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183 - Die Stadt Gottes

183 - Die Stadt Gottes

Titel: 183 - Die Stadt Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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nachzudenken, stürmte er los und begann sich durch die Menge zu arbeiten. »Hör auf mit dem Bullshit, Loola!«, schrie er.
    »Aufhören!« Die Leute hielten ihn fest und redeten auf ihn ein. Er sollte endlich Ruhe geben, sagten sie, und er sollte sich lieber ein Beispiel an dem jungen Mädchen nehmen und ebenfalls Buße tun. »Wakudascheiße auf eure bescheuerte Buße!« Vergeblich versuchte Trashcan Kid die vielen Hände abzuschütteln, die ihn festhielten.
    Acht oder neun Rev’rends stiegen von der Tribüne, alle hielten sie ihre Feuerwaffen im Anschlag. Schnee sammelte sich auf ihren Hüten. Sie kamen auf das Spielfeld herunter, gingen zu den einzelnen Bußwilligen, nahmen ihnen die Beichte ab und verordneten ihnen die fälligen Strafen. Meistens ging es um Gebete und Fastentage. Einzelne Männer und Frauen wurden jedoch zu Arbeitseinsätzen verurteilt und als persönliche Diener der frommen Streiter engagiert.
    »Lächerlich!«, zischte Arthur Crow.
    »Absolut lächerlich!«
    »Die Leute nehmen es aber ziemlich ernst«, gab Peterson zu bedenken.
    »Trotzdem: Es ist ein Affentheater«, sagte Mr. Hacker.
    »Wir müssen diesem Treiben ein Ende setzen.« Mr. Black beobachtete, wie Miss Hardy versuchte, Trashcan Kid aus der Umzingelung der Menge zu befreien. »So schnell wie möglich.«
    »Welch Freude beim HERRN über so viele bußfertige Sünder!« Der Erzbischof Rev’rend Blood hatte das Megaphon erobert und versuchte sich Gehör zu verschaffen. »Welch Freude, welch Freude…!« Ein Scheitelkamm aus Schnee häufte sich auf seinem Stahlhelm.
    »Und du, mein Sohn?« Ein Rev’rend in weißem Fellmantel sprach Mr. Hacker von der Seite an. »Willst du nicht auch Buße tun?«
    Auf der Tribüne wandte Rev’rend Blood sich an die gefesselte Sabreena. »Und du also bist die Mutter der Huren und Diebe von Waashton?! Du verführst die schwachen Männer der verdorbenen Stadt zu Fleischeslust und starken Getränken?! Ist das wahr? Bekenne deine Sünden!«
    »Weg mit den Fesseln!«, schrie Sabreena. »Ich bin eine freie Frau! Ich verlange, dass man mir sofort die Fesseln abnimmt!« Sie schrie so laut, dass ihre Stimme von den leeren Tribünenhängen widerhallte.
    »Hast du mich nicht verstanden, mein Sohn?« Der Rev’rend in dem weißen Fellmantel legte seine Hand auf Mr. Hackers Schulter und lächelte milde. Er trug einen weißen Hut und hatte weißes lockiges Haar, in dem Schneeflocken hingen. Hacker starrte ihn an wie eine himmlische Erscheinung. »Mein Name ist Rev’rend Flame. Ich habe dich gefragt, ob du nicht auch Buße tun willst.«
    »Sünderin, verstockte!« Auf der Tribüne schrie Rev’rend Blood die Wirtin des Fackju, Fackjutuu an.
    »Willst du wohl endlich deine Sünden bekennen und Buße tun?!« Er hielt ihr das Megaphon hin.
    »Verpiss dich!«, brüllte Sabreena. »Du kannst mir mal den Arsch kraulen!«
    Rev’rend Blood trat einen Schritt von ihr zurück, nahm seine Flinte von der Schulter und lud sie durch.
    »Sehet her, welches Los der HERR den Verstocktesten unter den Verstockten zugedacht hat!«
    Hacker bekam von alledem nichts mit. »Flame also…«
    Versonnen erwiderte er das milde Lächeln des weißen Rev’rends. »Himmel noch mal«, flüsterte er und trat einen Schritt näher an den Rev’rend heran. Viel älter als er selbst konnte der weiße Adonis nicht sein. »Bist du süß…«
    Dann ging alles sehr schnell: Auf der Tribüne fiel ein Schuss, die Leute in Hackers nächster Umgebung schrien wütend auf, Sabreena kippte mit einem blutendem Loch im Schädel auf die untere Sitzreihe, ein dunkelhäutiger Rev’rend mit Zylinder deutete schreiend auf Hacker, und Mr. Black, Miss Hardy, General Crow und Trashcan Kid zogen ihre Schwerter, Äxte und Messer unter den Mänteln und Jacken hervor und versuchten Dutzende von aufgebrachten Angreifern abzuwehren.
    Wahrscheinlich hätten sie sich eine Menge Ärger erspart, wenn sie keine Skrupel gehabt hätten, auf die meist unbewaffneten Männer und Frauen einzudreschen, die sich wütend auf sie stürzten. So aber waren es eigentlich nur Crow und Trashcan Kid, die dem Pöbel ernsthaften Widerstand leisteten.
    Bald pfiffen Kugeln über die Köpfe der Kämpfenden.
    Die Rev’rends griffen mit harter Hand durch. Vier Tote blieben auf dem Spielfeld liegen. Über zwanzig Verletzte wurden auf zwei Wagen der Rev’rends zum Hospital gebracht.
    Während Erzbischof Gnatius Yola alias Rev’rend Blood mit dem Megaphon auf der Tribüne stand und Waashton zur Stadt

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