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183 - Die Stadt Gottes

183 - Die Stadt Gottes

Titel: 183 - Die Stadt Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Gefahr lief, einen seiner Knechte zu erwischen, drückte er ab. Doch Loola lag längst im Schnee auf der Feuertreppe. Die Schrotladung krachte über ihr in die Hausfassade.
    Mörtel, Schnee und Steinsplitter spritzten ihr ins Haar, auf Arme und Rücken. Während der Rev’rend durchlud, sprang sie auf und hechtete durch das offene Fenster zurück ins Treppenhaus.
    Nichts wie weg hier!
    Während sie die Treppen hinunter hastete, überlegte sie fieberhaft, wie sie Stock und den Rev’rend abschütteln sollte. Die waren doch schon unterwegs zu ihr, hundertprozentig waren sie das! Und dann die Stimmen aus dem Untergeschoss…!
    Plötzlich waren da zwei Männer eine Treppe tiefer vor einer Tür!
    »Wen haben wir denn da?« Ein Bursche grinste zu ihr herauf.
    Es war Hitking, Sabreenas ehemaliger Rausschmeißer. Auch der andere Kerl wurde nun auf Loola aufmerksam. Er grinste schmierig. Aus der offenen Tür drangen Stimmen, Frauenstimmen – eine wütende und eine flehende. Beide kamen Loola bekannt vor. »Was war das für ein Schuss eben?«, fragte Hitking. In seinen groben Gesichtszügen spiegelten sich Misstrauen und Brutalität.
    »Rev’rend Flame.« Loola schlenderte die Treppe hinunter. Sie machte eine gleichgültige Miene. Auge in Auge mit der Gefahr, drängte sich ein weiterer Teil ihrer Persönlichkeit in den Vordergrund: ihre Raubtiernatur.
    »Jagt auf der anderen Straßenseite nach verstockten Sündern, der weiße Rev’rend. Louis ist bei ihm. Haben wohl Glück gehabt und einen von diesen unzüchtigen Hurensöhnen erwischt.«
    Hitking und der andere guckten zwar etwas verblüfft, entspannten sich aber sichtbar. Loola ging an ihnen vorbei. Fast hatte sie es geschafft, da sagte eine Frauenstimme hinter ihr: »Nanu? Trashcan Kids kleine Freundin?« Loola blieb stehen und drehte sich um. Im Türrahmen zwischen den beiden Männern stand Taulara, Sabreenas ehemalige Edelhure. In der rechten Faust hielt sie eine blutige Klinge, so lang wie ihr nackter, mit Blut bespritzter Unterarm. »Du bist abgehauen, als es ernst wurde«, sagte sie scharf. »Und jetzt willst du dich wieder verdrücken?«
    »Ich habe Buße getan!« Loola mimte die Entrüstete.
    Drei Stockwerke tiefer schabte eine Tür durch Geröll.
    »Ich habe Rev’rend Rage meine Sünden bekannt und meine Bußstrafe abgeleistet! Was fällt dir ein, Schwester? Ich bin jetzt eine Dienerin des HERRN, verdammich! Ich bin eine rechtmäßige Bürgerin der Stadt Gottes, ist das klar?!«
    Taulara runzelte die Stirn. Loolas energisches Auftreten verunsicherte sie merklich. »So? Und das sollen wir glauben?« Rat suchend blickte sie zu Hitking.
    »Und das sollen wir glauben?«, echote der und entblößte feixend seine verfaulten Schneidezähne. Unten im Treppenhaus knallten Stiefelsohlen auf Fliesen.
    »Beweise es uns.« Taulara streckte Loola die blutige Klinge entgegen. Mit einer Kopfbewegung deutete sie durch die offene Tür in den Raum hinter sich. »Da drin ist eine dieser Verstocktesten unter den Verstockten. Gib ihr, was der HERR den reulosesten unter den Sündern dieser Stadt zugedacht hat.«
    »Okee.« Loola hätte schwören können, dass es Rev’rend Flame und der Whiskyhändler waren, die Stufe um Stufe nach oben liefen. Nur deswegen nahm sie der ehemaligen Edelhure die Klinge ab. »Wenn es weiter nichts ist…«
    Nur nicht Rev’rend Flame in die Hände fallen, nur das nicht! An Hitking und Taulara vorbei betrat sie den Raum. »Wüsste nicht, was ich lieber täte.« Sie hatte nicht die geringste Ahnung, wie sie aus dieser Falle wieder herauskommen sollte, sie verließ sich ganz auf ihren Instinkt. Als erstes spähte sie nach den Fenstern. Die nach der Straße hin standen offen.
    Es roch irgendwie metallen. Loola senkte den Blick – und hielt den Atem an. Drei Halbwüchsige lagen in ihrem Blut auf dem Fußboden, jeder von ihnen mit durchgeschnittener Kehle. Eine zitternde junge Frau hing an eine rostige Heizung gefesselt an der Wand und starrte Loola verzweifelt an. Es war Peewee. Wahrhaftig – es war die arme kleine Peewee!
    Fuck!
    Loola rutschte das Herz in die Unterhose.
    ***
    Auf einem Wagen hatten sie ihn von der Ruine der alten Polizeibehörde zum Fordtheater gebracht. Vier große Biester mit Raubtiergebiss und teilweise schuppiger Haut hatten den Wagen gezogen. Jetzt wartete er, schon drei oder vier Stunden lang.
    Links saß Boothcase, rechts stand dieses kleine Weibsbild, diese Diebin, wie hieß sie noch mal?
    Gleichgültig – jedenfalls waren beide

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