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183 - Die Stadt Gottes

183 - Die Stadt Gottes

Titel: 183 - Die Stadt Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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fünf Männer liefen über die Brücke – Stock wartete auf der Feuertreppe, und der Rev’rend stand noch im Treppenhaus hinter dem offenen Fenster. Kaum sah er Loola, legte er auch schon seine Flinte an.
    ***
    Eine Zeitlang war es ganz still. Kalte Wut stieg in Honeybutt Hardy auf. Hatten diese Leute schon so viel Respekt vor dem Rev’rend, dass sie schon verstummten, wenn der Bursche sich nur blicken ließ? »Guten Abend!«, sagte sie laut. »Sir!«
    Eine Frau schloss die Zellentür der ersten Zelle auf.
    Honeybutt erkannte die Frau, die sich im Stadion des Diebstahls bezichtigt hatte. Inzwischen kannte sie auch den Namen der kleinen drahtigen Person: Yanna. Die hielt die Tür auf, und vier mit Schwertern und Knüppeln bewaffnete Männer stießen ein halbes Dutzend neue Gefangene in die überfüllte Zelle. Manche bluteten aus Platzwunden an den Schädeln. »Zusammenrücken!«, schrie einer der Bewaffneten. »Los, los!«
    »Ozzie!«, rief der junge Gunny. »Du?« Jetzt erkannte auch Miss Hardy den Gefährten Trashcan Kids. »Wo sind Loola und Peewee?« Ozzie antwortete nicht. Er sank erschöpft auf den Zellenboden.
    »Verräter!« Ein paar der Gefangenen drohten dem Anführer der Bewaffneten mit den Fäusten. »Machst du gemeinsame Sache mit den Rev’rends, Boothcase, du Taratzenarsch?!«, rief einer. »Dafür wirst du irgendwann die Rechnung kriegen, das schwör ich dir!«
    »Er macht gemeinsame Sache mit dem HERRN!«, rief der Rev’rend mit dem weißen Kreuz auf dem Zylinder.
    Dem Getuschel in der Zelle entnahm Miss Hardy seinen Namen: Rev’rend Sweat. »Jawoll! Und dafür hat ihm der HERR jetzt den verantwortungsvollen Posten des Polizeichefs von Waashton anvertraut. Und einst wird er ihm dafür das ewige Leben schenken!«
    »Was für’n großzügiger Vorschuss!«, höhnte es aus der Menge der Gefangenen. Hardy musste grinsen. So gefiel ihr das schon besser.
    »Schweig!« Mit ausgestrecktem Arm deutete Rev’rend Sweat auf den Mann, der Boothcase beschimpft hatte.
    »Dir aber, mein Sohn, dir wird man, so du nicht Buße tust, noch bevor die Sonne dreimal untergeht, eine Rechnung präsentieren, die du nie und nimmer bezahlen kannst!«
    Fluchen, Flüstern und Getuschel verstummten wieder.
    Yanna schloss die Zellentür ab. Angeführt von Boothcase und Rev’rend Sweat zogen die Bewaffneten wieder ab.
    Kaum waren ihre Schritte verklungen, drängten sich die Gefangenen um die Neuankömmlinge. »Was spielt sich da draußen ab?«, wollte General Crow wissen.
    »Wahnsinn, Mann!«, zischte Ozzie. »Ein Wahnsinn spielt sich da draußen ab!« Sein linkes Auge war angeschwollen, seine Oberlippe aufgeplatzt. »Schwere Zeiten sind da draußen angebrochen, verdammt schwere Zeiten, Mann! Vom Wahnsinn geknutschte Mistkerle und Schlampen ziehen durch Waashton. ›Bußwächter‹ nennen sie sich und krallen sich jeden, der die neuen Regeln nicht einhält!«
    »Bußwächter?« Crow und die Männer um ihn herum machten begriffsstutzige Mienen.
    »Leute wie Yanna und Boothcase«, erklärte Ozzie.
    »Leute, die sich zum HERRN bekehrt haben. Bußwächter haben den Job, den Verstockten bei ihrer Buße ein bisschen auf die Sprünge zu helfen.«
    »Aber du hast doch Buße getan«, sagte Gunny. »Hab dich doch mit Loola auf der Tribüne gesehen, bei dem komischen Vogel, der ständig in die Luft geschossen hat.«
    »Rev’rend Rage.« Ozzie schnitt eine finstere Miene.
    »Das ist der gefährlichste von allen. Er wollte, dass ich verrate, wo Trashcan Kid und die anderen sich verstecken, wollte wissen, wo die Einstiege in den Bunker sind, wollte alles Mögliche wissen.«
    »Und?«, fragte Miss Hardy.
    »Hab ihm natürlich nichts gesagt. Da war Schluss mit der Liebe des HERRN, dann gab’s Prügel.«
    »Und Loola?«, wollte Gunny wissen.
    Ozzie zuckte mit den Schultern. »Hat auch nichts verraten. Wäre ja auch noch schöner. Weiß nicht, was mit ihr is, Mann! Weiß auch nicht, wo Peewee steckt. Weiß nur, dass Trashcan Kid und Mr. Black abhauen konnten. Zusammen mit ein paar Nasen von den Engerlingen.« Er verstummte und barg sein geschwollenes Gesicht in den Händen.
    »Die Bußwächter brechen in die Häuser ein«, fuhr einer der anderen Neuankömmlinge fort, als Ozzie beharrlich schwieg. »Sie zerren die Leute heraus und halten ihnen eine Verpflichtung zur öffentlichen Buße unter die Nase. Wer, wie wir, nicht unterschreibt, kommt in den Knast. Oder wird gleich umgebracht, wenn der jeweilige Bußwächter noch eine Rechnung mit ihm

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