1831 - Der Jenseits-Bann
du nicht eine Frage?«
»Wie kommst du darauf?«
»Na, in deiner Lage hätte ich so einige Fragen.«
»Welche denn?«
Er beugte sich etwas vor und hatte seine Handflächen auf die Oberschenkel gedrückt. »Zum Beispiel wie es möglich war, dass du ins Leere gegriffen hast, als du mich packen wolltest.«
»Ja, das stimmt. Es hat mich überrascht. Du bist ungeheuer schnell zur Seite gewichen.«
»Nein.«
»Doch, ich habe …«
»Du hast nicht richtig hingeschaut«, unterbrach er sie. »Das hättest du tun sollen. Ich bin da gewesen und war trotzdem nicht vorhanden. So war es.«
»Wie kommt das?«
»Ich kenne das Jenseits. Ich bin Theosoph. Es bereitet mir keinen Schrecken. Ich habe mit den Mächtigen dort einen Pakt geschlossen, und sie haben mich akzeptiert. Ich bin in der Lage, die Zeiten zu wechseln und auch die Dimensionen.«
»Aber du bist nicht tot.«
»Das stimmt.«
»Dann ist es auch nicht das richtige Jenseits gewesen. Die Welt, die für die Toten bereitsteht, in die sie gelangen, wenn sie ihr Leben ausgehaucht haben. Als Seelen oder als Geistwesen. Das ist eine Sphäre, in die kein Mensch hineinschauen kann, obwohl viele es immer wieder versuchen. Aber sie machen sich etwas vor, was das Jenseits angeht, das sage ich dir.«
»Du weißt viel.«
»Nein, ich weiß viel zu wenig.«
»Für mich zu viel. Deshalb gehe ich davon aus, dass du mit einem Hintergedanken zu mir gekommen bist. Aber wie dem auch sei, die anderen sind bereits unterwegs, um dich zu holen. Die Geister holen sich die Menschen. Sie suchen Begleiterinnen für ihre Welten. Acht Frauen warten darauf, dass es bald so weit ist. Sie haben darauf gewartet und auch gefiebert, aber vor ihnen wird es dich erwischen. Du wirst eine andere Welt erleben, aber mit all ihren Schrecken. Ich kenne sie, ich bin praktisch aus ihr gekommen. Ich habe im Feuer gelebt. Ich war ein Büßer, man hat mich entlassen, wieder zurück in diese Welt geschickt und mir sogar einen Körper gegeben, damit ich mich hier unter den normalen Menschen bewegen kann, was ich gern tue. Aber ich habe auch meine Freunde mitgebracht. Sie lauern. Sie wollen Menschen, und sie werden sie auch bekommen. Sie suchen sich Menschen als Begleiter aus, und einer von ihnen wirst du sein.«
Glenda hatte genau zugehört. Ihr Schicksal stand fest. Jetzt mussten nur noch die erscheinen, die sich einen Menschen als Begleiter aussuchten. Sie hatte sie zwar noch nicht gesehen, aber sie wusste von Johns Berichten, wie sie aussahen, und jetzt musste nur noch das Tor geöffnet werden, damit sie freie Bahn hatten.
»Wann werden sie kommen?«, fragte Glenda.
Arthur Gordon lachte. »Kannst du es nicht erwarten?«
»Ich möchte nur wissen, wann sie kommen werden.«
»Sie sind unterwegs.«
»Danke.«
Gordon fing an zu lachen. »He, warum bedankst du dich? Dafür, dass du diese Welt verlassen wirst?«
»Noch bin ich da.«
»Das sehe ich. Aber es wird gleich anders werden. Ich spürte bereits ihre Nähe, und du musst nur nach vorn schauen.«
Diese letzte Bemerkung Arthur Gordons ließ Glenda zusammenzucken. Es tat sich etwas, und Glenda hatte den Eindruck, als hätte sich vor ihr eine riesige Bühne mit einem dunklen Hintergrund geöffnet. Der normale Teil des Zimmers war nicht mehr zu sehen. Alles hatte sich verändert und trotz der Dunkelheit eine gewisse Ferne angenommen. Der Raum vor ihr schien keinen Anfang und auch kein Ende zu haben.
Wie dieser Theosoph das geschafft hatte, wusste sie nicht, aber es war sein Spiel, und das bekam sie in den folgenden Sekunden mit. Die Schwärze blieb und in ihr tat sich etwas. Deutlich war die Bewegung darin zu erkennen.
Und dann erlebte Glenda das, was sie schon von John Sinclair gehört hatte.
Sie sah die ersten blauen Blitze und wusste nun, dass der Spaß endgültig vorbei war …
***
Glenda Perkins hielt den Atem an. Sie wusste, dass sie sich konzentrieren musste. Eine Anlenkung hätte in diesem Fall fatale Folgen gehabt, und sie hätte der anderen Seite den Triumph überlassen müssen.
Den sprach Gordon auch aus.
»Siehst du sie?«
»Ja, die Blitze.«
»Genau. Es sind die Geister aus dem Fegefeuer. Sie haben eine Aufgabe übernommen. Sie werden kommen und für dich als Begleiter ins Jenseits fungieren. Sie sind ein kleines Wunder. Du wirst sie erleben. Sie sind noch in der Zwischenwelt. Aber manchmal kommen sie hervor, so wie das jetzt der Fall ist. Dann geschieht so etwas wie ein Wunder, und sie nähern sich den Menschen.«
»Um sie zu
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