eine Frau die Ränge hinauf, andere Männer und ein paar Frauen drängten sich um einige meist schwarz gewandete Gestalten, die fast alle breitkrempige Hüte trugen.
    »Peil ich’s, oder peil ich’s nicht?« Jemand schob sich an Miss Hardys Seite und fasste ihren Arm. »Bist du das, Honeybutt, oder scheißt mir ein Albtraum das Hirn voll?«
    Miss Hardy runzelte die Stirn, machte sich los und blickte in das bleiche Gesicht des jungen Burschen neben ihr. Er trug einen rostigen Helm mit Ohrenklappen aus brüchigem Leder. Tropfen getauter Schneeflocken hingen daran. Miss Hardy erkannte das blasse Gesicht, und sofort glätteten sich ihre Züge wieder. »Trashcan Kid! Du lebst noch?«
    »Was sollte ein Tier wie mich schon umbringen?« Mit einer Kopfbewegung deutete Trashcan Kid zur Tribüne.
    »Für Sabreena allerdings sieht’s düster aus, wenn wir nicht schnell dazwischen hauen.«
    »Was ist hier los?« Arthur Crow drängte sich an den Burschen heran. Trashcan Kids Miene verdüsterte sich, als er ihn erkannte. Crow hatte den Jungen noch nie gesehen oder ihn zumindest nicht bewusst wahrgenommen. Honeybutt machte den General mit Trashcan bekannt. Auch die Namen der anderen nannte sie.
    Mr. Hacker war kein Fremder für Trashcan Kid, und das Grinsen kehrte auf seine Züge zurück, als er den Running Man erkannte. Der Anblick von Mr. Black verschlug ihm sogar für einen Moment die Sprache –Trashcans Augen wurden groß und begannen zu leuchten. Was hatte er nicht alles gehört von seinem vergötterten Vorbild! Und jetzt stand es leibhaftig vor ihm! Trashcan Kid war wie vom Donner gerührt, sogar die Gegenwart des ungeliebten Arthur Crow vergaß er.
    »Erzählen Sie mal, Mr. Kid«, sprach Black ihn an.
    »Was geht hier vor?«
    Trashcan Kid erschauerte. Wie hatte der Führer der

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