183 - Die Stadt Gottes
in der Rev’rend Blood sich abwandte und zurück zum Bühnenrand schlurfte, er sah das verächtliche Funkeln in den Augen von Rev’rend Rage, als der sich nun auf den Tisch stützte und ihn anstarrte, und er begriff, dass diese beiden Männer ein Problem miteinander hatten.
Herzlichen Glückwunsch!
»Hören Sie mir zu, Crow«, sagte Rev’rend Rage mit rollendem Bass. »Sie können mir nichts vormachen: Die Leute hier erzählen sich allerhand über Sie. Lug und Trug säumten Ihren Weg zur Macht, Tränen und Blut.«
Crow verschlug es für einen Moment den Atem. »Wir Rev’rends sind das Gericht des HERRN und der Weg zur Versöhnung mit IHM. Noch zwei Tage, dann feiern wir die öffentliche Buße in diesem alten Theater –«, er machte eine Pause, und seine kantigen Züge wurden noch um eine Spur härter, »– oder wir feiern das Gericht, das diejenigen treffen wird, die selbst an einem solchen Tag noch verstockt bleiben wollen. Ich fordere Sie zur Buße auf, Arthur Crow! Und das sind die Regeln für ein Leben nach der Buße. Erstens: Sie unterwerfen sich den Befehlen der Rev’rends, denn wenn Sie den Rev’rends gehorchen, gehorchen Sie dem HERRN! Zweitens: Fluchen ist verboten…«
Ohne eine Miene zu verziehen, hörte Crow sich die Verbote und Gebote an, die Rev’rend Rage verkündete.
Sie gingen ihm zum einen Ohr herein und zum anderen wieder hinaus. Irgendwann sagte Rev’rend Rage laut
»Amen!«, richtete sich über dem Tisch auf und stemmte die Fäuste in die Hüften. Für dieses Mal schien er fertig zu sein.
Crow wich seinem Blick keinen Augenblick aus. »Ich bin ein Mann, der es gewohnt ist, gründlich nachzudenken, bevor er etwas sagt oder gar handelt«, erklärte er schließlich. »Bis zu dieser öffentlichen Bußveranstaltung werde ich also gründlich über Ihre Worte nachdenken, Rev’rend Rage. Und dann werde ich eine Entscheidung treffen.«
Schwere Hände legten sich wieder auf seine Schultern.
Jemand beugte sich von hinten zu ihm herab. Warmer Atem streifte Crows Ohr. »Denke nach, General«, flüsterte Rev’rend Torture, während er Crows Schultern massierte. »Denke gründlich nach, ja, sehr gründlich.«
Die Stimme des Schielenden lächelte. »Und wenn du nachgedacht hast, entscheide dich richtig. Sonst erwartet dich Heulen und Zähneklappern…«
***
»Du willst also nicht Buße tun, du Miststück?« Loola fackelte nicht lange und stürzte sich auf das gefesselte Mädchen. »Du willst nicht umkehren zum HERRN?« Sie stach mit der Klinge nach Peewee, traf aber nur deren Kleider und Haar. »Du willst die Stadt Gottes mit deinem verstockten Sinn beschmutzen?« Wieder und wieder fuhr die Klinge haarscharf an Peewees Körper vorbei, berührte ihn aber nie. Auch in den Boden fuhr sie, und in die Stricke, die Peewee an die Heizung fesselten.
»Verfluchte Sünderin, du!«
Loola spielte ihre Rolle perfekt, und langsam, ganz langsam begriff Peewee, was die Stunde geschlagen hatte: Sie schrie kurz auf, sank auf den Boden, röchelte noch ein paar Mal und verstummte schließlich.
Loola aber hörte nicht auf, mit der Klinge auf sie einzuhacken. »Stirb! Nimm den Lohn der Verstockung! Schlampe! Schmecke die Strafe des HERRN!« Wie eine Rasende kniete sie über der Reglosen. Bis Taulara sie am Haar packte und von Peewees Körper weg riss.
»Du rast ja!«, zischte sie. »Hör auf mit dem Scheiß! Wir müssen es nicht übertreiben!« Überdeutlich stampften jetzt Schritte durchs Treppenhaus.
Loola fuhr hoch, rammte der ehemaligen Hure die Faust in den Solarplexus und riss sie mit dem Rücken an sich. »Tür zu!« Sie drückte Taulara die Klinge an die Kehle. »Tür zu, oder ich schlitze sie auf!« Hitking drückte die Tür zu und schloss sie ab. »Waffen weg und mit dem Bauch auf dem Boden!« Die Männer gehorchten. Peewee sprang auf, schnappte sich die Keule, die Hitkings Kumpane weggeworfen hatte, und schlug sie den Kerlen in den Nacken. Beide verloren das Bewusstsein.
»Loola, du Orguudoobraten!«, flüsterte Peewee. »Ich liebe dich…«
Jemand rüttelte von außen an der Tür. Die Mädchen verständigten sich mit Blicken. Peewee griff sich Hitkings Schwert und huschte zur Tür. Loola zerrte die vor Angst starre Taulara zur Wand neben der Tür. Eine Zeitlang standen sie so und verharrten reglos, schweigend.
Loola konnte Taularas Angstschweiß riechen.
Irgendwann fing einer an, sich von außen gegen die Tür zu werfen. Peewee drehte leise den Schlüssel um und riss dann ruckartig die
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